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Wilde Chrysantheme

Wilde Chrysantheme

Titel: Wilde Chrysantheme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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ihrem Sekretär hinüber. »Kommen Sie, Juliana. Mr. Copplethwaite, würden Sie bitte die Dokumente hierherbringen? Danke. So, bitte, hier ist eine neue, frisch angespitzte Feder.« Sie reichte Juliana einen Federhalter. »In den Tintenfäßchen ist blaue sowie schwarze Tinte – welche auch immer Sie bevorzugen.«
    Mistress Dennison war offensichtlich ängstlich darauf bedacht, das Geschäft zum Abschluß zu bringen, unterschrieben, verbrieft und besiegelt. Sie ragte fast drohend neben Juliana auf, die noch einmal langsam und sorgfältig jede einzelne Klausel durchlas, bevor sie ihre Unterschrift unter jede Seite des Vertrages setzte. Was verkaufe ich hiermit? dachte sie beklommen. Mein Leben? Meine Zukunft? Mit ihrer Unterschrift akzeptierte sie das Schicksal, das diese Fremden für sie festgelegt hatten, in deren Mitte sie wie Manna vom Himmel gefallen war.
    Eine Kerze stand fertig angezündet da, um das nötige Wachs für das Siegel zu liefern. Rechtsanwalt Copplethwaite ließ sorgfältig Wachs auf den unteren Rand jeder Seite tröpfeln und drückte dann seinen Siegelring hinein, um Julianas Unterschrift zu beglaubigen. »So, bitte, Madam! Damit ist der Vertrag so rechtsgültig und unanfechtbar, wie ein Dokument nur sein kann.« Er stapelte peinlich genau die Schriftstücke aufeinander, ein besorgtes Stirnrunzeln auf dem Gesicht. »Ich hoffe, damit ist die Angelegenheit zu Ihrer Zufriedenheit geregelt, Mylord.«
    »Vollkommen, vielen Dank. Ich habe jedoch noch eine letzte Aufgabe für Sie, Copplethwaite.«
    »Jawohl, Euer Gnaden?« Das besorgte Stirnrunzeln des Anwalts vertiefte sich. »Alles, was Sie wünschen, natürlich.«
    »Ich möchte, daß Sie bei einer Eheschließung als Trauzeuge fungieren«, erklärte der Herzog so beiläufig, als schlüge er eine Partie Whist vor. »Zwischen Mistress Ridge und Viscount Edgecombe. Die Trauung soll in St. James', Marylebone, stattfinden. In zwei Stunden. Ich könnte Sie in meiner Kutsche mitnehmen, wenn sie möchten.«
    »Aber Sie haben doch gesagt, erst gegen Ende der Woche!« protestierte Juliana schockiert. »Sie haben gesagt, Sie würden die Eheerlaubnis beantragen, nachdem die Verträge unterzeichnet sind, und daß das noch ein paar Tage dauert.«
    »Erfreulicherweise konnte ich die Angelegenheit ein wenig beschleunigen«, erwiderte Tarquin. »Ich dachte, es wäre auch in Ihrem Interesse… unter den gegebenen Umständen. Haben Sie irgendwelche Einwände?«
    Juliana holte tief Luft. »Nein, nein, das habe ich nicht. Es macht im Grunde kaum einen Unterschied, wann es geschieht.«
    »Schon lange ist mir klar, daß Sie ein vernünftiges Mädchen sind«, warf Elizabeth anerkennend ein. »Lassen Sie uns jetzt auf Ihr Zimmer gehen und Sie ankleiden. Seine Gnaden hat ein ganz entzückendes Brautkleid ausgewählt.«
    Brautkleid? Es war kaum zwei Tage her, daß sie seinen Vorschlag akzeptiert hatte! Aber Juliana gewöhnte sich allmählich an die Fähigkeit des Herzogs, die Dinge schneller geschehen zu lassen, als Sonne und Mond sich abwechselten.
    Es war tatsächlich ein märchenhaftes Hochzeitskleid: aus cremefarbener Seide, dessen Rock sich über einem weißen, bestickten Unterrock öffnete. Während der nächsten halben Stunde fuhrwerkte Bella unter Elizabeths scharfäugigen Anweisungen an Juliana herum, nähte hier etwas ab und nahm dort eine Änderung vor. Julianas Haar flocht sie zu langen Zöpfen und steckte sie zu einer schlichten Krone auf, bevor sie ihr ein duftiges Gebilde aus mehreren Schichten hauchfeinen Tülls über den Kopf legte.
    Juliana betrachtete sich durch das hauchzarte Gewebe des Schleiers im Spiegel und dachte an das Brautkleid, das Lady Forsett für sie hatte anfertigen lassen. Juliana hatte es recht hübsch gefunden, aber im Vergleich zu diesem war es ein langweiliger Sack ohne jeden Schick gewesen, schlecht sitzend in der Taille und mit einem kaum wahrnehmbaren Reifrock. Der schwere Schleier hatte sie gedrückt und war mit Hunderten von schmerzhaft piekenden Nadeln in ihrem Haar befestigt worden.
    Dies war das zweite Mal, daß sie innerhalb von knapp zehn Tagen verheiratet werden sollte. Zugegeben, die erste Zeremonie hatte bereits groteske Elemente aufgewiesen, aber diese hier war eine Farce, die jeder Vernunft spottete. Juliana zog ein letztes Mal den Schleier zurecht, zupfte an den Spitzenrüschen um ihre Ellenbogen und wandte sich zur Tür. »Begleiten Sie mich, Madam? Oder soll ich allein gehen?«
    »Bella wird Sie zur Kirche bringen, meine

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