Wilde Magie - Wilde Magie - Fever / Wild Rain
hausgemachte, grässliche Paste draufschmieren?«, fragte Rachael entsetzt. »Auf gar keinen Fall. Ich verlass mich lieber auf deine Mittel.« Sie starrte auf die Brüstung hinter Drake. Im Holz waren frische Kratzspuren zu sehen, die ihres Wissens vorher nicht da gewesen waren.
»Du willst doch jetzt nicht kneifen, oder?«, spottete Rio und hob sie hoch, als ob nichts geschehen wäre. Er schien die Kratzer nicht zu bemerken. Die Anspannung war von ihm abgefallen, als ob es sie nie gegeben hätte.
»Vielleicht können wir noch ein paar Blütenblätter hineinrühren und die Farbe verändern«, schlug Drake vor, ehe er vor Rio ins Haus ging. »Tama, sie möchte deine Heilsalbe nicht. Kannst du sie nicht prinzessinnenrosa machen?«
Rachael schnitt Drake eine Grimasse. »Ich will sie nicht, egal, welche Farbe sie hat.«
Kim lächelte sie an. »Sie hilft aber, Miss Wilson.«
»Rachael«, korrigierte sie ihn und versuchte, würdevoll auszusehen, während Rio sie auf dem Bett absetzte. Sie war müde, eigentlich wollte sie sich nur noch hinlegen und eine Weile schlafen. »Wie schnell denn? Brennt sie auch nicht?«
»Dein Bein tut doch ohnehin schon höllisch weh«, bemerkte Rio. »Schlimmer kann es gar nicht werden.«
Rachael rollte sich so eng wie möglich zusammen, um das Bein vor jedem Voodoo-Gebräu zu schützen, das Tama angerührt haben mochte. »Ich bin eine moderne Frau. Und ich möchte nur moderne Medizin.«
»Kennst du nicht das Sprichwort: ›Andere Länder, andere Sitten‹?«, zog Rio sie auf.
»Doch, aber ich bezweifle, dass diese Salbe und ihr spezieller
Grünstich unbedingt mit zur Landessitte gehört.« Rachael funkelte ihn böse an, und als Rio versuchte, ihr Bein vorzuziehen und zu untersuchen, wehrte sie sich. »Lass los, wenn dir deine Hand lieb ist!«
»Ist sie immer so?«, fragte Drake.
»Es wird immer schlimmer. Gib ihr bloß kein Gewehr in die Hand.«
»Das war ein Unfall. Ich hatte hohes Fieber.« Wieder schob sie Rios Hand fort. »Komm mir nicht zu nah mit dem Zeug. Du lässt ganz schön den Macho raushängen, wenn deine Freunde da sind.«
»Hör auf, so herumzuzappeln. Ich möchte, dass Kim und Tama sich das anschauen, ob sie was tun können.« Rio setzte sich auf die Bettkante und legte sich lässig quer über ihre Hüften, so dass sie sich nicht mehr aufrichten konnte. »Tu’s einfach, Tama, hör nicht auf sie.«
»Auf was hat sie denn geschossen?«, fragte Drake.
»Auf das Funkgerät.«
Drake lachte. »Glücklicherweise habe ich meins dabei. Ich lass es dir hier, ich kann mir ein neues holen. Wir müssen nach Kims Weltverbesserern suchen und sie aus Tomas’ Camp herausholen. Das ist der wahre Grund, weshalb wir gekommen sind, weißt du, nicht um dir zu Hilfe zu eilen, Rio.«
»Kims Weltverbesserer?«, echote Rachael mit gespielter Entrüstung. »Wenn es mir bessergeht, wirst du das zurücknehmen.«
Rio versuchte, die finstere Eifersucht, die sich in seinen Eingeweiden regte, zu ignorieren. Er entstammte zwar einer wilden Spezies, aber er musste sich ja nicht entsprechend aufführen, er konnte sich zivilisiert benehmen. Es sollte ihm nichts ausmachen, wenn Rachael Drake anlächelte.
Und das hätte er vielleicht auch noch ertragen können. Aber wie sie mit ihm scherzte, das ging einfach zu weit. Dieser besondere Tonfall in ihrer Stimme sollte nur ihm vorbehalten sein. Er zog sich in sich selbst zurück, suchte nach seiner ruhigen Mitte, dem Ort, an den er sich oft zurückzog, wenn er den Teil von sich, der nach den Regeln des Dschungels lebte, in Schach halten musste. Er holte tief Luft. Atmete langsam ein und aus, entschlossen, sich nicht von seinem Vorhaben abbringen zu lassen. Es war überaus wichtig für ihn, die Kontrolle zu behalten.
Da berührten ihn ihre Finger. Federleicht. Zart wie Schmetterlingsflügel. Ihre Hand schob sich in seinen Hosenbund, ihre Knöchel drückten gegen seine nackte Haut und schon stand er in Flammen. Es war nur eine kleine Geste, aber sie zeigte, dass Rachael seinen Trost und Schutz brauchte. Und das half ihm sofort.
»Rio, gehst du Don Gregson und die anderen suchen?« Sie hatte ihre Flucht so sorgfältig geplant. Und der weitere Plan war gewesen, ihr Leben allein zu verbringen, und davor hatte sie nicht einmal große Angst gehabt. Aber nun war alles anders. Sie wollte nicht, dass Rio sie allein ließ.
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W ir können diese Leute nicht bei Tomas ihrem Schicksal überlassen«, antwortete Rio und seufzte tief. »Ich denke, in diesem
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