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Wilde Rose der Prärie

Wilde Rose der Prärie

Titel: Wilde Rose der Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller , Ralph Sander
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hatte und zusah, wie die Hühner fürs Essen vorbereitet wurden. „Bruder Lawrence wird zutiefst enttäuscht sein", erklärte er. „Er hatte für das Abendessen einen Wildeintopf vorgesehen."
    Lorelei sah zu dem Gebäude, in dem die Küche untergebracht war. Aus dem Kamin stieg kein Rauch auf, die Fensterläden waren geschlossen. Sie machte einen zögerlichen Schritt in diese Richtung.
    „Wir wollen Ihnen keine Umstände machen", antwortete Mr. Cavanagh freundlich. „Es wäre uns eine Freude, wenn Sie sich in Kürze für eine Portion gebratenes Huhn zu uns gesellen würden. Es wird dazu auch Kartoffeln geben. Sobald Holt für mich ein Feuer angezündet hat, kann ich mit der Arbeit beginnen." Holt schien aufgebracht, aber auch besorgt, sodass Lorelei sich fragte, wie viel Mr. Cavanagh ihm über Tillies geistige Verfassung gesagt hatte. „Wo willst du das Feuer haben?", brachte er heraus.
    „Vielleicht ist Bruder Lawrence damit einverstanden, dass wir seinen Herd benutzen", überlegte Mr. Cavanagh und sah den Padre an.
    „Oh, ich bin mir sicher, es wäre ihm eine Ehre", sagte der Mann. „Gehen Sie ruhig rüber in die Küche und sagen Sie ihm, ich hätte Sie zu ihm geschickt."
    Holt griff nach Loreleis Arm, als er an ihr vorbeiging. „Sie können dabei helfen", ließ er sie wissen und zog sie mit sich.
    Überrumpelt folgte sie ihm. „Was haben Sie ..."
    Er zog sie einfach weiter, und erst als sie die Tür zur Küche erreicht hatten, blieb er stehen und betrat vor ihr den Raum.
    Auf der Türschwelle stehend, atmete sie erst einmal tief durch, dann folgte sie Holt. Da war kein Bruder Lawrence, und auch niemand sonst bereitete einen Wildeintopf vor.
    Holt ging zum Herd und berührte die Platte. „Kalt", stellte er fest und öffnete die Herdklappe, um Anmachholz hineinzuschieben. Zumindest war davon genug vorhanden.
    Ängstlich legte sie eine Hand an ihren Hals. „Was geschieht hier?", fragte sie verhaltener, als es ihr eigentlich lieb war.
    „Wenn ich das wüsste", antwortete er. Er nahm ein Zündholz aus der Metallschachtel, die an der verputzten Wand neben dem Herd hing, und zog es über den Boden, dann hielt er die Flamme an das Anmachholz. „Wenn ich einen Verdacht äußern soll, dann würde ich sagen, dass der alte Padre nicht mehr bei Verstand ist."
    „Meinen Sie, er ist hier ganz allein?"
    Im Geiste hörte sie Tillie sagen: Sie sind alle tot... Ich kann durch sie hindurchsehen ... Ich mag keine toten Leute.
    „Haben Sie irgendjemanden außer ihm gesehen?", fragte Holt ziemlich ungehalten. „Nein, aber ... "
    „Oder glauben Sie so wie Tillie, dass sich hier Geister tummeln?"
    Sie stutzte und stemmte die Hände in die Hüften. „Also jetzt warten Sie mal ..."
    Holt drehte sich zu ihr um und sah sie an. Seine Schultern, die er sonst immer so gerade hielt, hingen ein wenig herab. „Es gibt nicht viele Dinge, die ich unheimlich finde", gestand er. „Aber das hier gehört dazu."
    Lorelei musterte ihn verdutzt. „Heißt das, Sie haben Angst?"
    „Das habe ich nicht gesagt." Er sah zur Seite, dann trafen sich ihre Blicke wieder, doch auf Lorelei machte es den Eindruck, als koste es ihn Überwindung, ihr in die Augen zu sehen.
    „Angenommen der Padre ist ... na ja, verrückt", sagte sie, „dann heißt das nicht, dass er zwangsläufig auch gefährlich ist. Auf mich macht er einen freundlichen Eindruck, und er scheint sehr einsam zu sein."
    „Wir sollten ihn nicht hier zurücklassen", überlegte er laut. Womöglich redete er mit sich selbst, da er sehr gedankenverloren klang. „Gegen ein Rudel Komantschen hätte er keine Chance."
    Loreleis Kehle tat ihr weh. Am liebsten hätte sie geweint, weil die Vorstellung so schrecklich traurig war, wie der Mann allein durch die Mission spazierte und mit unsichtbaren Mönchen redete. „Sie haben recht", stimmte sie Holt zu. „Wir sollten ihn mitnehmen. Aber ich glaube, aus freien Stücken wird er nicht gehen wollen, und ihn zu zwingen, wäre verkehrt."
    Er zog die Ofentür erneut auf und warf ein paar Holzscheite hinein. „Ja", pflichtete er ihr widerwillig zu. „Das wäre verkehrt."
    Mr. Cavanagh kam herein und hielt vier gerupfte Hühnchen in der Hand. Der Padre war dicht hinter ihm.
    „Oh", machte der Padre. „Bruder Lawrence muss wohl die Küche verlassen haben."
    „Ich glaube, er ist bei den anderen", erwiderte Mr. Cavanagh freundlich.

27. Kapitel

     
    Holt übernahm die Wache um Mitternacht und stieg die Leiter hinauf in den Glockenturm der

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