Wilde Glut - Singh, N: Wilde Glut
Sicherheit im offenen Luftraum, ich habe aber gehört, dass sie mit anderen Staffeln engen Kontakt halten.«
»Das stimmt«, sagte Andrew. Sein Wolf hatte Indigos Witterung aus allen anderen Gerüchen herausgefiltert und tobte wie ein Junges darin herum. »Ich habe Oberst Adam danach gefragt. Ihre Flugrouten überschneiden sich oft, deshalb versucht man, miteinander auszukommen. Das bedeutet, eine Allianz mit der kleinen WingHaven-Truppe verschafft uns ein fliegendes Netzwerk im ganzen Land.«
Cooper hob eine Augenbraue. »Nichts daran auszusetzen. Solange sie mit uns auskommen.« Die ungeschminkte Wahrheit. »Sonst wird das Dominanzgerangel alles verderben.«
Hawke kippte seinen Stuhl nach hinten und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. »Nach meinen Erfahrungen mit Adam und seinem Stellvertreter Jacques dürfte das kein Problem werden.«
»Dann bringen wir die Sache auf den Weg?« Indigos Stimme war wie ein Schwertstreich.
»Ich werde mit den Leoparden reden«, sagte Hawke. »Mal sehen, ob sie noch mehr wissen, aber ich bin der Meinung, wir sollten die Gelegenheit beim Schopf packen.«
Andrew verfolgte, wie Indigo noch ein paar weitere Themen anging. Klar und deutlich, mit rasiermesserscharfem Verstand – sie würde es ihm verteufelt schwer machen.
Sein Wolf setzte sich erwartungsvoll auf, er war nicht auf ein leichtes Spiel aus. Er wollte Indigo, hatte nie etwas anderes gewollt. Und morgen würde er sie ganz für sich allein haben, fernab von der Höhle und der Hierarchie … von den Regeln, mit denen sie ihre heftige Reaktion auf ihn unter Kontrolle hielt. Er hatte es trotzdem gespürt, hatte ihr Verlangen auf ihrer Zunge geschmeckt.
Und er würde dafür sorgen, dass Indy es endlich zugab – selbst wenn er dazu alle schmutzigen Tricks anwenden musste, die er auf Lager hatte. Es war Krieg. Wen kümmerte da schon Fairness.
10
Ratsfrau Nikita Duncan traf sich mit Ratsherrn Anthony Kyriakus vor einem kleinen Haus in den waldreichen Randbezirken von Tahoe. Sie war selbst mit einer schlichten grauen Limousine mit getönten Scheiben hergefahren. »Hat hier deine Tochter gelebt, als sie noch im Medialnet war?«, fragte sie, als Anthony die Tür öffnete.
Der Wind strich durch Anthonys schwarzes Haar, das an den Schläfen bereits grau wurde. »Ja«, sagte er. »Tritt doch ein.«
»Vielen Dank.« Sie sah sich den Raum genau an. Früher war es wohl das Wohnzimmer gewesen, nun war es eine Kombination aus Büro und Konferenzraum, um einen kleinen Tisch mit versenkbarem Computer standen vier Stühle. »Zeigt sich die Fähigkeit zur Voraussicht in jeder Generation?« Das NightStar-Unternehmen hatte den Markt für Vorhersagen fest in der Hand.
»Manchmal gibt es Ausfälle, aber im Allgemeinen ist es so«, sagte Anthony und setzte sich ihr gegenüber hin. »Bei euch ist es doch ähnlich, nicht wahr?«
Das war kein Geheimnis, ›defekte‹ Empathen hingen wie Mühlsteine am Hals ihrer Familie. »Meistens überspringt es eine Generation.« Nicht ganz die Wahrheit, aber so nah daran, dass niemand es anzweifeln würde. »Du weißt, warum ich hier bin?«
Anthony sah sie durchdringend an. »In der Pfeilgarde tut sich etwas.«
»Genau.« Ming unterstand offiziell das Kommando über die todbringendeste militärische Einheit des Rats, doch Nikitas Spione hatten Gerüchte gehört, dass Veränderungen bevorstanden. »Es gibt nur zwei mögliche Nachfolger für die Führungsposition.«
»Kaleb und Vasic«, sagte Anthony. »Vasic ist selbst Pfeilgardist und der einzige wahre Teleporter im Medialnet, dennoch sieht er sich meinen Informationen nach nicht als Anwärter auf den Posten.«
»Aber mit seiner Unterstützung könnte ein anderer die Führung übernehmen.« Die Truppe war sehr verschlossen, aber Nikita wäre nicht Ratsfrau geworden, wenn sie beim ersten Hindernis aufgegeben hätte. Sie besaß genügend Informationen, um sich ihrer Sache sicher zu sein. »Gerüchteweise würde die Garde auch einen anderen Pfeilgardisten als Führer akzeptieren.«
Anthony zögerte einen Moment, bevor er antwortete. »Es handelt sich um Aden. Ich bin auf dem Laufenden.«
Damit gab er ganz bewusst etwas preis, das war Nikita klar. »Sehr gut. Das ist zwar wichtig, betrifft uns aber nur am Rande.« Keiner von ihnen wollte die Führung der Pfeilgarde übernehmen.
Anthony versuchte gar nicht erst so zu tun, als wüsste er nicht, worauf Nikita hinauswollte. »Henry und Shoshanna«, sagte er. »Sie halten an der Idee der Makellosigkeit
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