Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wilde Chrysantheme

Wilde Chrysantheme

Titel: Wilde Chrysantheme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
Vom Netzwerk:
Fleisch in ihrem Schoß liebkosten, öffnete er die Augen und blickte in Julianas Gesicht. Ihre eigenen Augen waren weit aufgerissen, von Freude und Entzücken erfüllt, und ohne eine Spur von Bedenken oder Ablehnung unter der jadegrünen Oberfläche. Sie gab sich ihm hin, als wäre niemals ein böses Wort zwischen ihnen gefallen, und in dem Moment wußte er, daß sie sich ihm mit Leib und Seele schenkte.
    Und in jenem selben Augenblick verstand er plötzlich, was sie von ihm wollte. Ein Geschenk, das ohne jeden Vorbehalt gemacht wurde. Das Geschenk seiner selbst. Hier – in Gestalt dieser leidenschaftlichen, hingebungsvollen Frau, die seinen Körper umschloß, während er ihren besaß – bot sich ihm die Chance einer Liebe für alle Zeit. Einer Partnerin im Geiste und im Herzen.
    Juliana hob eine Hand und berührte sein Gesicht, jetzt mit einem Ausdruck des Erstaunens in den Augen. Tarquin wirkte plötzlich wie verwandelt. Der Atem stockte ihr in der Kehle, als sie die Botschaft in seinen leuchtenden Blicken las. Dies war ein anderer als der Mann, der nicht an die Realität der Liebe glauben konnte.

23. Kapitel
    Sir Ridge ließ die Würfel rollen. Sie kullerten über die Tischplatte, die von den Uberresten seines Dinners unzureichend gesäubert worden war, und blieben in einer Pfütze von Ale liegen. Eine Sechs und eine Eins. Angewidert spuckte er in das Sägemehl zu seinen Füßen und hielt die Portweinflasche schräg an seinen Mund, um sich zu trösten. Seine Guineen wurden mit einem schadenfrohen Grinsen von seinem Mitspieler eingeheimst, der sich zweimal in die Hand spuckte, die Würfel ein paarmal von einer Handfläche in die andere warf, ein gotteslästerliches Gebet murmelte und sie dann mit Schwung auf den Tisch plazierte. Ein Stöhnen stieg von den Zuschauern auf, die sich um die beiden Spieler drängten, als sie die Zahlen sahen. Der einäugige Kapitän zur See hatte schon den ganzen Abend ein unverschämtes Glück.
    George schob seinen Stuhl zurück. Er hatte weitaus mehr als die Summe verspielt, die er sich selbst als Grenze gesetzt hatte, und ihn plagte das höchst ungute Gefühl, daß seine Verluste sogar noch seine Kalkulationen überstiegen. Sein Hirn war inzwischen zu stark von Ale und Portwein benebelt, um noch exakte Berechnungen anstellen zu können; doch im kalten, schmerzenden Licht des neuen Tages würde er gezwungen sein, der Realität ins Auge zu sehen.
    Als er sich schwankend auf die Füße erhob, legte sich plötzlich eine Hand auf seine Schulter, und eine Stimme sprach gedämpft in sein Ohr. Es war eine Stimme, die so kalt klang wie ein winterliches Meer, und sie ließ ein Frösteln über Georges Rücken laufen, als näherten sich bereits solch eisige Fluten.
    »Wollen Sie irgendwohin, Ridge?«
    George drehte sich unter der Hand auf seiner Schulter herum und ertappte sich dabei, wie er in ein Paar ausdrucksloser grauer Augen in einem schmalen, vornehmen Gesicht starrte. Um die feingeschnittenen Lippen spielte die Andeutung eines Lächelns, aber es war ebenso kalt und erbarmungslos wie die Stimme. Er erkannte den Mann augenblicklich. Sein Blick schweifte hastig durch den Raum auf der verzweifelten Suche nach Unterstützung, doch niemand achtete auf ihn. Die glasigen Blicke der übrigen Gäste klebten gebannt an dem Würfelspiel.
    »Ich denke, es wird angenehmer für alle Beteiligten sein, wenn wir unsere kleine Unterhaltung in den Stallhof verlegen«, sagte der Herzog von Redmayne. Er nahm seine Hand von Georges Schulter. Plötzlich fand sich George in dem eisenharten Griff von zwei Pranken wieder, die sich so hartnäckig von hinten um seine Ellenbogen schlössen wie die Fangarme eines Tintenfisches.
    »Hier entlang, Bürschchen«, schnarrte eine Stimme dicht an seinem Ohr. Georges Füße berührten kaum den Boden, als er ohne Nachsicht durch den überfüllten Schankraum geschubst wurde und hinaus in den Hof hinter der Schenke.
    Die Nacht war heiß. Zwei Stallknechte, die auf umgedrehten Wasserfässern saßen, Pfeife rauchten und zwanglos miteinander schwatzten, hoben den Kopf und blickten zuerst mit eher spärlichem Interesse auf die drei Männer, die den Hof betraten. Ihre Augen weiteten sich neugierig, als sie die seltsame Gruppe genauer betrachteten. Ein vornehm wirkender Gentleman in schwarzer, goldbestickter Seide, der aussah, als wäre er geradewegs aus dem Palast von St. James spaziert; ein zweiter Gentleman, ziemlich untersetzt und mit hochrotem Gesicht, in einen scharlachroten

Weitere Kostenlose Bücher