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Wilde Rose der Prärie

Wilde Rose der Prärie

Titel: Wilde Rose der Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller , Ralph Sander
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aus der verkohlten Hütte geholt. Ich wette, dass mich das noch lange als Albtraum verfolgen wird." Er nahm mehr Wasser und kippte sich so wie Holt eine Portion in den Nacken. „Ich schätze, jemand sollte noch ein paar Worte sprechen."
    „Das erledige ich", erwiderte John, der sich sein von Schweiß und Ruß bedecktes Gesicht mit dem Halstuch abwischte. Er hatte nicht viel gegraben, dafür aber Steine zusammengetragen, um die Gräber zu bedecken, damit die wilden Tiere hoffentlich nicht an die Toten gelangten. „Allerdings werde ich nicht viel Gutes über Gott sagen können."
    „Fragen Sie den Herrn einfach, ob er sich die Mühe machen würde, vier Seelen durch seine Himmelspforte einzulassen", meinte Rafe. „Aber so, wie es hier aussieht, war er wohl gerade nicht zu Hause oder lag mit Gicht im Bett."
    Wäre es nicht ein so ernstes Thema gewesen, hätte Holt sicher lachen müssen. Rafe war ein gläubiger Mensch, der aber nicht alles unwidersprochen hinnahm und in vielen Punkt seine ganz eigene Theologie vertrat. Holt dagegen war sich in dieser Hinsicht unschlüssig. Manchmal, wenn sich vor ihm ein weites, grünes Tal erstreckte, dann war er der Meinung, dass es so etwas wie einen Gott geben musste. Doch an Tagen wie dem heutigen, da neigte er mehr zu einer von zwei anderen Möglichkeiten: Entweder gab es überhaupt keinen Gott, oder dieser Gott war ein kaltherziger alter Sack, den gar nichts wirklich kümmerte.
    Die Sonne ging bereits unter, als schließlich alle Gräber mit Steinen bedeckt waren. Die Männer standen da, jeder hatte seinen Hut abgenommen und hielt ihn vor sich, während John Cavanagh ein kurzes Gebet sprach. „Herr, wir kennen nicht den Namen dieser Menschen. Wir hoffen, dass wir ihn in Laredo erfahren. Wir danken dir, dass du diesen kleinen Jungen - Pearl - verschont hast. Empfange diese unschuldigen Seelen in deinen Armen. Amen."
    „Amen", murmelte Lorelei, die den frisch gewickelten Pearl festhielt. Seine Windel bestand aus einem Stück von ihrem liebsten Unterrock, um den sie eines der nicht so ganz sauberen Hemden des Captains gelegt hatte. Der Junge war ein kräftiger kleiner Kerl, vielleicht sechs Monate alt, und offenbar stimmte Rafes Vermutung, dass er taub war.
    Ihr Nachtlager schlugen sie gut hundert Schritt von der ausgebrannten Ruine entfernt auf, jenseits der Baumgruppe, doch der Gestank des Todes folgte ihnen auch dorthin und hielt sich in der Kleidung, in den Haaren, auf der Haut. „Ich würde zehn Jahre meines Lebens für ein heißes Bad opfern", erklärte Lorelei nach dem Abendessen, das einmal mehr aus Bohnen bestand, zu denen es Kaninchen gab.
    „Da hinten ist ein kleiner Teich", sagte Tillie und deutete mit einer Kopfbewegung auf eine andere, weiter entfernte Baumgruppe. „Den habe ich gesehen, als ich Kaninchen jagte."
    Melina, die den schlafenden Säugling in ihren Armen hielt und sanft vor und zurück schaukelte, bekam vor Schreck große Augen. „Was glaubst du wohl, was Holt sagen würde, wenn er wüsste, dass du dich so weit vom Lager entfernt hast? Um Himmels willen, Tillie, da draußen sind Indianer unterwegs!"
    „Die sind schon weit weg", entgegnete Tillie. So langsam ihr Verstand auch arbeitete und so sehr sie geistig Kind geblieben war, gab es doch Augenblicke, da hörte sie sich fast normal an. „Und ich mache auch nicht alles, was Holt mir sagt", fuhr sie fort und rümpfte die Nase. „Ich bin kein Cowboy, also hat es für mich nichts zu bedeuten, wenn er der Boss ist."
    „Wir können doch nicht zu dem Teich gehen", wandte Lorelei zögerlich ein, während sie sich vorstellte, wie es sein musste, wieder sauber zu sein. „Oder?"
    „Wir könnten das machen, wenn wir ein Gewehr mitnehmen", überlegte Melina.
    Lorelei machte eine nachdenkliche Miene. „Falls die Indianer weg sind ... "
    „Willst du dein Leben darauf verwetten?", fragte Melina. „Ich mache das jedenfalls nicht."
    „Schon gut. Vielleicht sollten wir es Holt einfach sagen und ..."
    „Und uns dann die ganze Zeit von ein paar Cowboys beim Baden anstarren lassen, die nur so tun, als würden sie Wache halten?" Melina schüttelte den Kopf. „Ohne mich."
    „Geht ihr zwei ruhig", meinte Tillie. „Ich passe auf Pearl auf. Wenn jemand nach euch fragt, dann sage ich, ihr musstet euch in die Büsche schlagen." Lorelei wollte Tillie nur ungern mit dem Jungen allein lassen, aber es waren genug Männer in der Nähe, falls sie Hilfe brauchen sollte.
    „Das dürfte unsere einzige Gelegenheit sein,

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