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Wilde Chrysantheme

Wilde Chrysantheme

Titel: Wilde Chrysantheme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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nicht mitkommen«, sagte Tarquin.
    »Nein, natürlich nicht, Juliana«, bestätigte Deborah hastig.
    »Aber ich habe nicht die Absicht, die beiden zu versetzen.«
    »Ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Tag, meine Damen. Viel Vergnügen bei Ihrem Spaziergang.« Tarquin verbeugte sich vor Deborah und Lucy und trat beiseite, damit sie an ihm vorbeigelangen konnten. Als Juliana Anstalten machte, den beiden Frauen zu folgen, legte er eine Hand auf ihren Arm. »Sie werden es vorziehen, mit mir auszufahren, Juliana.«
    Julianas Haut brannte an der Steile, wo er sie berührte, und die prickelnde Erregung breitete sich weiter in ihrem Körper aus, als flösse Champagner durch ihre Adern. Sie blickte zu ihm auf, und ihre Verwirrung und der Aufruhr in ihrem Inneren spiegelten sich deutlich in ihren Augen wider. Tarquin lächelte, dann streifte er leicht mit den Lippen über ihren Mund.
    »Es ist wirklich eine dankbare Aufgabe, Sie anzuziehen,
Mignonne.
Für die meisten Frauen wäre eine solche Farbe ein Wagnis, in dem sie fade und langweilig aussähen.«
    »Dann haben Sie das Kleid also selbst ausgesucht?«
    »Aber natürlich. Mit dem größten Vergnügen stelle ich Ihre Garderobe zusammen. Ich hoffe doch sehr, daß die anderen Kleider ebenfalls Ihre Zustimmung finden werden, wenn Sie sie sehen.«
    Juliana blickte hektisch die Straße hinauf und hinunter, als hoffte sie, irgendeinen Fluchtweg zu entdecken, einen Ritter in schimmernder Rüstung, der zu ihrer Rettung herbeigaloppiert kam. Aber sie begegnete nur dem gleichgültigen Blick von Pferdeknechten, Straßenhändlern und Fischweibern, die geschäftig ihrer Arbeit nachgingen.
    »Kommen Sie, meine Pferde werden allmählich unruhig.« Der Herzog ergriff Julianas Hand, schob sie unter seinen Arm und zog sie energisch über die Straße zu der Stelle, wo ein offener Phaeton – ein leichter, vierrädriger Zweispänner – stand, gezogen von einem edlen kastanienbraunen Gespann. Ein Pferdeknecht sprang vom Kutschbock und klappte ein Trittbrett für sie aus.
    Juliana zögerte. Die Hände des Herzogs glitten zu ihrer Taille und hoben sie kurzerhand auf den Kutschbock. »Sie scheinen heute vormittag bemerkenswert schläfrig«, meinte er, als er gewandt hinter ihr auf den Sitz kletterte. »Vielleicht haben Sie schlecht geschlafen.« Er setzte sich zurecht und ergriff die Zügel. »Grimes, Sie können jetzt wieder in die Albermarle Street zurückgehen.«
    Der Pferdeknecht deutete eine Verbeugung an und eilte mit großen Schritten die Straße hinunter in Richtung The Strand.
    »So, wohin würden Sie denn gerne fahren?« erkundigte sich der Herzog liebenswürdig. »Gibt es irgendeinen speziellen Ort, den Sie sehen möchten? Westminster vielleicht? Das House of Parliament? Den Hyde Park? Oder die Löwen an der Börse?«
    Juliana dachte eine Sekunde daran, sich in mißmutiges Schweigen zu hüllen, gab die Idee jedoch gleich wieder auf. Sie würde sich damit nur ins eigene Fleisch schneiden. »Das möchte ich alles sehen«, erwiderte sie daher ohne Umschweife.
    Tarquin nickte. »Ihr Wunsch ist mir Befehl, Ma'am.«
    Das brachte ihm einen scharfen Seitenblick ein. »Ich hätte nicht gedacht, daß Sie ein Lügner sind, Mylord.«
    Er lächelte lediglich. »Wir werden zuerst in Covent Garden herumfahren. Ich glaube, Sie werden die Gegend recht interessant finden.«
    Juliana begriff, was er meinte, sobald sie um die Ecke der Russell Street bogen und sie endlich sah, was ihr von ihrem Fenster aus verwehrt war. Auf dem von Kolonnaden umstandenen Platz drängten sich Männer und Frauen jeder Klasse und Berufsgruppe. Dandys schlenderten mit aufgedonnerten Lebedamen am Arm vorbei; modisch gekleidete Frauen in Begleitung von Lakaien stellten sich auf dem Kopfsteinpflaster zur Schau und boten ihre Dienste ebenso offensichtlich an wie ihre weniger glücklichen Schwestern, die in den Türen von Holzschuppen und Kaffeehäusern lehnten und mit schmutzigen Fingern winkten, während sie zerrissene Unterröcke rafften, um ein Knie oder einen plumpen Schenkel zu zeigen. Straßenhändler und Gesellen, die Körbe mit Brot und Pasteten auf dem Kopf trugen, bahnten sich einen Weg zwischen den Marktständen hindurch, wo Verkäufer mit lauter Stimme ihre Waren anpriesen.
    Juliana starrte in fasziniertem Abscheu auf die Drucke, die im Fenster einer Bude an der Ecke der Russell Street ausgestellt waren. Der Herzog folgte ihrem Bick und bemerkte beiläufig: »Obszönität verkauft sich gut in dieser Gegend.

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