Wilde Magie - Wilde Magie - Fever / Wild Rain
Sicherheit, die auf seiner jahrelangen Erfahrung mit ihrem gemeinsamen Erbe basierte, fehlte ihr. Sie kannte Brandt erst seit sehr kurzer Zeit, doch tief in ihrem Innern spürte sie, dass alles seine Richtigkeit hatte. Er hatte sie gebeten, da zu sein, wenn er nach Hause kam. Sie wollte und würde ihn nicht enttäuschen. Brandt Talbot war der Mann, den sie erwählt hatte.
Maggie sprang vom Baum und landete sanft auf dem Boden. Ihr Leben hier im Regenwald war viel aufregender als ihr altes. Sie hatte keinerlei Absicht, sich von Ängsten einschüchtern zu lassen. Oder zu riskieren, Brandt zu verlieren. Alles, was sie sich jemals gewünscht hatte, war zum Greifen nah in dieser ursprünglichen, exotischen Umgebung.
Sie fürchtete den Dschungel nicht, sie berauschte sich an ihm. Anders als bei vielen anderen Menschen wirkten das Baumkronendach und die reiche Flora und Fauna nicht bedrückend auf sie. Selbst die Hitze machte ihr nichts aus. Sie liebte den Urwald mit all seinen Facetten. Und Brandt. Sie liebte den Dichter in ihm und die unerwarteten Überraschungen seiner sanften Seite. Vor allem seinetwegen wollte sie bleiben und sich ihrer Veränderung
stellen. Ihrem Schicksal. Sie wollte die Geschichte ihrer Rasse erforschen und alles tun, um sich ihrem Lebensstil anzupassen.
Maggie machte sich auf den Heimweg. Die Leopardin fand mühelos den Weg, sie witterte die Luft, während sie leise dahinschlich, mit ausgezeichneter Nachtsicht. Doch kaum hatte sie vertrautes Terrain erreicht, peitschte ein lauter Schuss durch die Nacht. Eine Gewehrsalve folgte. Tiere kreischten, ein lautes Chaos brach los. Das Blätterdach erwachte zu hektischem Leben, Flügel flatterten, Affen zeterten und sprangen von Baum zu Baum. Der Alarm hallte laut und dringlich durch das Dunkel des Waldes.
Maggie zuckte zusammen, sprang zähnefletschend zur Seite und versteckte sich in der dichten Vegetation. Ihr Herz raste vor Angst. Gleich darauf vernahm sie die Antwort ihrer Leute, einen besonderen Trommelschlag aus uralter Zeit, aber nach wie vor sehr effektiv, eine Art Morsecode, den sie eigentlich kennen sollte, den sie jedoch nie gelernt hatte. Sie konnte die Botschaft zwar nicht entschlüsseln, aber sie wusste gewiss, dass auf diesem Wege Nachrichten ausgetauscht wurden.
Ihr erster Gedanke galt Brandt. Der bittere Geschmack der Angst lag ihr auf der Zunge. Nun, da sie ihn gefunden hatte, wollte sie ihn nicht mehr verlieren. Warum hatte sie sich nicht an ihn gebunden? Warum hatte sie ihn nicht beruhigt, indem sie ihm sagte, dass sie bei ihm bleiben wollte? Maggie brach aus dem Dickicht und eilte in großen Sprüngen nach Hause. Sie wollte die Fährte von Drake und Brandt aufnehmen, und ihnen dahin folgen, wo die Wilderer ihre Fallen aufgestellt hatten.
Doch zu ihrer Überraschung strauchelte die Leopardin, ihre Vorderbeine trugen sie nicht mehr. Sie stürzte über einen
kleinen Ast und rutschte über den Boden. Maggie lag lang ausgestreckt auf dem Rücken und hörte das ominöse Krachen und Knacken, das die Verwandlung begleitete. »Nicht jetzt«, stöhnte sie, doch aus dem Mund der Leopardin klang es wie ein heiseres Keuchen.
Es war nicht so schmerzhaft wie zuvor, oder aber es hatte auch schon beim ersten Mal nicht wirklich besonders wehgetan. Vielleicht war sie bloß so erschrocken gewesen, dass sie sich die Schmerzen eingebildet hatte. Ihre Haut, gerade noch von Fell überzogen, nun aber weich und glatt, juckte unerträglich, und Maggie fand sich splitterfasernackt auf dem Boden sitzend wieder. Schnell sprang sie auf, damit sich keine Parasiten in ihre Haut bohren konnten.
Leise seufzend begann sie, zum Haus zurückzulaufen. Sie wusste jetzt, welchen Weg sie einschlagen musste - sie besaß immer noch dieselben Fähigkeiten wie die Leopardin, sie hatte nur lernen müssen, sie anzuerkennen und richtig einzusetzen. Sie musste die Arme vor ihrem üppigen Busen verschränken, denn sein Wippen war beim Rennen ebenso unangenehm wie der Boden unter den bloßen Füßen. Leoparden waren an das Leben im Dschungel angepasst, ihre augenblickliche Gestalt dagegen war schrecklich unvorteilhaft. Raue Blätter und Baumrinden zerkratzten Maggies zarte Haut. Doch da sie an nichts anderes dachte, als zum Haus zurückzukommen, um Brandts Fährte aufzunehmen, bemerkte sie die Verletzungen kaum.
Ein Geräusch ließ sie jäh innehalten. Ein hoher Klagelaut, das Stöhnen eines verletzten Tieres. Ihr war der Klang wohlbekannt, doch diesmal witterte sie zusätzlich
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