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Wilde Rose der Prärie

Wilde Rose der Prärie

Titel: Wilde Rose der Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller , Ralph Sander
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in seine Arme ziehen können. Das Verlangen, genau das auch zu tun, erfasste ihn auf eine Art, mit der es nicht mal ein halbes Dutzend Komantschen aufnehmen konnte. „Angriff?", wisperte sie. „Ich dachte nicht, dass sie nachts angreifen würden."
    „Die greifen an, wann es ihnen passt", erklärte er. „Aber ich glaube nicht, dass sie uns noch mal behelligen werden, jedenfalls nicht bis hinter Laredo. Bis dahin dürften sie allerdings unseren Bluff durchschaut haben." Irritiert zog sie die Decke enger um ihren Hals.
    Eine unheilvolle Begierde durchfuhr seinen Körper. Nach vielen Frauen hatte er sich in seinem Leben gesehnt, und die meisten von ihnen hatte er auch bekommen, aber bei dieser Frau war der Wunsch nach ihr irgendwie anders. Das war mehr als nur ein körperliches Verlangen, und diese Tatsache jagte ihm höllische Angst ein. „Du verdammter Narr", schimpfte John. „Ich sollte dich dafür auspeitschen, dass du einfach da rausspaziert bist!"
    Der Captain dagegen grinste. „Ach, kommen Sie, John. Dumm war das ganz sicher, das sehe ich auch so. Aber der Trick hat funktioniert, und nur darauf kommt es an." John baute sich vor Holt auf, eine Hand hatte er so erhoben, als wollte er ihm eine Ohrfeige verpassen.
    Holt rührte sich nicht. Es gab nur zwei Männer auf der Welt, die ihn ungestraft schlagen konnten. Einer war Angus McKettrick, der andere John Cavanagh. Dessen Augen blitzten zornig auf, doch seinen Arm ließ er langsam wieder sinken. „Diese Cowboys da drinnen", grummelte er, um schneller sein Temperament in den Griff zu bekommen. „Nicht einer von ihnen ist in der Lage, im Dunkeln seinen Hintern zu finden. Schon gut, dass wir uns heute Nacht nicht in einem Kampf auf sie verlassen mussten."
    Daraufhin wagte Holt ein schiefes Grinsen. „Sag ihnen, sie sollen sich wieder hinlegen", wandte er sich an Rafe, dessen Wut noch nicht ganz verraucht war. „In ein paar Stunden wird es wieder hell, und bis nach Laredo brauchen wir noch einen ganzen Tag."
    „Sag es ihnen doch selbst", herrschte Rafe ihn an, machte sich dann aber doch auf den Weg in Richtung Obstgarten. Ob es ihm gefiel oder nicht, die Unterhaltung entwickelte sich so, wie Holt es wollte.
    John machte eine wegwerfende Geste, drehte sich um und ging zu seinem Wagen, unter dem er sich wieder ins weiche Gras legen würde. Auch Melina zog sich zurück. Nur der Captain und Lorelei blieben bei ihm stehen.
    „Ich übernehme die nächste Wache", erklärte der Captain und musterte Holt kritisch. „Sie sollten lieber zusehen, dass Sie auch ein bisschen Schlaf bekommen." Mit diesen Worten ging er zum Glockenturm, und Augenblicke später hörte Holt, wie der ältere Mann seine Stiefel auf die Leitersprossen setzte. Damit war nur noch Lorelei übrig, die so starr dastand wie eine Statue in einem dieser griechischen Tempel, von denen er Radierungen in Büchern gesehen hatte. Nach der Art, wie das Mondlicht ihre Haut strahlen ließ, hätte sie ebenso gut aus Alabaster sein können, aber dank der Egel wusste Holt nur zu gut, dass sie aus Fleisch und Blut war.
    Sie schluckte deutlich sichtbar, und Holt betrachtete dabei ihre Kehle. Er überlegte, wie es wohl sein würde, sie dort am Hals zu küssen, wo ihre Schlagader pulsierte. „Das hätte Sie das Leben kosten können", sagte sie. „Aber das hat es nicht."
    Ein wenig bewegte Lorelei sich, als wollte sie sich ihm nähern. Dann aber blieb sie wieder stehen. „Was wird mit dem Padre geschehen, wenn wir morgen aufbrechen?"
    Er atmete tief durch, und mit einem Mal fühlte er sich so unendlich müde, als müsse er eine Ewigkeit an Schlaf nachholen. „Vermutlich wird er sich dann in Luft auflösen", antwortete er schließlich und meinte das nicht nur im Scherz. „Ich bat ihn, uns doch zu begleiten", ließ sie ihn wissen, „aber er meinte, er könne seine Brüder nicht im Stich lassen."
    „Wir können ihn nicht zwingen, Lorelei", machte er ihr klar und dirigierte sie zurück in Richtung der Quartiere, in denen sie und die anderen Frauen schliefen. Er wagte es nicht, ihren Arm zu berühren, da er fürchtete, dass durch die sengende Hitze ihr beider Fleisch verschmelzen würde. „Es ist sein gutes Recht, darüber selbst zu entscheiden."
    An der Tür zu den Quartieren angekommen, untersagte Holt es seinem Verstand, sich über das Gedanken zu machen, was jenseits der Türschwelle war. Plötzlich begannen Grillen zu zirpen, nachdem sie so lange Zeit geschwiegen hatten. Sekundenlang stand Lorelei da und biss

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