Wilde Leidenschaft, zärtliches Glück
von Daddy.
Auf einer Bühne am anderen Ende des Platzes stand der Bürgermeister und klopfte und blies auf sein Mikrofon. Die Geräusche wurden schrecklich laut übertragen. Nochmals erklang das gellende Pfeifen einer Rückkopplung, dann hörte man den Bürgermeister sagen: „Entschuldigen Sie unsere Technikprobleme. Jetzt müsste alles funktionieren.“
Die Menge kam zur Ruhe, alle warteten auf die unvermeidlichen Ansprachen.
Sadie betrachtete Rick. Er hatte einen Arm um Gail gelegt und wiegte sie instinktiv hin und her, um sie zu beruhigen.
Es wirkte so selbstverständlich, als hätte er nie etwas anderes getan. Sadie seufzte. Ohne Schwierigkeiten hatte er sich in die Vaterrolle gefügt, sodass man denken konnte, er wäre von Anfang an dabei gewesen.
„Ich weiß“, sagte der Bürgermeister, und seine Stimme drang seltsam verzerrt aus den Lautsprechern, „dass niemand hier Lust hat, lange Reden zu hören …“
„Was dich aber kaum bremsen wird, Jimmy“, rief jemand aus der Menge.
„Wenn ich ständig unterbrochen werde, dauert es natürlich länger, Ben“, versetzte der Bürgermeister lächelnd. „Ich will es so kurz wie möglich machen: Wir alle sind hier, um unseren Unabhängigkeitstag zu begehen. Und darum möchte ich einige verdienstvolle Söhne und Töchter unserer Stadt besonders ehren.“
Die Menschen applaudierten – etwas zögerlich. Noch wusste man nicht, worauf der Bürgermeister hinauswollte.
Dann sprach er weiter. „Rick Pruitt! Ich weiß, dass du da bist. Also komm bitte auf die Bühne.“
Stirnrunzelnd setzte Rick die kleine Gail auf die Decke. Widerstrebend, aber pflichtbewusst ging er an den Menschen auf ihren Picknickdecken vorbei zum Podium.
„Donna Billings, Frank Haley“, sprach der Bürgermeister weiter, „Dennis Flynn. Bitte auch zu mir kommen.“
Sadie betrachtete Rick, wie er in einer Reihe mit den anderen Aufgerufenen stand, alles Männer und Frauen in Uniform, und alle wirkten nicht besonders glücklich über so viel Aufmerksamkeit.
„Einen herzlichen Applaus für unsere Besten“, forderte der Bürgermeister auf. „Danken wir ihnen für das, was sie für uns und unser Land leisten.“
Als lebhaftes Klatschen und Begeisterungsrufe ertönten, spürte Sadie, wie sie vor Stolz rot wurde. Über den Platz hinweg sah Rick sie an. Da begriff sie, dass er recht hatte: Wenn sie nicht aufpasste, würde sie ihre Meinung womöglich doch noch ändern.
6. KAPITEL
In der folgenden Woche gewöhnte sich Rick an Sadie, die Frau, an die er drei Jahre lang gedacht hatte. Und daran, wieder zu Hause zu sein.
Die Pruitt Ranch gedieh unter der Leitung des Vormanns John Henry. Die Rinderherde war gesund und wuchs stetig, und der Getreideanbau, der nebenbei betrieben wurde, brachte mehr Ertrag als erwartet.
Rick war John sehr dankbar für seine hervorragende Arbeit. Nur das Bewusstsein, die Ranch in guten Händen zu wissen, hatte es ihm ermöglicht, seinen Traumberuf auszuüben.
Jetzt war er zurück und musste sich entscheiden. Hatten sich seine Vorstellungen verändert? Sich weiterentwickelt?
Bisher hatte er angenommen, dass es keinen härteren Job als den der Marines gab. Aber als Vater konnte er nur staunen, wie ausgefüllt seine Tage jetzt waren. Jede freie Minute, so viel Zeit, wie er nur aufbringen konnte, verbrachte er mit den Kindern und Sadie. Wenn die Mädchen ihn anstrahlten, wurde ihm unsagbar warm ums Herz. Er bemühte sich, ihnen jeden Wunsch von den Augen abzulesen.
Er hatte nie daran gedacht, Vater zu werden. Und erst jetzt, da er es schon war, merkte er, wie viel Verantwortung damit verbunden war. Sein Herz an eine Familie zu hängen konnte sich ein guter Soldat nicht leisten. Das hatte er bei seinem letzten Einsatz schmerzlich erfahren müssen.
Seitdem machten ihm jede Minute seine Schuldgefühle zu schaffen. Und er sah die Dinge in einem etwas anderen Licht.
Hier lebten und atmeten zwei Menschenkinder, die ihre Existenz ihm und Sadie zu verdanken hatten. Die Zwillinge brauchten nun mal einen Vater. Sie brauchten ihn.
Sie sollten sich auf ihn verlassen können und wissen, dass er für sie da war. Aber wie sollte das gehen, wenn er Tausende von Meilen weit weg mit Rucksack und Gewehr in der Wüste unterwegs war?
Und was Sadie betraf … seine Gefühle für sie gingen tiefer, als er es sich eingestand – nur Liebe wollte er es nicht nennen. Dennoch gehörte sie jetzt zu seinem Leben, genau wie die Kinder. Was auch immer das bedeutete.
Er stand auf der
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