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Wilde Chrysantheme

Wilde Chrysantheme

Titel: Wilde Chrysantheme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Lord Quentin miteinander sprechen und sich verstohlen anlächeln, in einer leichten, flüchtigen Berührung die Hand des anderen streifen, Seite an Seite auf dem Sofa sitzen, die Köpfe dicht zusammenstecken über ein Buch mit Illustrationen gebeugt.
    »Das sind wir!« Quentin wandte sich vom Fenster ab, um seine Tasse entgegenzunehmen. In seinen Augen lag Schmerz und Hoffnungslosigkeit.
    »Aber Sie empfinden mehr füreinander als Freundschaft.« Juliana ertappte sich dabei, wie sie den Stier bei den Hörnern packte, ohne daß es eine bewußte Entscheidung gewesen wäre. Ihre plötzlichen Eingebungen gewannen immer wieder die Oberhand über sie, aber vielleicht erwies es sich in diesem speziellen Fall zur Abwechslung einmal als hilfreich.
    Quentin verstummte für eine Weile. Er trank seinen Kaffee, dann sagte er: »Merkt man das so deutlich?«
    »Ich schon.«
    »Dabei gebe ich mir so große Mühe, meine Gefühle zu vertuschen, Juliana.« Seine Stimme war leise und von Qual erfüllt, spiegelte den Kummer in seinen Augen wider. »Aber ich kann die Vorstellung, daß sie Tarquin heiraten wird, einfach nicht ertragen. Daß sie irgend jemanden heiratet und nicht mich.« Er begann, nervös zwischen Fenster und Tür auf und ab zu wandern, während die Worte aus seinem Mund hervorsprudelten, als hätte Juliana eine unterirdische Quelle angezapft. »Im Grunde müßte ich sofort nach Melchester zurückkehren. Um nicht der Versuchung zu erliegen. Aber ich schaffe es nicht.«
    »Haben Sie Ihre Belange mit dem Erzbischof inzwischen geregelt?«
    Quentin schüttelte den Kopf. »Wenn es so wäre, dann hätte ich keinen Vorwand mehr, noch zu bleiben… um Tarquin in jeder Minute, die ich in Lydias Gesellschaft verbringe, zu hintergehen.«
    »Sie sind zu streng mit sich selbst«, rückte Julia die Sache zurecht. »Das ist doch kein Betrug, wenn Sie mit Lydia zusammensitzen und…«
    »Ich
begehre
sie!« unterbrach er sie voller Qual. »Gott helfe mir, Juliana, aber ich begehre die Ehefrau eines anderen Mannes!«
    »Noch ist sie ja nicht seine Ehefrau«, schränkte sie ein.
    »Treiben Sie keine Haarspalterei!« Er ließ sich in einen Sessel sinken und vergrub sein Gesicht in den Händen. »Es ist eine Todsünde. Ich weiß es, und trotzdem kann ich mein Verlangen nicht unterdrücken.«
    »Aber sie empfindet das gleiche für Sie.«
    Quentin hob den Kopf. Sein Gesicht wirkte verhärmt. »Sie hat es mir gesagt. Gott möge mir verzeihen, aber ich habe sie gefragt. Ich habe sie zu einem Geständnis gezwungen.« Er ließ seinen Kopf mit leisem Stöhnen in seine Hände sinken.
    Juliana schob eine widerspenstige Locke hinter ihr Ohr. All dies Gerede von Sünde war bei einem Geistlichen naturgemäß zu erwarten, wie sie annahm; aber da Quentin sich in seiner leidenschaftlichen Ergebenheit gegenüber Lydia bestimmt nicht so weit hatte hinreißen lassen, den Liebesakt mit ihr zu vollziehen, schien er mit seiner Selbstgeißelung wirklich ein bißchen zu übertreiben.
    »Warum bitten Sie den Herzog nicht, Lady Lydia freizugeben?« Diese Lösung schien ihr durchaus naheliegend.
    Quentin stieß ein kurzes, bitteres Lachen aus. »Manchmal vergesse ich, wie weltfremd Sie sind. Lydias Familie würde eine Heirat mit mir niemals gutheißen. Nicht, wenn ihre Tochter dazu bestimmt ist, Herzogin zu werden. Unsere Welt richtet sich nicht nach Gefühlen, meine Liebe.«
    Juliana weigerte sich, sich mit dieser Erklärung zufriedenzugeben. »Aber Lydia ist doch sicher nicht geldgierig, oder?«
    »Lydia? Großer Gott, nein! Sie ist ein Engel!«
    »Ja, natürlich! Aber wenn sie keinen Wert darauf legt, Herzogin zu werden, dann kann sie ihre Eltern vielleicht davon überzeugen, daß sie in Wirklichkeit einen anderen Mann liebt.«
    Der erfahrene Quentin schüttelte den Kopf, fast amüsiert über diesen naiven Pragmatismus. »Lord und Lady Melton würden auf eine solch vorteilhafte Partie für ihre Tochter niemals verzichten.«
    »Aber mal angenommen, der Herzog würde anbieten, Lydia freizugeben?« schlug sie vor, »Ihnen zuliebe! Wenn er wüßte, wie Sie fühlen – wie Lydia fühlt.«
    »Mein liebes Mädchen, das wäre das gleiche, als wenn er sie im Stich ließe. Tarquin würde ihr niemals so etwas antun… oder ihrer Familie. Außerdem«, fügte er mit einem wehmütigen Seufzer hinzu, »bringe ich es niemals über mich, Tarquin um einen solchen Gefallen zu bitten. Er will diese Verbindung. Im Laufe der Jahre hat er so viel für mich getan, daß es mir einfach

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