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Wilde Chrysantheme

Wilde Chrysantheme

Titel: Wilde Chrysantheme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Taftanzug und eine gelbgestreifte Weste gekleidet; und ein dritter Mann in den abgeschabten Lederhosen und dem groben Wollwams eines Landarbeiters. Der zweite Gentleman begann zu protestieren und versuchte, sich aus dem Griff des Landmanns zu befreien. Der elegante Gentleman lehnte derweil lässig gegen eine niedrige Steinmauer. Er trug eine lange Pferdepeitsche in der Hand, die sich um seine mit Silberschnallen geschmückten Schuhe aus rotem Leder schlängelte.
    »Nehmen Sie gefälligst die Hände weg!« tobte George, als es ihm endlich gelang, einen Blick auf den Mann zu werfen, der ihn festhielt. Er konnte sich zwar nur noch vage an die unliebsame Störung in der Droschke erinnern, unmittelbar bevor er das Bewußtsein verlor; aber sein Peiniger hatte etwas an sich, das ihm schrecklich bekannt vorkam. George wehrte sich mit erneuter Heftigkeit gegen den schraubstockartigen Griff um seine Arme.
    »Ich möchte mich nur einen Moment mit Ihnen unterhalten«, näselte der Herzog, während er die Peitsche auf den Boden knallen ließ.
    Georges Blick schweifte angstvoll nach unten. Die schmale Lederschnur hatte etwas höchst Ungemütliches an sich, als sie über das Kopfsteinpflaster tanzte und züngelte. Ted verlagerte seinen Griff fast beiläufig, aber sein Opfer erkannte augenblicklich, daß es noch fester als zuvor umklammert wurde.
    »Ich an deiner Stelle würde Seiner Gnaden aufmerksam zuhören«, riet Ted ihm. »Sperr die Ohren auf und gib gut acht, Bürschchen.«
    Tarquin unterzog George Ridge einer nüchternen Musterung, bevor er sagte: »Vielleicht hätten Sie die Güte, mir zu erklären, warum Sie Lady Edgecombe Ihre Einladung derart penetrant aufgedrängt haben. Sie hat mir berichtet, daß sie ganz und gar nicht geneigt war, in Ihre Droschke zu steigen.«
    Ted trat von einem Fuß auf den anderen und sah sich neugierig im Hof um, verstärkte seinen Griff jedoch noch ein wenig mehr, als er Georges Arme auf dessen Rücken zog.
    George befeuchtete seine plötzlich trockenen Lippen mit der Zungenspitze. »Sie beherbergen eine Mörderin unter Ihrem Dach, Mylord. Die Mörderin meines Vaters. Er war Juliana Ridges Ehemann.« Er versuchte, bei seiner Denunziation gebieterisch zu klingen, voller Selbstvertrauen und gerechter Empörung, doch seine Stimme kam gepreßt und abgehackt über seine Lippen.
    »Und wer, bitte, ist diese Juliana Ridge?« fragte der Herzog in gelangweiltem Ton, als er seine Schnupftabakdose aus der tiefen Tasche seines Gehrocks zog. Er ließ den Deckel aufschnappen und schnupfte in aller Muße eine Prise Tabak, während George sich anstrengte, aus der ganzen Sache schlau zu werden. Viscount Edgecombe war überzeugt gewesen, daß der Herzog alles über Julianas dunkle Vergangenheit wußte.
    Er holte tief Luft. »Juliana Ridge ist die Frau, die in Ihrem Haus lebt. Die Frau, die sich Viscountess Edgecombe nennt. Sie war mit meinem Vater verheiratet, Sir John Ridge aus dem Markt Ashford in der Grafschaft Hampshire.« Ängstlich hielt er inne und rechnete sich seine Chancen aus. Der Ausdruck Seiner Gnaden hatte sich nicht verändert; er sah noch immer extrem gelangweilt aus.
    Verzweifelt fuhr George fort: »Ich nehme an, Mylord, als Sie Juliana in dem Bordell fanden, wußten Sie nichts über ihre Vorgeschichte… aber…« Seine Stimme erstarb unter dem jetzt vernichtenden Blick des Herzogs.
    »Sie scheinen den Verstand verloren zu haben, Sir«, erwiderte der Herzog ruhig, während er die Peitsche in seiner Hand zusammenrollte. »Sonst würden Sie es nicht wagen, den Namen einer Frau zu beleidigen, die mit meinem Cousin verheiratet ist, und unter meinem Dach und Schutz weilt. Ist es nicht so?«
    Die letzte Frage wurde in einem gefährlichen Tonfall ausgestoßen, und der Herzog trat einen Schritt auf George zu, der sich nicht rühren konnte, weil der Mann in seinem Rücken seine Arme wie ein Schraubstock umklammerte.
    »Mylord«, sagte George, jetzt mit deutlicher Verzweiflung in Stimme und Blick. »Ich versichere Ihnen, daß ich genau weiß, wer sie ist und wer sie war. Sie hat Sie hereingelegt und muß für ihre Tat vor Gericht gestellt werden. Ihr Ehemann hat die Absicht, sie zu verstoßen, sobald sie wegen Mordes angeklagt ist, und…«
    Der Herzog schob den glänzenden Holzgriff der Peitsche unter Georges Kinn, fast sanft, so schien es, dennoch konnte der zitternde George den schmerzhaften Druck des Instruments spüren. »Die Dame, die unter meinem Dach lebt, ist eine entfernte Cousine von mir aus

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