Wilde Chrysantheme
Seien Sie so nett und steigen Sie aus.« Die Andeutung von Härte, die sie schon einmal vernommen hatte, schwang wieder in seinem freundlichen Tonfall mit. Juliana blickte die Straße entlang, dann hinunter auf den Pferdeknecht, der unbewegt geradeaus starrte. Ihr blieb wohl kaum eine andere Wahl, oder?
Sie reichte dem Herzog ihre Hand und kletterte aus dem Zweispänner. »Gutes Mädchen«, flüsterte er anerkennend, und sie hätte ihm am liebsten einen Fußtritt versetzt. Statt dessen wand sie ihre Hand brüsk aus seinen Fingern, marschierte die Treppe zu der offenen Haustür hinauf und überließ es ihm, ihr zu folgen.
Ein Lakai verbeugte sich, als sie an ihm vorbei in die marmorgeflieste Halle rauschte. Juliana vergaß ihren Zorn und ihre Furcht für einen Moment, während sie sich umblickte und die feinen Stuckverzierungen an der hohen Decke musterte, die massiven silbernen Kerzenleuchter, die zierlichen vergoldeten Möbel, den eleganten Schwung der hufeisenförmigen Treppe. Forsett Towers, wo sie ihre Kindheit verbracht hatte, war ein solider, durchaus angemessener Wohnsitz für einen Gentleman, aber dieses Haus stellte eine völlig andere Dimension dar.
»Bringen Sie die Erfrischungen in das Morgenzimmer«, wies der Herzog den Lakaien über seine Schulter hinweg an, während er einen Arm um Julianas Taille legte und sie mit sich zur Treppe zog. »Tee, Limonade und Kuchen für die Dame. Sherry für mich.«
»Ich nehme an, Ihre Bediensteten sind daran gewöhnt, daß Sie Damen ohne Begleitung zu Gast haben«, stellte Juliana eisig fest, als sie mit solchem Nachdruck die Treppe hinaufbugsiert wurde, daß ihre Füße kaum die Stufen berührten.
»Ich habe keine Ahnung, ob sie daran gewöhnt sind oder nicht«, erwiderte der Herzog. »Sie werden bezahlt, meine Anweisungen auszuführen. Darüber, was sie sich dabei denken, zerbreche ich mir nicht den Kopf.« Er öffnete eine Tür, die in ein kleines Wohnzimmer führte, ein sonniger und heiterer Raum mit gelben Seidentapeten und einem Aubusson-Teppich. »Ich habe mir gedacht, daß dies hier Ihr eigenes privates Wohnzimmer sein sollte. Meinen Sie, daß es Ihnen gefallen würde?« Seine Hand in ihrem Rücken schob sie energisch vorwärts, noch während sie sich fragte, ob sie ihn richtig verstanden hatte.
»Es ist ein ruhiger und angenehmer Raum, und die Fenster bieten einen Ausblick auf den Garten hinter dem Haus«, fuhr er fort, während er auf das Fenster zeigte. »Wenn Sie die Ausstattung ändern möchten, dann steht es Ihnen selbstverständlich frei, den Raum ganz nach Ihrem Geschmack neu einzurichten.«
Juliana sagte sich, daß dies nur ein Traum sein konnte… ein entsetzlicher, grauenerregender Alptraum, der jeden Moment wie ein zerbrochenes Spielzeug auseinanderfallen würde. Aber der Herzog hatte sich wieder zu ihr umgewandt und lächelte zärtlich, als er ihre Hände ergriff und sie an sich zog. Ihr Blick war auf seinen Mund geheftet, der schmal, aber fein geschwungen war und etwas ausgesprochen Sinnliches hatte. In den tiefliegenden grauen Augen glitzerte Belustigung und Verständnis und noch etwas anderes – ein Aufflammen von Begierde, so daß erneut prickelnde Erregung in ihren Adern aufwallte. Und dann war sie verloren in der Wärme und dem Duft seiner Haut, als sein Mund hungrig und ohne zu zögern Besitz von ihren Lippen ergriff. Und sie reagierte ebenso ungestüm, willenlos und ohne nachzudenken. Den Mund noch immer auf ihren gepreßt, strich er zart mit einer Fingerspitze über die volle Rundung ihrer Brüste über dem Dekollete. Sie stöhnte lustvoll an seinen Lippen, und als sein Finger in das tiefe Tal zwischen ihrem Busen glitt, zog sich ihr Magen heftig vor einem Verlangen zusammen, das sie nicht benennen konnte. Statt dessen drängte sie sich an seinen Körper, und ein wilder, primitiver Triumph erfüllte sie, als sie sein steifes Glied an ihrem Leib fühlte.
Ein Klopfen an der Tür unterbrach den süßen Zauber, und Juliana sprang mit einem alarmierenden Keuchen zurück. Sie wandte sich errötend ab und bedeckte ihre brennenden Lippen mit einer Hand, als ein Lakai ein Tablett auf der Anrichte abstellte und den Herzog fragte, ob er sonst noch etwas wünsche. Tarquin antwortete so kühl und gelassen, als wäre in den letzten Minuten nicht das geringste geschehen. Juliana, die noch völlig gefangen war von dem Gefühl seiner Erektion, die sich so hungrig gegen ihren Bauch gedrängt hatte, konnte nicht verstehen, daß er sich jetzt schon
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