Wilde Glut - Singh, N: Wilde Glut
lange sanft über ihren Rücken, bis sie sich wieder beruhigt hatte. »Kieran ist ein Idiot«, murmelte er und gab ihr die Berührung, die sie als Rudelgefährtin brauchte. »Wenn du erst einmal ganz die Frau bist, die in dir steckt, wird er sich ohrfeigen, dass er dich hat gehen lassen. Und du kannst es ihm immer wieder unter die Nase reiben.«
Maria lächelte unsicher, ihre dunklen Augen waren fast schwarz. »Du weißt, wie man einer Frau schmeichelt.«
Mit den Daumen wischte er die restlichen Tränen weg. »Bei dir fällt mir das leicht.« Dumm nur, dass er auf eine Frau stand, die mit ihrer Weigerung, auch nur zu erwägen, zwischen ihnen könnte es etwas geben, sie noch beide in den Wahnsinn treiben würde.
Eine halbe Stunde, nachdem Drew verschwunden war, mit Maria, die wie eine Kletterpflanze an ihm klebte, saß Indigo allein am Feuer. Sie brauchte sich nicht zu fragen, was die beiden wohl trieben, obwohl sie Gott sei Dank weit genug weggegangen waren, dass man sie weder hören noch riechen konnte. Hawke war aufgefallen, dass vier der Jugendlichen nicht ganz so erschöpft waren wie die anderen, und hatte sich mit ihnen auf den Weg gemacht, um den nächtlichen Wald zu erkunden.
Die acht Zurückgebliebenen schliefen tief und fest, auf ihren Gesichtern lag ein zufriedener Ausdruck – unabhängig davon, welche Gestalt sie gewählt hatten. Nur Indigo saß noch wach da, mit steifem Rücken starrte sie auf die Stelle, wo Drew im Dunkeln verschwunden war, im Arm die Maria der süßen Rundungen.
Ihre Augen wanderten umher, bis sie sich auf Nachtsicht eingestellt hatten. Ärgerlich darüber, dass sie sich so gehen ließ, ging sie zum Zelt – ihr erster Blick traf auf Drews Schlafsack. Unwahrscheinlich, dass er zurückkommen würde, und falls doch, würde sie sicher nicht neben einem Mann schlafen, der aus allen Poren nach einer anderen roch. Entschlossen rollte sie seinen Schlafsack zusammen und lehnte ihn mit dem restlichen Gepäck an einen Baum, wo ihn Drew bei seiner Rückkehr nicht übersehen konnte.
Das tat sie nur als gute Rudelgefährtin, sagte sie sich. Es hatte absolut nichts damit zu tun, dass sich ein eigentümlicher Groll in ihr regte. Sie wollte ja gar nicht mit Drew schlafen. Doch, sie wollte schon, würde es aber nicht tun, deshalb gab es auch keinen Grund, sauer darüber zu sein, dass er mit einer anderen loszog. Es gab nichts Schlimmeres, als eine Spielverderberin zu sein – aus reiner Heuchelei.
In ihrem Kopf tauchte das Bild von einem nackten Drew auf, der in der Sturmnacht das Handtuch hatte fallen lassen und sie damit geradezu zum Berühren eingeladen hatte. Maria wurde sicher gehörig eingeheizt – Schluss jetzt!
Sie zog sich aus, schlüpfte in ein langes T-Shirt und legte sich in den Schlafsack. Letzte Nacht hatte sie den oberen Teil nicht gebraucht, Drews Hitze war genug gewesen. Sein Herz hatte stetig und ruhig geschlagen, sein Atem hatte ihre Stirn gestreift. Irgendwann hatte er den Arm um ihre Taille gelegt und seine Beine um ihre geschlungen, die Haare auf seinen Beinen hatten auf ihrer Haut gekratzt. Sie hatten nicht nur vertraut wie zwei junge Wölfe nebeneinander gelegen, es war … anders, mehr.
Sie knirschte mit den Zähnen, als die Erinnerung übermächtig zu werden drohte, und schloss die Augen. Der Schlaf entzog sich ihr wie eine schlecht zu fassende Beute … sie war immer noch hellwach, als sie zwei bekannte Gestalten witterte, die sich dem Lager näherten. Sie ballte die Hände und schob den Kiefer vor, wollte nicht tiefer atmen, wollte nicht herausfinden, ob es nach Sex roch.
»Scheinen alle zu schlafen«, flüsterte Maria.
Schweigen. Wenn es nicht unmöglich gewesen wäre, hätte Indigo jeden Eid geschworen, dass sich Drews Augen in ihren Schädel bohrten. »Du solltest dich lieber auch hinlegen.«
Haut traf auf Haut. Ein Kuss? »Gute Nacht, Drew. Das war sehr nett … vielen Dank.«
Nett? Nicht gerade eine begeisterte Bemerkung. Hoffentlich kratzte das an Drews Ego.
Dann ließen die Geräusche darauf schließen, dass Maria sich in ihr Zelt begab. Drew folgte ihr nicht. Er ging zu seinen Sachen … etwas wurde ausgerollt, Stiefel aufgeschnürt und fallen gelassen.
Sie musste es sich einfach ansehen – er stand neben dem Baum, zog das T-Shirt aus und warf es schlechtgelaunt auf den Rucksack. Der Schlafsack lag neben ihm. Jetzt hätte sie die Augen schließen und schlafen können, aber die Wölfin in ihr war immer noch gereizt und gab keine Ruhe. »Was machst du
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