Wilde Magie - Wilde Magie - Fever / Wild Rain
Mann sehnte wie sie selbst.
Sie rannte schneller, entschlossen, sich sowohl vom Urwald mit seiner glühenden Hitze wie auch von ihrer überaktiven Libido zu befreien. Sie rannte sehr weit, setzte in eleganten Sprüngen über herabgestürzte Äste und steile Böschungen. Nicht einmal von Flüssen ließ sie sich aufhalten; sie stürzte sich einfach hinein, schwamm ans andere Ufer und schüttelte sich trocken. Und während sie so lief, lernte sie, wie ein Leopardenkörper funktionierte.
Als sie entfernt Rufe hörte, menschliche Stimmen, die durch den Urwald drangen, wäre ihr fast das Herz stehengeblieben. Die Schreie waren zwar weit weg, doch ihr war sofort klar, was sie zu bedeuten hatten. Vielleicht schwebte Brandt in Gefahr. Vielleicht riskierte er gerade sein Leben, während sie feige davonlief. Der Gedanke ernüchterte sie. Aber was konnte sie tun als Gefangene in einem Leopardenkörper? Vor lauter Angst und Verzweiflung hätte sie am liebsten geheult. Schließlich zwang sie sich, die Hysterie niederzukämpfen und rational zu denken.
Zuerst hatte sie sich für ein Wesen mit zwei Identitäten gehalten. Die eine menschlich, die andere animalisch. Doch sie war weder das eine noch das andere, während dieses Geschöpf, das so leichtfüßig durch den Wald lief, ganz klar ein Teil von ihr war. Sie dachte weiter wie Maggie Odessa, sie war Maggie Odessa, nur in anderer Gestalt, in einer zugegebenermaßen ungewohnten Gestalt, die sich jedoch gut anfühlte.
Sobald Maggie bewusst wurde, dass sie trotz der Verwandlung immer noch sie selbst war, wurde sie ruhiger. Sie lief langsamer und schaute sich schwer atmend mit geschärften Sinnen um. Mit ihrem Raubtierblick. Sie hatte ihn immer besessen, aber nie benutzt. Sie holte tief Luft und nahm die Gerüche des Dschungels auf. Sie war weder Mensch noch Tier. Sie war anders, aber immer noch Maggie.
Ihre dicken Tatzen erlaubten ihr, sich völlig geräuschlos zu bewegen. Sie spürte die enorme Kraft des Körpers, den sie bewohnte. Unfähig, der Versuchung zu widerstehen, musste sie einfach ihre Möglichkeiten erproben, und so sprang Maggie ansatzlos auf einen dicken Ast fast zwei Meter über dem Boden. Es war ein einfacher, leichter Sprung,
und sie landete perfekt ausbalanciert, als hätte sie ihr Leben lang nichts anderes gemacht.
Maggie kauerte sich in den Baum und dachte an Brandt. Er hatte ihr also tatsächlich die reine Wahrheit erzählt. Sie war nicht zwei verschiedene Wesen; sie war und blieb Maggie Odessa. Sie konnte bloß mehr als eine Gestalt annehmen. Ein unglaubliches Machtgefühl überkam sie. Was für eine Gabe! Ihre leiblichen Eltern hatten ihr ein unschätzbares Erbe hinterlassen. Sie bedachte alles, was Brandt ihr erzählt hatte, und verstand nun, wie nötig Disziplin war. Sie konnte ihre Gefühle und ihren Sexualtrieb auch kontrollieren, wenn sie ein Leopard war. Die Gestalt machte keinen Unterschied. Sie war in dem Fall nicht gezwungen, sich mehr wie das Tier zu verhalten, nur über das unbändige, wilde Wesen, das aus ihr ausbrechen wollte, hatte sie keine Kontrolle.
Die Gefühle, die sie empfand, waren heftig, aber nicht völlig fremd. Sie hatte mit Brandt zusammen sein wollen, hatte ihn gereizt und verführt und ihn so heiß umworben, wie sie es früher nie gewagt hätte. Und die Leopardin fühlte dasselbe, nur durch ihr natürliches Wesen verstärkt, die Natur, die nun ein Teil von ihr war. Maggie entspannte sich und erlaubte ihren Gliedern, sich etwas zu lockern. Sie konnte logisch denken, ihren Verstand benutzen und zu einem vernünftigen Ergebnis kommen, sie brauchte nicht wegzulaufen wie ein verängstigtes Kind. Und sie konnte ihre wilden Triebe in Schach halten. Sie hatte die Macht, und sie konnte damit tun, was sie wollte.
Brandt hatte befürchtet, dass sie mit der Verwandlung nicht zurechtkam, hatte bei ihr bleiben wollen, statt die Wilderer zu jagen. Mit ihrem kindischen Verhalten bewies sie nur, wie Recht er gehabt hatte. Sie musste zum
Haus zurückkehren und ruhig auf ihn warten, damit er ihr bei der Rückverwandlung in die menschliche Gestalt behilflich sein konnte. Sollte er nach einer bestimmten Zeit nicht heimkommen, wollte sie die Fähigkeiten ihrer augenblicklichen Gestalt nutzen, um ihn zu suchen und ihm irgendwie zu helfen.
Maggie dachte an Brandts Worte. Dass er die ganze Welt nach ihr abgesucht habe. Und dabei immer gewusst habe, dass sie seine Gefährtin sei. Wie er keinen Zweifel daran habe, dass sie zusammengehörten. Diese
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