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Wilde Chrysantheme

Wilde Chrysantheme

Titel: Wilde Chrysantheme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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kräftigen herzoglichen Bediensteten vor der Tür, um sie zu beschützen. Es gab auch keine Spur von dem unangenehmen Ritter, der sie bisher bei ihren Ausritten begleitet hatte. Die Luft war rein. Er hatte es auf dem legitimen Weg mit seinem Appell an die Forsetts versucht und war gescheitert. Jetzt würde er das tun, was ihm schon die ganze Zeit vorgeschwebt hatte. Er würde Juliana von der Straße weg entführen. Und würde sie behalten, bis er genug von ihr hatte. Dann ging es vors Gericht. Er brauchte nicht die Hilfe jenes Trunkenboldes Edgecombe. Die nächste Partie gewann er ganz allein.
    Aber sie hatte ihn gesehen. Das erschrockene Aufblitzen in ihren Augen war ihm nicht entgangen. Sicherlich würde sie ihm nicht geradewegs in die Arme spazieren. Hocherfreut über seine Schläue machte George kehrt und ging um das Haus herum zur Rückseite. Juliana war ein gerissenes Miststück. Sie würde versuchen, ihm zu entwischen, und es gab für sie nur eine Möglichkeit, das zu tun.
    Juliana betrat die schmale Gasse und blickte sich mißtrauisch nach allen Seiten um. Ein ausgemergelter Straßenköter schnüffelte an den Abfällen im Rinnstein, aber ansonsten rührte sich nichts. Sie schlüpfte hinaus und hastete in Richtung Charles Street, ein tröstliches Viereck von Licht am Ende des dämmrigen, von stinkendem Unrat gesäumten, kopfsteingepflasterten Durchgangs. Wenige Minuten später gelangte sie auf die belebte Straße und sah sich suchend nach einer Mietsänfte oder einer vorbeifahrenden Droschke um.
    Und dann geschah es. In der einen Minute stand sie noch im hellen Sonnenschein, in der nächsten war sie in undurchdringliche, erstickende Schwärze eingehüllt. Sie hörte nichts, sah nichts. Jetzt waren ihre Glieder in dicken Falten von Stoff gefangen. Eine Hand preßte sich hart auf ihr Gesicht und erstickte ihre Hilfeschreie. Blitzschnell wurde sie hochgehoben, herumgedreht, wie ein Bündel über eine Schulter geworfen und durch eine enge Öffnung gezwängt, wobei sie sich unsanft den Kopf an einer Kante anstieß. Arme wie Eisenbänder umklammerten sie, hielten sie so unbarmherzig fest, daß sie sich nicht rühren konnte. Eine Peitsche knallte, und plötzlich ging ihr auf, daß sie in einer Art Kutsche sein musste. Das Fahrzeug setzte sich mit einem Ruck in Bewegung, und die Arme um sie verstärkten ihren Griff noch. Sie zappelte wild und trat heftig mit den Füßen um sich, aber die Hand preßte den dicken, gefütterten Stoff ohne Gnade gegen ihren Mund und ihre Nase, bis schwarze Flecken vor ihren Augen tanzten und ihre Lungen verzweifelt nach Luft schrien. Sie gab ihr Sträuben auf, und der erstickende Druck auf ihrem Gesicht ließ augenblicklich nach. Sie war es gewohnt, sich selbst als grobknochig und kräftig zu betrachten, stark genug, um sich erfolgreich gegen einen Angreifer zu wehren, aber wie sollte sie kämpfen, wenn sie nicht mehr atmen konnte.
    Mucksmäuschenstill verhielt sie sich. Die Decke, die sie einhüllte, roch durchdringend nach Pferd. Als sie wieder etwas klarer denken konnte, erkannte sie, daß sie in Georges Gewalt war. Ihr Peiniger war ein beleibter Mann, wie George, und sie konnte seinen schwammigen Körper fühlen, konnte fühlen, wie sein Fleisch hin und her wabbelte, während er sie an sich preßte. Ein Schauder des Ekels packte sie. Was hatte er vor? Was würde er mit ihr anfangen? Aber sie kannte die Antwort auf diese Frage nur zu gut. Vor ihrem geistigen Auge sah sie George betrunken vor sich stehen, sein Blick voller Lüsternheit, seine dicken Lippen feucht von Speichel und Gier. Schon spürte sie seine großen Hände auf ihrem Körper, konnte fühlen, wie er ihr die Kleider vom Leib riß und sich auf sie fallen ließ, während sie hilflos unter ihm lag, halb erstickt von seinem üblen Gestank…
    Panik wallte in ihr auf, und sie begann erneut, sich mit aller Kraft zu wehren, während ihre Beine verzweifelt gegen die beengenden Falten ihrer Röcke und der Decke ausschlugen, die sie umhüllte. Erneut wurde der gefütterte Stoff auf ihren Mund und ihre Nase gepreßt. Wieder rang sie keuchend nach Luft… und dann kam die Kutsche plötzlich mit einem Ruck zum Stehen. Verwirrte Schreie ertönten. Dann ein dumpfes Geräusch und ein Plumps, der die Kutsche heftig erzittern ließ, als wäre jemand mit einem Satz in das Fahrzeug gesprungen. Der Druck auf ihrem Gesicht ließ im Handumdrehen nach. Ihre Lungen sogen gierig die heiße, stickige Luft ein, die in den schmuddeligen Falten der

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