Wilde Magie - Wilde Magie - Fever / Wild Rain
Rio.
»Natürlich, sofort. Der Wind hat die Nachricht zu ihm getragen. Er wird die Vision in seinen Träumen sehen und dadurch wissen, dass es Kim gutgeht«, antwortete Tama, während er flink ein paar Streifen von einer Pflanze riss und sie zusammen mit zerdrückten grünen Stielen in einen Topf warf.
Rachael runzelte die Stirn, als sie Rio nicken sah. »Will er damit sagen, sein Vater wird träumen, dass Kim noch lebt, und wissen, dass der Traum wahr ist?«
»Ihr Vater ist ein mächtiger Medizinmann, und zwar ein richtig echter. Meiner Meinung nach weiß er mehr über die Pflanzen im Wald, über Gifte und Visionen als jeder andere lebende Mensch. Wenn sie ihm die Nachricht geschickt haben, erhält er sie als Vision, oder als Traum, wenn dir das lieber ist«, erklärte Rio.
Er hörte sich nicht so an, als machte er sich über sie lustig, trotzdem fand Rachael es schwer zu glauben, dass Nachrichten per Vision übermittelt werden konnten. »Du denkst doch nicht wirklich, dass das funktioniert, oder?«
»Ich weiß es. Ich hab’s selber gesehen. Ich bin nicht besonders gut darin, jemandem Visionen zu senden, aber ich habe schon mal selber welche empfangen. Im Wald funktionieren sie zuverlässiger als die Post«, meinte Rio.
Drake nickte zustimmend. »Visionen sind nicht einfach, Rachael. Man muss erst lernen, sie richtig zu interpretieren.«
»Rachael?« Rio hob eine Augenbraue und warf Drake einen warnenden Blick zu.
»Sie hat uns doch darum gebeten, sie Rachael zu nennen«, bemerkte Drake mit Unschuldsmiene. »Ich wollte nur höflich sein.«
Ein seltsamer Geruch entstieg dem Topf, in dem Tama Blätter, Blüten, Stängel und Wurzeln etlicher Pflanzen zu einem Brei zerdrückte. Er war nicht unangenehm, sondern roch nach Minze und Blumen, Orangen und Gewürzen. Fasziniert schaute Rachael zu und achtete nicht weiter auf das Gespräch zwischen den Männern. »Was ist das?«
Tama lächelte sie an. »Das ist gegen Entzündungen.« Er hielt den Topf schräg, damit sie die braungrüne Paste sehen konnte.
»Wird sie auch Fritz helfen?«, fragte Rachael. »Seine Wunden nässen, und Rio macht sich Sorgen um ihn.«
»Der Leopard hat ihn angegriffen und ihn fast umgebracht«, mischte Rio sich ein. »Er kannte mich gut genug, um zu wissen, dass ich Fritz retten würde, ehe ich ihn weiter verfolgte.«
»Also kennt er deine Art zu jagen.« Drake klang beunruhigt.
»Es gibt nicht allzu viele Menschen, die wissen, dass du die Nebelparder dabeihast, wenn du Opfer aus den Händen der Banditen befreist.«
Kim löste den Blick von der schlimmen Wunde auf seiner Brust, die sein Bruder gerade mit einem dick bestrichenen Umschlag verband. »Nur dein Team und ein paar von unseren Leuten, Rio.«
»Niemand aus unserer Mannschaft würde Rio verraten«, warf Drake ein. »Wir arbeiten schon seit Jahren zusammen und sind alle aufeinander angewiesen. Ich kann mich darauf verlassen, dass Rio meinen Hintern rettet, falls ich verwundet werde. Und sollte ich in Gefangenschaft geraten, wird keiner ruhen, bis ich wieder frei bin. So ist es, Kim.«
»Und wir liefern unsere Freunde nicht ans Messer, für kein Geld der Welt«, erwiderte Kim ruhig und würdevoll.
»Nein, für deine Leute wird Freundschaft immer wichtiger sein als Geld, Kim«, pflichtete Rio ihm bei. »Ich weiß nicht, woher dieser Verräter kommt oder wie er von mir erfahren konnte, doch er ist definitiv einer von uns, nicht von euch.«
»Also stammt er aus dem Wald«, folgerte Tama.
Drake zog ein finsteres Gesicht, als Rio nickte. »Aber es ist seltsam, dass du den Geruch nicht erkannt hast.«
»An Fritz hängt der Gestank noch«, sagte Rio gereizt, »sag du mir doch, wer es war.«
»Schick erst Franz nach draußen«, forderte Drake. »Er sieht irgendwie hungrig aus.«
»Sei bloß vorsichtig«, warnte Rachael, »mich hat er angegriffen. Und zwar brutal.«
Drakes Gesichtsausdruck verfinsterte sich immer mehr. »Er hat dich angegriffen?«
Rachael nickte. »Und gebissen, also sei bitte vorsichtig. Er hat Fänge wie ein Säbelzahntiger.«
»Franz war es nicht«, korrigierte Rio, »in Wahrheit hat Fritz sie gebissen.«
»Spielt das eine Rolle?«, polterte Drake. »Das Tier hat dich tatsächlich angefallen? Dann kannst du von Glück sagen, dass du noch lebst.«
»Ich möchte, dass Tama sich ihr Bein ansieht, wenn er mit Kim fertig ist«, sagte Rio und musterte Rachael genauer. »Du hast Schweißausbrüche. Wenn du zu müde wirst, lege ich dich wieder ins Bett. Sie ist
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