Wilde Magie - Wilde Magie - Fever / Wild Rain
Fall haben wir keine Wahl.«
»Diesmal ist es nicht wie sonst«, warnte Drake. »Bislang haben wir immer überfallartig zugeschlagen, uns dann im Wald verteilt und die Leute außer Landes gebracht. Mit der Belohnung wird alles anders.«
Rachael fühlte vier Augenpaare auf sich ruhen. Sie hielt das Gesicht abgewandt. Sie hätte es wissen müssen. Die Summe war zu hoch, um jemand kaltzulassen, insbesondere in Ländern, in denen die Menschen sehr arm waren. »Mit Geld geht alles. Das ist das Motto meiner Familie. El dinero pavimenta la manera. «
»Geld regiert die Welt«, übersetzte Rio. Er kannte das Sprichwort, doch woher es stammte, wusste er nicht. Er schaute Drake an und zog skeptisch eine Augenbraue hoch. »Interessantes Motto für eine Familie.«
Drake zuckte die Achseln und schüttelte den Kopf. Er glaubte zwar, das Motto schon einmal gelesen zu haben, vielleicht in der Zeitung, aber mehr wusste er auch nicht.
»Tja, ich habe eben eine recht interessante Familie. Früher oder später wird sie jemanden schicken, der eure Regierung besticht, sofern das nicht längst geschehen ist. Ich muss schnell das Land verlassen.« Rachael fasste Rios Hosenbund
fester. Wenn er schon auf ihr lag, um sie niederzudrücken, während Tama seine eklige Salbe auf ihr Bein auftrug, konnte sie es auch ausnutzen. Mit voller Absicht ließ sie die Fingerspitzen über seine Haut spazieren. Sie hoffte, dass sie ihm damit einen Denkzettel verpasste.
»Sie können jetzt nicht raus aus dem Land, Missy«, sagte Tama kopfschüttelnd. »Sag es ihr, Rio. Die Banditen werden die Grenzen dicht machen. Sie haben am Fluss, an den Grenzen und auch sonst überall Spione. Die meisten Menschen haben Angst vor ihnen und möchten bloß von den Verbrechern in Ruhe gelassen werden. Aber bei einer so hohen Belohnung werden sie mehr Unterstützung bekommen als sonst. Es wäre besser, sich einfach zu verstecken und abzuwarten, bis der Sturm vorüber ist.«
Kim nickte zustimmend. »Mein Bruder sagt die Wahrheit, Miss Rachael. Am Fluss leben gute Menschen, doch so viel Geld würde ein ganzes Dorf reich machen. Damit lässt sich so eine Kleinigkeit wie ein paar Informationen weiterzugeben leicht rechtfertigen. Besser, Sie bleiben unbemerkt im Wald und warten, bis man annimmt, dass Sie im Fluss umgekommen sind.«
Rachael blieb ganz still unter Rio liegen und musterte die vier Männer eingehend. »Ich schätze, du hast Recht, Kim. Ein ganzes Dorf könnte davon reich werden. Die Regierung würde das Geld sicher auch gern haben. Vielleicht kann es sogar einer von euch gebrauchen.«
Rio legte ihr die Hand in den Nacken und begann mit einer langsamen Massage, so als könnte er sie beruhigen, wo sie doch beide wussten, dass es keine Ruhe gab. Nicht bei der Summe, die auf ihren Kopf ausgesetzt war.
»Von meinen Leuten haben Sie nichts zu befürchten, Miss Rachael«, versicherte Kim.
Sie lächelte ihm zu, ohne ihn richtig anzuschauen. »Reden Sie sich das nur ein, Kim, und früher oder später werden Sie enttäuscht. Menschen, die Sie lieben, werden Sie sogar für weniger verraten. Für Geld kann man alles kaufen, angefangen bei Nahrung und Medizin über Bildung und Freiheit bis hin zur Macht. Menschen töten für fünfzig Dollar. Und weniger. Jeder in diesem Raum könnte das Geld haben wollen und wer sollte es ihm verdenken? Ich bin doch für euch nur eine Fremde.«
Rio setzte sich auf und rückte ihre Kissen bequemer zurecht. »Keiner in diesem Zimmer wird dich verraten, Rachael. Auf Drake und mich ist auch eine Belohnung ausgesetzt. Ehe wir dich einem der Banditen überhaupt verraten könnten, hätte der uns schon längst erschossen. Und Kim und Tama brauchen kein Geld.«
Rachael schaute Rio aus dunklen Augen herausfordernd an. »Ich möchte wetten, dass ihr euch gar nicht an die Banditen zu wenden braucht. Wahrscheinlich kriegt ihr die Belohnung schon, wenn ihr mich irgendeinem Vertreter der Regierung übergebt.«
Rio hatte nicht vor, weiter mit ihr zu diskutieren. Und er wollte nicht zugeben, nicht einmal vor sich selbst, dass ihr Verdacht ihm Sorgen bereitete, deshalb erwiderte er ihren Blick ganz gelassen. »Du hast wahrscheinlich recht, Rachael, aber vielleicht sucht die Regierung ebenfalls nach mir. Du hast doch selbst vermutet, dass ich nur hier wohne, weil ich vor etwas davongelaufen bin.«
Rachael konnte die Augen nicht abwenden. Rios Blick war immer so direkt und durchdringend. So fokussiert. Ihr war, als falle sie in den Abgrund seiner
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