Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wilde Chrysantheme

Wilde Chrysantheme

Titel: Wilde Chrysantheme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
Vom Netzwerk:
Liebe. Seine Gnaden wartet dort und fungiert als Brautvater, indem er Sie zum Altar führt.«
    Bei Mistress Dennisons feierlichem Tonfall überkam Juliana ein fast unbeherrschter Drang, in hysterisches Gelächter auszubrechen. Es war ja nun wirklich nicht so, als wüßte die Frau nicht die Wahrheit über diese Scheinhochzeit und die beabsichtigte Rolle des Herzogs. Dennoch brachte sie es fertig, sowohl überzeugt als auch überzeugend zu klingen, bei der Eröffnung dieser Einzelheiten.
    »Es ist alles so wundervoll, Miss«, hauchte Bella begeistert. »Wenn man bedenkt, daß Sie in knapp zwei Stunden verheiratet sein werden… vollkommen ehrbar und alles…«
    »Vollkommen ehrbar«, murmelte Juliana, als sie die Tür öffnete. »Ja, natürlich.«
    Sie war jedoch nicht auf den aufgeregten Chor von Mädchen gefaßt gewesen, der in der Halle auf sie wartete. Die Damen flatterten um Juliana herum, während sie entzückt ihr Kleid musterten, den kostbaren Stoff befühlten und ihr mit aufrichtiger Freude zu ihrem großen Erfolg gratulierten. Vielleicht schöpfen sie Hoffnung und Ermutigung aus dem Glück einer der ihren, dachte Juliana. Wenn eine von ihnen solches Glück hatte, dann konnte es gut sein, daß eine andere bald folgen würde. Sie reagierte mit soviel Herzlichkeit, wie es ihr möglich war angesichts der Tatsache, daß die Wahrheit im dunkeln bleiben musste; aber sie war doch erleichtert, als ihr Mr. Dennison mit großer Förmlichkeit seinen Arm bot und sie hinausführte zu der wartenden Mietkutsche. Bella kletterte nach ihr auf den Sitz und ordnete eifrig Julianas Röcke, um sie nicht der Gefahr auszusetzen, sich in der Tür zu verfangen.
    Die Kirche befand sich in einer kleinen, ruhigen Seitenstraße. Marylebone lag schon fast auf dem Land, und die Luft war hier sauberer, das Gezwitscher der Vögel klarer zu hören. Bella sprang als erste aus der Kutsche, und Juliana raffte ihre Röcke, während sie innerlich flehte, dieses Manöver ohne Katastrophe zu bewältigen. Es wäre mal wieder typisch für ihr Pech, wenn sie mit dem Absatz am Trittbrett hängenbleiben und kopfüber auf das Pflaster stürzen würde.
    Aber in dem Moment erschien der Herzog an der Kutschentür. Seine Miene war andächtig, als er ihr die Hand reichte, um ihr beim Aussteigen behilflich zu sein.
    Juliana ergriff seine Rechte und schaffte es, sich selbst und ihre Röcke ohne Mißgeschick durch die schmale Öffnung zu zwängen und die Stufen hinunterzugelangen. »Wo ist Ihr Cousin?« fragte sie.
    »Er wartet am Altar.« Tarquin zog ihren Schleier mit einem geschickten Handgriff zurecht.
    »Genüge ich den Anforderungen, Mylord?« Es gelang ihr nicht, sich die Schärfe in ihrer Stimme zu verkneifen, aber er nickte lediglich.
    »Sie sehen genauso aus, wie ich es erwartet hatte.«
    Während Juliana noch zu entscheiden versuchte, ob dies als ein Kompliment gemeint war, hatte Tarquin bereits ihre Hand unter seinen Arm geschoben. »Sind Sie bereit?«
    So bereit, wie ich es unter diesen Umständen sein muss.
Juliana reckte tapfer den Kopf und wandte sich zu der offenen Kirchentür um. Bella bückte sich mit höchst wichtiger Miene, um die Röcke der Braut ein letztes Mal zu drapieren und zu glätten, dann trat sie einen Schritt zurück und wischte sich eine Träne aus dem Auge, als sie zuschaute, wie Juliana am Arm des Herzogs von Redmayne durch das Kirchenportal verschwand, um ihrem Bräutigam zu begegnen.
    Lucien, der mit Quentin am Altar stand, blickte ungeduldig zur Tür hinüber und scharrte mit den Füßen auf dem kalten Steinfußboden. Rechtsanwalt Copplethwaite saß in der vordersten Bankreihe und starrte mit ausdrucksloser Miene in die Ferne. Der alte Priester blätterte nervös in seinem Gebetbuch, als suche er nach dem richtigen Abschnitt.
    »Ich verstehe beim besten Willen nicht, warum du nicht die Trauung vornehmen wolltest«, murmelte Lucien. »Wäre doch angebracht, das Ereignis in der Familie zu belassen.«
    Quentins Miene wirkte wie aus Granit gemeißelt. »Ich würde kein solches Sakrileg begehen«, erwiderte er in scharfem Flüsterton, während er sich fragte, warum er überhaupt hier war. Außer daß er noch nie fähig gewesen war, seinem Bruder eine Bitte abzuschlagen. Abgesehen davon fühlte er eine innere Verpflichtung, dem Mädchen beizustehen. Es brauchte einen Freund, ganz gleich, wie beharrlich Tarquin ihm versichern mochte, daß es keinerlei Schaden erleiden würde… daß es in der Tat durch seinen Plan sogar sehr viel

Weitere Kostenlose Bücher