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Wilde Rose der Prärie

Wilde Rose der Prärie

Titel: Wilde Rose der Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller , Ralph Sander
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Kapelle, um von dort die vom Mond beschienene Landschaft zu beobachten. Unter dem Vorwand, keinen Schlaf zu finden, gesellte sich Rafe schon bald zu ihm. Unten in der Mission war alles ruhig. John schlief unter seinem Wagen, die Frauen verbrachten die Nacht in ihrem Quartier, und die Männer hatten es sich auf dem Rasen des Obstgartens bequem gemacht.
    „Hast du auch nur einen einzigen anderen Mönch gesehen? Außer dem Padre, meine ich", fragte Rafe nach kurzer Zeit.
    „Ich glaube, außer ihm ist hier niemand", antwortete Holt. „Der alte Kerl hat nicht mehr alle Sinne beisammen."
    Wie ein Bär kratzte sich Rafe am Rücken, indem er sich an einem der vier offenen Fensterbogen scheuerte, die die glänzende Glocke in alle Himmelsrichtungen umgaben. „Außer dir würde ich das ja niemandem anvertrauen, aber es gibt Augenblicke, da bin ich mir nicht mal sicher, ob der Padre wirklich realer ist als seine christlichen Brüder."
    „Das ist ja albern", wehrte Holt ab, auch wenn er sich tief in seinem Innern selbst nicht restlos sicher war. Auf seinen Reisen hatte er so manches erlebt, wofür er keine Erklärung finden konnte, weshalb er darüber auch nicht weiter nachdachte. Jedenfalls meistens nicht. Er hob den Kopf und freute sich über die Ablenkung, als er in der Ferne etwas bemerkte.
    „Was ist?", fragte Rafe, dem die Reaktion seines Bruders nicht entgangen war. „Indianer", erwiderte er. Es waren sechs an der Zahl, sie saßen auf flinken Ponys und lösten sich allmählich aus den Schatten. Einer nach dem anderen fanden sie sich gut zweihundert Meter vor dem Tor zusammen.
    Rafe wollte bereits die Glocke läuten, das vereinbarte Signal, das die anderen Männer wecken sollte, um zum Kampf bereit zu sein.
    Jedoch hielt Holt ihn noch rechtzeitig davon ab. „Warte", flüsterte er.
    Die Krieger schienen am äußersten Rand eines unsichtbaren Kreises zu verharren, der um die Mission herum verlief. Die Ponys traten unruhig auf der Stelle, als wollten sie nicht näher kommen.
    „Was gibt denn das?", wunderte sich Rafe.
    „Sieh sie dir an", sagte Holt, ohne den Blick von den Reitern zu nehmen. „Sie haben Angst."
    „Angst? Ich habe noch nie gehört, dass ein Komantsche vor etwas Angst hat. Die beobachten uns. Die wissen, wir stellen keine Bedrohung für sie dar, weil die Frauen und der Wagen uns zu einem langsameren Tempo zwingen." Er hätte nicht erklären können, was er dachte. Es war Instinkt, es war eine Vermutung, aber eine überzeugende Vermutung, also sprach er sie aus: „Sie haben nicht vor uns Angst, sondern vor diesem Ort hier."
    Skeptisch beobachtete er die Besucher vor dem Tor. „Das gefällt mir nicht. Wahrscheinlich werden sie morgen früh über uns herfallen, sobald wir aufgebrochen sind."
    „Da wäre ich mir nicht so sicher", überlegte Holt. „Die sind verdammt abergläubisch. Es ist durchaus möglich, dass sie uns als Bedrohung empfinden werden, wenn wir diese Nacht in der Mission verbringen."
    Rafe stutzte. „Ich finde, du vermutest ein bisschen viel", sagte er und fuhr sich unbewusst durchs Haar - so als erinnere er sich an Horace Jacksons Schicksal und überlege, dass er seinen Skalp gern noch eine Weile behalten würde. Holt stieg die Leiter hinab und fasste die Sprossen nur mit einer Hand, da er in der anderen sein Gewehr hielt.
    „Wohin zum Teufel willst du denn jetzt?", knurrte Rafe und folgte ihm.
    „Nach draußen", entgegnete Holt und ging zielstrebig zum Tor auf der anderen Seite des Innenhofs.
    „Das kommt nicht infrage!", protestierte Rafe. „Es sei denn, du willst, dass man dir einen Pfeil in den Bauch schießt ..."
    „Wenn ich richtig liege", gab er zurück und hob den schweren Riegel an, „dann bedeutet es, dass wir bis Laredo freie Bahn haben werden."
    „Und wenn du nicht richtig liegst", zischte Rafe ihm aufgebracht zu, „dann bedeutet das, dass du gleich tot daliegen wirst!"
    Ohne darauf einzugehen, öffnete Holt das Tor und ging hinaus. Rafe folgte ihm, war aber nicht sehr glücklich darüber, weshalb er auch sein Gewehr feuerbereit in der Hand hielt.
    Die einzigen Bewegungen, die die Indianer machten, dienten dazu, ihre nervösen Ponys zu beruhigen. So bestialisch diese Komantschen auch waren, hatte Holt dennoch nie zuvor bessere Reiter als sie erlebt. Es war fast so, als würden sie eins mit ihrem Tier, sobald sie aufsaßen.
    „Mein Gott, Holt!", brachte Rafe heraus, als Holt weiter auf die kleine Gruppe Indianer zuging. „Du bist genauso verrückt wie der

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