Wilde Glut - Singh, N: Wilde Glut
da?«, fragte sie und stand so leise auf, dass Maria es nicht hören konnte. Die Jugendlichen hätte sowieso nichts aufgeweckt.
Blaue Augen sahen sie kalt an. »Ich hau mich hin.«
Die scharfe Antwort brachte sie etwas aus der Fassung – sie hatte Drew noch nie ärgerlich erlebt. »Ich dachte, du schläfst bei Maria.«
»Für so einen hältst du mich?«, fragte er so frostig, dass sie beinahe die Arme zum Schutz um sich geschlungen hätte. »Meinst du etwa, ich würde es ausnutzen, wenn ein Mädchen ein gebrochenes Herz hat?«
»Ich – wie?« Sie war eine gute Offizierin, hatte aber nichts in Marias Verhalten bemerkt, das auf einen solchen Zustand hätte schließen lassen. »Wer ist es?«
»Tut nichts zur Sache. Sie wird sich erholen.« Er öffnete den Knopf der Jeans. »Sollte mich lieber gleich verwandeln«, murmelte er. »Riecht nach Regen, da kriege ich als Mensch kein Auge zu.«
So, wie er das sagte und sie dabei ansah, brachte es sie auf die Palme. »Schön, ich hab die Situation falsch eingeschätzt.« Sie verschränkte die Arme über der Brust und ballte die Fäuste. »Du kannst gerne … «
»Nein, danke.« Er stemmte die Hände in die Hüften, seine nackte Brust war sehr nah. »Ich ziehe Regen allemal vor, wenn die Alternative darin besteht, neben der Offizierin Indigo Riviere zu Eis zu erstarren, weil ich gewagt habe, sie zu bitten, über ihren sicheren kleinen Tellerrand zu schauen.«
Indigo sah rot. »Was heißt denn das schon wieder?« Sie bekam kaum noch Luft, so wütend war sie.
»Jetzt will ich dich mal was fragen.« Er kam so nahe heran, dass ihre Zehenspitzen sich berührten, baute sich herausfordernd vor ihr auf. »Warum stehst du überhaupt hier draußen und machst schnippische Bemerkungen?«
»Ich bin nicht schnippisch.« Ihre Wölfin knurrte.
»Hört sich aber genauso an.« Und dann tat dieser verdammte Mann das, was er immer tat – er küsste sie. Als hätte er das Recht, sich ihrer Lippen zu bemächtigen, ihren Kopf zu umfangen und sie zu beißen.
Sie spürte es bis in die Zehenspitzen, ihr Zorn wurde zu lodernder Begierde, als die Wölfin die Führung übernahm. Erst als ihre Hände schon auf seiner Brust lagen, bemerkte sie, dass sie die Arme geöffnet hatte. Seine Brust war heiß und fest. Überwältigt von dem plötzlichen Sturm auf ihre Sinne, wollte sie ihn zu Boden ziehen und jeden Zentimeter seiner Haut mit Küssen bedecken, ihn berühren, mit den Händen, mit ihrem ganzen Körper. Die Begierde pulsierte wie ein Fieber in ihr.
»Verdammt.« Drew hob den Kopf, er atmete schwer. »Ich rieche Hawke und die anderen.«
Die Worte waren wie ein kalter Guss. Noch hatte sie die Hände auf seinem Körper, ihre Finger waren leicht gekrümmt, als wollte sie ihn mit ihren Krallen kratzen – als sei sie heiß. Sie stolperte nach hinten. »Du hast gelogen«, sagte sie und gab ihm die Schuld an ihrer Verwirrung. »Was war das für ein Mist, als du sagtest, alles sei wieder ganz normal.«
»Du bist auch nicht besser.« Feuer sprühte aus seinen Augen. »Du willst mich, und wenn du mal einen Augenblick aufhören würdest, dir etwas vorzumachen, würdest du begreifen, wie gut wir es haben könnten.«
Ihre Wölfin stand nicht mehr unter dem Einfluss der Begierde und knurrte bei dieser Herausforderung, er war tatsächlich so arrogant, dass er glaubte, er könnte sie bezwingen. »Bild dir bloß nichts ein. Du kannst zwar küssen – aber ich will mehr als das von einem Mann.« Harte, wütende Worte aus einem Teil von ihr, der die Gefühle verabscheute, die er in ihr ausgelöst hatte, als er mit Maria losgezogen war – diese Verwundbarkeit, diese Schwachheit. Sie war nie schwach. Das würde sie nicht zulassen. »Mit Jungs spiele ich nur, dann lasse ich sie fallen.«
Drew zuckte zusammen, sie hatte ihn getroffen. Aber sie hatte kein gutes Gefühl dabei. Dennoch brachte sie es nicht über sich, das Gesagte zurückzunehmen, sie war zu stolz und zu verwirrt, hatte viel zu viel Angst vor dem, was Drew von ihr forderte. Sie wusste genau, wie das enden würde. Sie hatte es schon mit eigenen Augen gesehen. Die Verletzungen und den Schmerz, die dauernde Anstrengung, sich selbst kleiner zu machen, damit der Mann sich besser fühlte.
Das war es nicht wert. Selbst wenn es höllisch wehtat, wegzulaufen.
17
Henry sah den Mann an. »Ist das möglich?«
»Ja.« Unmissverständlich. »Doch wir sollten die Operation bald abschließen, da unser Eindringen bemerkt wurde.«
»Ich nehme an, Sie haben
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