Wilde Magie - Wilde Magie - Fever / Wild Rain
Muskelbewegungen an Bauch und Armen. Sie betrachtete ihre Haut und sah, wie sich irgendetwas darunter bewegte.
Maggie dachte, sie hätte geschrien. Unter ihren entsetzten Augen verdrehten und verzerrten sich ihre Muskeln. Sie sah, wie etwas direkt unter ihrer Haut entlanglief, gleich einem Parasiten, und deren Oberfläche dabei leicht anhob. Ihr Herz schlug immer schneller, und ihr Mund wurde trocken. Mit einem Mal erschienen ihr die Kleider zu eng, zu einschnürend, unerträglich. Erschrocken riss sie sich die Jeans herunter und warf sie fort.
Feuer raste durch ihren Bauch, und ihre Knie gaben nach. Maggie fiel zu Boden. »Brandt!«, schrie sie. Sein Name war inmitten des Wahnsinns der einzige Hoffnungsschimmer. Ihre Kehle schwoll so sehr an, veränderte die Form und verengte sich, dass ihre Stimmbänder nicht mehr funktionierten.
Das Han Vol Don hatte begonnen, und sie war allein und voller Furcht. Ihr Körper krampfte sich unter dem Schwall von Adrenalin zusammen, der wie aus einem Vulkan hervorbrach und durch ihren Körper strömte. Ihre empfindliche Haut reagierte übersensibel. Selbst die kleinste Berührung schmerzte. Maggie bemühte sich, ihre Angst zu unterdrücken, nachzudenken, solange sie es noch konnte. Sie musste ihre Kleider loswerden, solange sie noch Hände hatte. Tränen strömten ihr über das Gesicht, als sie Bluse und Unterwäsche auszog. Sie konnte es nicht ertragen, ihren sich windenden Körper zu sehen. Sie hatte mit einer plötzlichen Verwandlung gerechnet, nicht mit dieser schmerzhaften Attacke auf ihre Muskeln.
Sie kroch über den Boden zur Balkontür. Im Haus war die Luft so drückend, dass sie kaum atmen konnte. Maggie gab sich alle Mühe, nicht auf ihre Hand zu schauen, als sie nach dem Türgriff fasste, doch sie konnte nicht anders. Ihre Hand war verkrampft, verbogen und verknotet. Sie schaffte es, die Tür zu öffnen und sich auf den Balkon zu ziehen.
Während ihr Rückgrat sich krümmte und knackte, wuchs Pelz aus ihrer Haut, dichtes rötliches Fell mit zahllosen Rosetten. Für einen Moment war sie gefangen in einem Zustand zwischen Mensch und Tier, halb dies, halb das. Sie wunderte sich gerade noch darüber, wie das, was hier passierte, wohl vonstattenging, und wie es überhaupt hatte geheim bleiben können - doch dann kam der Schritt der Verwandlung, bei dem das Tier in ihr die Kontrolle übernahm.
Sie hörte die Geräusche - das Krachen der Knochen, das Reißen der Muskeln, das Knacken der Gelenke -, als ihr Körper eine andere Gestalt annahm. Es klang erschreckend, doch dann übernahm ihr wilder Teil, der mit den geschärften Sinnen. Die Nacht hüllte sie ein und nahm Besitz von ihr, sie hatte nicht gewusst, dass diese Welt existierte.
Es folgte eine lange Stille, in der selbst der Wind den Atem anhielt. Dann riss der Himmel auf, und Regen tropfte auf die schwer atmende Katze auf dem Balkon. Maggie hob den Kopf und sah sich um. Ohne sich zu bewegen, konnte sie in einem Radius von beinah 280 Grad jede Bewegung in den Bäumen wahrnehmen. Der Schock war enorm, ihr Hirn war wie benebelt und versagte, als sie versuchte zu verstehen, was gerade passiert war. Sie konnte klar denken, war aber in einem Körper gefangen, der ihr
völlig fremd war. Und tief in ihrem Innern versuchte etwas Wildes und Grausames mit ihr zu verschmelzen.
Die Leopardin erhob sich. Leichtfüßig und anmutig. Bewegte sich mit vollendeter Grazie. Das Tier war hellwach, geschmeidig und intelligent. Tief in seinem Innern dachte Maggie daran, dass sie nur ein Ziel kannte. Aus dem Urwald herauszukommen. In die Zivilisation zurückzukehren, wo etwas Derartiges nicht vorkommen konnte. Es war weder lustig noch interessant - es war einfach nur schrecklich. Maggie Odessa wäre im Regenwald verloren gewesen, doch die Leopardin hatte weit schärfere Sinne. Maggie sprang vom Balkon in das Netzwerk der Baumkronen und rannte. Das einzigartige Radar in den Schnurrhaaren der Leopardin half ihr, den richtigen Weg zu finden.
Maggie hatte keine Ahnung, wie sie wieder in ihre eigene Haut, ihre eigene Gestalt zurückkehren sollte. Sie konnte doch unmöglich in diesem Leopardenkörper bleiben. Und was noch schlimmer war, während dieses Weibchen vom sicheren Haus zum Dschungel unterwegs war, setzte es seine lockenden Duftmarken im ganzen Wald. Die Katze wand sich in den Qualen des Paarungstriebs und grub ihre Krallen in die Bäume, an denen sie sich rieb. Entsetzt stellte Maggie fest, dass die Katze sich ebenso sehr nach einem
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