Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wilde Magie - Wilde Magie - Fever / Wild Rain

Wilde Magie - Wilde Magie - Fever / Wild Rain

Titel: Wilde Magie - Wilde Magie - Fever / Wild Rain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
Vom Netzwerk:
Sie drehte ihm weiterhin den Rücken zu und presste die geballten Fäuste fest an die Seiten, während düsterer Zorn in ihr brodelte. »Er ist oft verletzt worden, ich habe die Narben gesehen. Manchmal hat er sich bestimmt einsam und verlassen gefühlt. Sie haben dafür gesorgt, dass er sich ständig schämt und glaubt, nicht gut genug zu sein, egal, was er tut. Und die ganze Zeit haben Sie gewusst, wie er wirklich ist. Sie kannten seine wahre Natur.«
    Fritz kam unter dem Bett hervor und umschmeichelte ihr Bein. Dann funkelte er den Ältesten böse an und verschwand fauchend und geifernd in die Nacht. Rachael erhaschte einen Blick auf Franz, der im Schatten des Blätterdachs auf ihn wartete.
    »Ja, ich kannte ihn«, gestand Delgrotto.
    Rachael konnte hören, dass er das Gemüse in die Suppe warf, doch sie drehte sich nicht um. Es war ihr zuwider, mit ihm im selben Haus zu sein. »Macht ist etwas Seltsames. Auf den ersten Blick wirkt sie ganz unschuldig, doch sie verändert und korrumpiert, bis der, der sie besitzt, nur noch als ihre Waffe dient.« Ihre Stimme triefte vor Verachtung.
    »Aus der Ferne mag es so aussehen«, erwiderte Delgrotto sanft. »Aber wenn man, wie Sie vorhin vorschlugen, den Blickwinkel ein klein wenig ändert, sieht es schon wieder ganz anders aus. Rio hatte sich vor dem ganzen Dorf zu verantworten. Nicht nur vor dem Rat. Er war jung und stark und voller Kraft. Verschmiert vom Blut des Mannes, den er getötet hatte.«
    »Und dem Blut seiner Mutter.« Rachael drehte sich abrupt zu ihm hin und starrte ihn mit funkelnden Augen an.
    Delgrotto nickte, der Einwand war berechtigt. »Das ist richtig. Rio hatte Fähigkeiten, die weit über sein Alter hinausgingen. Schon als kleiner Junge war er ein großartiger Schütze. Bei den Scheinkämpfen, die wir ausfechten, konnten ihn nur wenige unserer Männer besiegen. Er war sehr beliebt bei den Jungen, alle sahen zu ihm auf. Und dann brach er unser heiligstes Gesetz. Wir geben uns große Mühe, die Kinder zu lehren, dass Jäger nicht in unsere Wälder kommen, um einen Mord zu begehen. Wir essen auch Fleisch und töten Tiere, um es zu bekommen. Jener Mann jagte nach Pelzen. Er hat nicht Violet Santana verfolgt und getötet. Er hatte keine Ahnung, dass der Leopard eine menschliche Seite hatte. Die Idee, kaltblütig eine Frau zu töten, wäre ihm sicher nie gekommen.«
    »Und seine Unwissenheit rechtfertigt sein Verbrechen?«
    »Wie konnte es ein Verbrechen sein, wenn er nicht wusste, was er tat?«
    »Er hat gewildert. Leoparden sind geschützt.«
    »Trotzdem war sie für ihn ein Tier und kein Mensch. Wie sollen wir unsere Kinder etwas anderes lehren, Rachael? Als Jäger bringen wir den Tod, wir sind so viel schlauer, intelligenter und fähiger als andere. Doch wir sind genauso launisch und reizbar wie unsere animalischen Verwandten, und das macht uns ohne strikte Regeln viel zu gefährlich. Was hätten wir denn tun sollen? Bei den jungen Männern war Rio ein Held. Wenn er irgendwo hinging, folgten sie ihm.«
    »Er hat Ihnen nicht gehorcht, das war sein Verbrechen. Er hat sich stolz und ungebeugt vor Ihnen präsentiert, bereit, die Verantwortung für seine Tat zu übernehmen.«
    »Und ohne Reue.«

    »Der Mann hatte seine Mutter getötet.«
    »Und Sie halten das Motto ›Auge um Auge‹ für richtig? Ist das Gerechtigkeit? Wo hört sie dann auf? Liefern wir uns einen Kampf nach dem anderen, bis keiner mehr lebt? Rio hatte seine Entscheidung getroffen, obwohl er die Konsequenzen kannte und wusste, dass er im Unrecht war.« Delgrotto nahm zwei Suppentassen aus dem Schrank. »Wir haben hundert Jahre gebraucht, um unsere Leute davon zu überzeugen, dass wir Jäger und Wilderer nicht als Mörder abstempeln dürfen. Rio Santana hat all unsere Bemühungen an einem Tag zunichtegemacht. Seitdem ist unser Volk zerstritten.«
    »Weil alle wissen, wie es in seinem Herzen aussieht. Und sehen, was er für sie tut. Für alle. Für Sie, für Ihren Enkel und Joshua. Selbst die Einheimischen suchen seine Nähe, weil sie ihn kennen und wissen, dass er ein wertvoller Mensch ist. Er ist wunderbar.« Völlig frustriert suchte Rachael nach einer Möglichkeit, die Gelassenheit des Ältesten zu erschüttern. Wie konnte er nur dastehen und allen Ernstes glauben, er dürfte über Rio urteilen? Sie kochte vor Wut und Frustration. Sie verstand einfach nicht, warum Rio diese unglaublich unfaire Strafe akzeptiert hatte und mit ihr lebte.
    »Die jungen Männer sahen in Rio einen Führer,

Weitere Kostenlose Bücher