Wilde Magie - Wilde Magie - Fever / Wild Rain
zur Feuerstelle, wo sie irgendeine Waffe zu finden hoffte, mit der sie sich verteidigen konnte. Eine Hand griff nach ihr, verfehlte sie aber und streifte nur kurz ihr Bein. Fast hätte sie es durch den Raum geschafft, der schwere eiserne Schürhaken war schon in Reichweite. Noch einen Schritt, einen Satz vorwärts und sie hatte eine
Chance. Da erwischte sie etwas an ihrem Knöchel, verbiss sich wütend in ihr Bein und zog sie mit messerscharfen Zähnen gnadenlos zu Boden.
So musste auch ein Hai zuschnappen, stellte sich Rachael vor. Gnadenlos. Mit stählerner Kraft. Sie hörte jemanden fluchen, Tiere hecheln, und dazu ein furchterregendes Schnaufen. Irgendetwas fauchte. Panik überfiel sie, ließ sie nicht mehr klar denken. Ein glühendheißer Schmerz durchzuckte ihren ganzen Körper und raubte ihr den Atem. Ein weiterer Leopard setzte zum Sprung an. Mit zusammengebissenen Zähnen warf Rachael sich nach vorn. Sie schrie gellend auf, als die säbelförmigen Zähne sich bis auf die Knochen in ihr Fleisch bohrten, umklammerte den Schürhaken und schlug verzweifelt nach dem Tier. Doch eine Hand packte ihren Arm und fing den gezielten Hieb mitten in der Luft ab.
Ein Mann stand über ihr, düster und kraftvoll, sein Gesicht nur wenige Zentimeter von dem ihren entfernt, das Gesicht eines Racheengels … Entsetzt musste sie mit ansehen, wie dieses Gesicht sich direkt vor ihren Augen verformte und ihm Fell und Raubtierzähne wuchsen. Der heiße Atem eines Leoparden schlug ihr entgegen und streifte ihre bloße Kehle. Vor ihr stand kein kleiner Nebelparder, sondern ein riesiger schwarzer Panther, der sie mit unerbittlichem Jägerblick fixierte. Rachael erkannte die außergewöhnliche Intelligenz in den leuchtenden, gelbgrünen Augen. Diesen intensiven Blick, der vor Wut und Mordlust nur so sprühte, würde sie im Leben nie mehr vergessen. Sie schloss die Augen, am liebsten wäre sie in Ohnmacht gefallen, doch sie konnte diesen durchdringenden Blick nicht bannen.
Rio kämpfte gegen das wilde Tier, das sich in ihm aufbäumte.
Zu viele Wunden, zu viele schlaflose Nächte machten es ihm schwer, sich zu beherrschen. Er bemühte sich, die Verwandlung aufzuhalten, bevor noch jemand zu Tode käme. Er atmete langsam ein und aus. Sog die Luft tief in seine Lungen. Rang das Wilde in sich nieder und verbarg es in seinem Innern, so dass seine Geisteskräfte wieder die Oberhand bekamen.
»Aus«, befahl er barsch. Die Katzen gehorchten, ließen von ihrem Opfer ab und kauerten sich auf den Boden, nach wie vor in Alarmbereitschaft. »Jetzt du. Her damit.«
Rachael schaffte es nicht, den Schürhaken loszulassen. Wie betäubt vor Schreck hielt sie ihn weiterhin fest umklammert und starrte den Mann nur ungläubig an. Sprachlos vor Entsetzen.
»Fallen lassen, verdammt«, fauchte er, während er den Druck auf ihr Handgelenk verstärkte. Er wusste genau, dass er ihr mit Leichtigkeit die Knochen brechen konnte, falls sie sich weiter widersetzte. Seine freie Hand schloss sich wie ein Schraubstock um ihren Hals und schnürte ihr die Luft ab, dann drückte er ihr einen Ellbogen auf die Brust und ein Knie auf die Hüfte. Mit seinem überlegenen Körpergewicht war es ein Leichtes, sie am Boden festzuhalten. »Ich könnte dir den Hals umdrehen«, warnte er. »Loslassen.«
Rachael hätte am liebsten geschrien, um Hilfe und Erlösung gebettelt, einfach nur wie wild gekreischt. Sie hatte mehr Angst vor dem Mann, oder was immer sie da vor sich hatte, als vor den Katzen mit ihren bösartigen Augen. Doch sie bekam keine Luft mehr. Der Schmerz, der von ihrem Bein ausstrahlte, schien sie ganz und gar einzunehmen, und ihr war, als würde der Boden sie verschlingen.
Sobald er spürte, wie ihre Glieder unter ihm erschlafften
und der Schürhaken klappernd zu Boden fiel, stieß Rio einen Fluch aus. Er gab dem Haken einen Schubs, damit er außerhalb ihrer Reichweite war, und dabei fuhr seine Hand durch etwas Warmes und Klebriges. Sofort untersuchte er den Unterschenkel der Frau, und was er dort fand, ließ ihn erneut fluchen. Eine Hand auf die Wunde gepresst, hob er ihr Bein an. »Fall mir bloß nicht in Ohnmacht. Bist du allein hier? Antworte, und lüg mich ja nicht an.« Er war ziemlich sicher, dass außer ihnen niemand im Haus war, sonst hätte dieser Jemand wohl in den kurzen, aber heftigen Kampf eingegriffen. Außerdem konnte er keinen anderen menschlichen Geruch wahrnehmen, jedoch wollte er vor weiteren Überraschungen sicher sein.
Ein Beben durchlief den
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