Wilde Leidenschaft, zärtliches Glück
um den Rest des Satzes mitzubekommen.
„Sie hat noch Kontakt zu Rick Pruitt. Weißt du eigentlich … er ist der Vater der Kleinen. Die armen Würmer.“
„Warum hat er dann nicht so viel Anstand, die Mutter seiner Kinder zu heiraten?“
Sadie richtete sich kerzengerade auf und bahnte sich hocherhobenen Hauptes einen Weg durch die Menschen. Das war der Nachteil einer Kleinstadt, dass jeder über jeden alles wusste. Aber der Nachteil war zugleich der Vorteil: Jeder wusste eben alles und bot daher, wenn Not am Mann war, sofort an zu helfen.
Als sie hierher zurückgekommen war, hatte sie gewusst, worauf sie sich einließ, und sich darauf gefasst gemacht. Trotzdem war ihr im Augenblick nach einem kleinen Wodka als Seelentröster.
Gäste kamen mit voll beladenen Tellern vom Buffet zurück, und Kellner füllten leere Champagnergläser nach. Nach feierlichem Anstoßen war Sadie allerdings nicht zumute. Sie brauchte einen Drink, um ihre Nerven zu beruhigen und den Abend scheinbar gelassen durchzustehen. Dann würde sie eine Kleinigkeit essen, ein paar Leuten Hallo sagen und zeitig nach Hause fahren.
Ohne Rick gab es keinen Grund, länger zu bleiben.
Während sie an der Bar wartete, sah sie den Tanzpaaren zu. Aus den Lautsprechern drang ein altes Lied von Frank Sinatra, etwas über Sommerwind …
Ohne es zu merken, bewegte sie sich zu der Melodie – bis sie eine Stimme hinter sich hörte.
„Darf ich bitten?“
Ihr Herz machte einen Riesensatz. Langsam drehte sie sich um und blickte in Ricks warme dunkelbraune Augen. Wie sehr hatte sie gehofft, dass er kommen würde!
„Rick.“ Er trug seine dunkelblaue Ausgeh-Uniform und sah besser aus als je zuvor. Noch … eindrucksvoller.
Hin- und hergerissen zwischen Aufregung und der Angst vor neuer Enttäuschung versuchte sie vergeblich, seinen Blick zu deuten. Fast wirkte es, als wollte er sie auffressen.
Seit sie ihn vor zwei Tagen mitten in der Nacht in seinem Zimmer allein gelassen hatte, hatte sie ihn nicht gesehen. Die Kinder hatte sie von Hannah abholen lassen. Seitdem litt sie unter Magenschmerzen und malte sich ein Zukunftsszenario nach dem anderen aus.
Mal liebte er sie, mal nicht; mal heirateten sie, mal endeten sie beide als schrullige Einzelgänger.
Selbst ihre normalerweise ausgeglichenen Töchter litten offenbar darunter, denn sie brachen viel schneller als sonst in Tränen aus.
Und sie fragten nach ihrem Daddy.
Sadie wusste, wie sie sich fühlten, denn sie vermisste ihn auch. Und jetzt stand er vor ihr. Einen umwerfenderen Mann als ihn gab es nicht. Einen verbohrteren sicher auch nicht.
„Bitte tanz mit mir, Sadie“, sagte er sanft und nahm sie bei der Hand.
Sie nickte und ließ sich von ihm auf die Tanzfläche führen, wohl wissend, dass alle Blicke ihnen folgten und für Klatsch und Tratsch der nächsten Woche gesorgt war. Aber das kümmerte sie nicht.
Sie hatte nur Augen für Rick. Er hatte den Arm um sie gelegt und berührte mit seiner angenehm warmen Hand ihren Rücken.
Mit der anderen Hand hielt er ihre Finger umfasst.
Während sie tanzten, spürte Sadie, wie der Kummer der letzten Tage von ihr abfiel.
„Du hast mir gefehlt“, sagte er leise.
„Du mir auch.“ Sie sah ihn an – und bemerkte, dass der Ausdruck kühler Gleichgültigkeit, der sie vor zwei Tagen so verletzt hatte, verschwunden war.
Was hatte das zu bedeuten?
„Du bist mir absichtlich aus dem Weg gegangen, stimmt’s?“, fragte er und führte sie in eine Drehung.
„Nein, ich …“
„Schon gut, Sadie“, sagte er und lächelte. „Vielleicht war das ganz gut. So hatte ich wenigstens Zeit zum Überlegen. Es gab wirklich eine Menge zum Nachdenken.“
Sadie schlug das Herz bis zum Hals. So beiläufig wie möglich fragte sie: „Und, ist etwas dabei herausgekommen?“
„So einiges.“ Die Musik setzte kurz aus, dann wurde ein langsames Stück gespielt.
Rick zog sie enger an sich und tanzte weiter. Auch die anderen Paare tanzten jetzt enger und langsamer.
„Und was genau?“, fragte sie, ohne sich ihre Anspannung anmerken zu lassen.
„Dazu komme ich gleich“, sagte er mit einem Lächeln, das ihr einen wohligen Schauer über den Rücken jagte.
Nachdem er sich kurz umgesehen hatte, fragte er: „Weißt du noch? Ich habe doch mal gesagt, das ganze Leben besteht aus Veränderungen.“
„Ja …“
„In den letzten Tagen ist mir etwas klar geworden.“
„Was denn?“
„Dass manche Veränderungen negativ sind.“
Enttäuscht biss sie sich auf die
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