Wilde Magie - Wilde Magie - Fever / Wild Rain
Körper der Frau, die furchtbare Wunde am Bein brachte sie zum Zittern. Die Stimme des Mannes hatte herrisch geklungen. Da war ein deutlich drohender Unterton, der Gefahr verhieß. »Nein«, presste Rachael mit Mühe aus ihrer wunden Kehle hervor.
Rio machte den beiden Nebelpardern ein Zeichen. »Ich hoffe, dass du mir die Wahrheit sagst, denn die zwei werden jeden töten, den sie finden.«
Schnell legte Rio einen provisorischen Druckverband an, er wusste, dass die Tiere ihn alarmieren würden, falls sie einen weiteren Eindringling aufstöberten. Er fragte sich, wer so dumm sein konnte, eine Frau auf ihn anzusetzen. Mühelos hob Rio sie hoch und legte sie aufs Bett. Mit ihrem blassen Gesicht und den riesengroßen Augen sah sie gar nicht aus wie eine Killerin. Kopfschüttelnd machte er sich an die Versorgung der hässlichen Verletzung an ihrem Bein. Die Bisswunden waren tief und hatten erheblichen Schaden angerichtet. Außerdem hatte die Katze das Bein geschüttelt, als die Frau zu flüchten versuchte,
und dabei das Fleisch zerfetzt, was Nebelparder gewöhnlich nicht taten. Eine üble Wunde, die mehr medizinische Kenntnisse als die seinen erforderte.
Rachael konnte vor Schmerz kaum atmen. Im Dunkeln wirkte der Mann, der sich über sie beugte, unbezwingbar. Seine Schultern waren breit, Brust und Arme kräftig. Der gesamte Oberkörper schien nur aus Muskeln zu bestehen. Seine Kleidung war blutbefleckt, und Blut rann auch aus einer klaffenden Wunde an seiner Schläfe. Er war nass bis auf die Haut, seine ganzen Sachen zerrissen und völlig durchweicht. Als er ihr Bein näher in Augenschein nahm, tropfte Wasser von seinem Haar und kühle Tropfen benetzten ihre heiße Haut. Er hatte einen dunklen Schatten ums Kinn und die kältesten Augen, die sie je bei einem Menschen gesehen hatte … oder bei einem Tier. Auffallende gelb-grüne Augen.
»Hör auf zu zittern.« Der Mann klang gereizt.
Rachael holte tief Luft und zwang sich, ihr zerfetztes Bein anzuschauen. Unwillkürlich stöhnte sie auf, und die Welt begann sich zu drehen.
»Nicht hinschauen, Kleines.« Ungeduldig streckte er den Arm aus und hob ihr Kinn an, so dass sie gezwungen war, ihm in die funkelnden Augen zu schauen.
Rio musterte Rachaels bleiches, schmerzverzerrtes Gesicht. Schweißperlen glitzerten in ihren Brauen. An ihrem Hals zeigten sich seine Fingermale, blaurot und dick angelaufen. Sein Blick verharrte einen kurzen Moment auf ihrem geschwollenen rechten Handgelenk, vielleicht war es gebrochen. Doch das war seine geringste Sorge.
»Hör zu und versuch, meinen Worten zu folgen.« Rio beugte sich so tief zu Rachael hinab, dass sein Gesicht nur noch Zentimeter von ihrem entfernt war. Seine Stimme
klang schroff, selbst in seinen eigenen Ohren, wurde aber bei ihrem Anblick gleich sanfter.
Rachael drückte sich in die Matratze, sie hatte Angst davor, dass sein Gesicht sich wieder verzerrte und sie am Ende keinen Mann, sondern ein wildes Tier über sich hatte. Sie trieb auf einem Meer aus Schmerzen, sah ihre Umgebung nur noch verschwommen, wie durch Nebelschleier, und fühlte, wie sie immer weiter wegzugleiten schien. Doch die Entschlossenheit, die seine Züge verhärtete, war ihr eine Warnung. Erschrocken über seinen unverwandten, intensiven Blick und voller Angst, dass ihm Fangzähne wuchsen, wenn sie nicht reagierte, versuchte sie zu nicken, um ihm zu zeigen, dass sie zuhörte. Doch in Wahrheit wäre sie am liebsten tief ins Bett versunken und vom Erdboden verschwunden.
»Im Regenwald zieht man sich schnell Infektionen zu. Wir sind durch die Überschwemmung abgeschnitten. Wegen diesem schlimmen Sturm ist der Fluss über die Ufer getreten. Ich kann keine Hilfe holen, also muss ich deine Wunde auf notdürftige Art versorgen. Es wird wehtun.«
Rachael presste eine Hand auf den Mund, um ein aufkeimendes hysterisches Lachen zu unterdrücken. Es würde wehtun? War er verrückt geworden? Sie steckte mitten in einem endlosen Alptraum, in einem Baumhaus mit einem Leopardenmann und zwei Mini-Leoparden, die sie umbringen wollten, und niemand wusste, wo sie sich befand. War ihm nicht klar, dass ihr Bein jetzt schon höllisch wehtat?
»Hast du mich verstanden?«
Er stieß die Frage barsch zwischen seinen kräftigen Zähnen hervor. Rachael versuchte, sie nicht anzustarren, sie wollte sich nicht vorstellen, wie sie sich zu tödlichen Waffen
auswuchsen. Sie zwang sich, zu nicken und einen vernünftigen Eindruck zu machen, obwohl sie ganz offenbar dabei war, den
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