Wilde Magie - Wilde Magie - Fever / Wild Rain
und Freude. Doch kaum dass sie aufgeflackert waren, unterdrückte er die Gefühle gleich wieder. »Ja, du weißt es.«
»Drake liebt die ganzen alten Geschichten. Er glaubt an Märchen - ich nicht«, antwortete Rio barsch.
Drake knuffte ihn leicht. »Aber langsam kommen dir Zweifel, nicht wahr? Was ist zum Beispiel mit Maggie und Brandt? Ist das etwa ein Märchen? Du willst bloß nicht zugeben, dass du dich getäuscht hast.« Drake wandte sich wieder an Rachael. »Rio ist ein sturer Kopf. Mit dem ist noch keiner klargekommen. Viel Glück, sage ich nur.«
Rio stöhnte. »Glaub ihm nicht, Rachael. Er weiß nie,
wann es reicht. Es wäre schön, wenn er jetzt den Mund hielte, aber das wird nicht passieren.«
Kim und Tama nickten zustimmend und mussten lachen.
Rachael nahm sehr wohl wahr, dass Rios Daumen währenddessen höchst intim ihr Handgelenk streichelte. »Stimmt das, Drake?«
»Lügen, nichts als Lügen«, dementierte er, indem er sich ans Herz griff. »Und so was nennt sich Freund. Ich riskiere mein Leben für diese Leute und was tun sie?«
»Du Ärmster«, bemitleidete sie ihn, während sie versuchte, sich das Lachen zu verkneifen. Drake und Rio waren kräftige, dominante Männer, doch im Moment wirkten sie wie zwei kleine Jungs, die über einen dummen Scherz lachten. Rachael hatte alle möglichen Fragen, doch das musste warten, bis sie mit Rio allein war.
»Rachael ist müde«, bemerkte Rio. »Wir sollten sie schlafen lassen, während wir uns überlegen, wie wir diese verlorengegangenen Weltverbesserer aufspüren.« Als er Rachael die Stirn runzeln sah, verbesserte er sich hastig: »Diese Entführungsopfer.«
Wieder grinste Drake. »Ich habe mich immer gefragt, wie man dich dazu bringen könnte, dich politisch korrekt auszudrücken. Aber da musste wohl erst eine Frau kommen.«
Die vier Männer gingen auf die Veranda und ließen Rachael mit Fritz allein. Trotz der geschlossenen Tür konnte sie ihre leisen Stimmen hören. Irgendwie war es beruhigend, ihnen zu lauschen, während sie vor sich hindöste. Der Regen kam und ging. Der Wind raschelte in den Bäumen, die Blätter wisperten, die Insekten und Vögel schwirrten, und Scharen von Affen sprangen schnatternd
durch die Bäume. All diese wohlbekannten, beruhigenden Geräusche vermischten sich mit ihren Träumen. Die Schwüle wirkte nicht erdrückend, sondern schärfte ihre Sinne, machte ihr die Kurven ihres Körpers bewusst, ihre empfindlichen Nervenenden und ihre Sexualität. Schweißtropfen rannen in das Tal zwischen ihren Brüsten.
Rachael schloss die Augen, und schon war Rio da, senkte den dunklen Kopf, leckte über ihre Brust und ließ Schauer über ihren Rücken jagen. Ihr Körper spannte sich an vor Erwartung. Als er sie ansah, stockte ihr der Atem. So viel Liebe lag in seinem Blick. So viel Bewunderung. Beinah kamen ihr die Tränen. Sie kannte ihn genau, jeden Zug und jede Linie, ob er müde war, glücklich oder wütend. Sie schlang die Arme um ihn und drückte ihn an sich, dann lauschten sie gemeinsam dem Wind und dem Regen, der leise ans Fenster klopfte.
Rio trommelte mit den Fingern gegen die Fensterscheibe, er wünschte, er hätte daran gedacht, den Vorhang beiseitezuziehen, damit er Rachael sehen konnte. Sie würde sicher schnell einschlafen. Ihr Bein heilte gut, aber es brauchte Zeit. Sie konnte sich glücklich schätzen, dass sie es nicht verloren hatte. »Danke, dass du die Kräutersalbe für Rachaels Bein angerührt hast, Tama. Ich hatte schon befürchtet, es nicht mehr retten zu können. Eine Zeit lang ging es ihr ziemlich schlecht.«
»Die meisten Heilpflanzen kennst du ja«, erwiderte Tama. »Diese Mischung benutzt mein Vater, wenn wir in den Wäldern oder auf dem Fluss unterwegs sind und die Heilung schnell und möglichst schmerzfrei vonstattengehen muss. Der Fluss kann für offene Wunden gefährlich sein. Diese Salbe versiegelt die Wunden, so dass sich unter der Haut keine Parasiten oder Bakterien einnisten können.«
»Keine Sorge, Rio. Die Bisswunden habe ich ausgespart, damit sie abtrocknen können«, ergänzte Kim. »Verrätst du uns, wie das passiert ist?«
»Dass du auch nicht gerade taufrisch aussiehst, brauche ich ja nicht extra zu erwähnen«, betonte Drake.
Rio legte die Hand gegen die Scheibe und spreizte die Finger, als könnte er sie berühren. Er spürte, dass sie nach ihm rief. Nicht hörbar, aber dennoch merkte er, dass sie sich in seinen Kopf geschlichen hatte, vielleicht sogar unter seine Haut und nur durch
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