Wilde Rose der Prärie
ein Bad nehmen zu können", flüsterte Melina.
Unauffällig schaute sich Lorelei im Lager um. Holt, der Captain und Mr. Cavanagh beratschlagten wieder über irgendetwas, und vermutlich hielt sich auch Rafe dort auf, den sie in der Dunkelheit aber nicht ausfindig machen konnte. Die übrigen Männer hielten entweder Wache oder spielten unter einer einsamen Eiche im Mondschein eine Partie Poker.
„Also gut", sagte sie. „Aber wie kommen wir an unsere Sachen? Und an ein Gewehr? Seife habe ich in meinem Bettzeug eingerollt."
„Geh einfach rüber, wo alles auf einen Haufen geworfen worden ist, und hol unser Bettzeug heraus", forderte Melina sie auf und meinte damit den Berg an Ausrüstung, der zusammengekommen war, als man allen Tieren Sättel und Zaumzeug abgenommen hatte. „Kahill hat sein Gewehr gegen das Hinterrad des Wagens gelehnt, als er sich der Pokerpartie anschloss. Ich werde es mitbringen, wenn Tillie und Pearl sich unter dem Wagen schlafen legen. Tillie, ich weiß, du willst den Jungen nicht aufwecken, aber du musst für ein bisschen Unruhe sorgen, wenn du dich hinlegst. Dann werden die anderen nämlich auf dich aufmerksam und bemerken mich nicht."
Tillie nickte. Für sie war das Ganze vermutlich nur ein Spiel, und falls jemand ihr eine direkte Frage stellte, würde sie völlig arglos antworten, dass Lorelei und Melina sich weggeschlichen hätten, um im Teich ein Bad zu nehmen.
Das war ein Risiko, das sie im Namen der Körperhygiene eingehen mussten.
„Holt?", fragte Rafe leise, als die Besprechung vorbei war und der Captain und Mr.
Cavanagh sich ihren eigenen Angelegenheiten widmeten. „Kann ich dich mal sprechen?"
„Ich dachte, du spielst Poker", gab er müde zurück und fuhr sich durchs Haar.
„Ich verschaffe mir lieber erst mal ein Bild von der Situation, bevor ich mein Geld auf irgendein Blatt setze", gab Rafe zurück. „Ich bin ums Camp geschlendert und hab daran gedacht, wie gern ich jetzt neben Emmeline im Bett liegen würde. Sie fehlt mir wirklich sehr."
Holt seufzte. „Ich weiß." Er konnte mit seinem Bruder mitfühlen, aber um seine Geduld war es nicht zum Besten bestellt. „Wolltest du darüber mit mir reden?" Als er Rafes Grinsen sah, ahnte er, dass der etwas wusste, was Holt nicht wusste. „Es geht um die Frauen", sagte er schließlich. „Lorelei und Melina meine ich. Die zwei haben vorhin Kahills Gewehr an sich genommen und sich zu einem Teich davongeschlichen, der hinter dem kleinen Hügel auf der anderen Seite des Hauses liegt. Sie wollen ein Bad nehmen."
„Was?", rief Holt und wollte zum Teich laufen.
Rafe packte ihn noch schnell genug am Arm. „Warte, die beiden sind erst vor ein paar Minuten gegangen."
Ungläubig und wütend zugleich sah Holt seinen Bruder an. „Verdammt noch mal!", fauchte er. „Da bin ich so weit, dass ich glaube, Lorelei stellt keinen Unsinn mehr an, und dann marschiert sie in der Dunkelheit los, um sich in einem Teich den Staub abzuwaschen!" Er befreite sich aus Rafes Griff, zog seine Pistole aus dem Halfter und drehte die Trommel, um sich zu vergewissern, ob sie auch geladen war. „Warte doch, Holt", redete Rafe auf ihn ein. „Die beiden haben einen schlimmen Tag hinter sich, so wie wir alle. Und Frauen machen um solche Dinge mehr Theater als Männer."
„Wir sind aber nicht in einem vornehmen Hotel in einer Großstadt", gab Holt zurück, „sondern mitten im Gebiet der Komantschen!"
„Du weißt doch, dass diese Bastarde jetzt irgendwo ihren Sieg feiern, Holt. Vermutlich rösten sie gerade das Vieh, das sie auf dieser Ranch erbeutet haben. Ich schlage vor, wir lassen den Frauen ihr Bad. Wir folgen ihnen und passen auf, dass ihnen nichts passiert, und sie müssen nicht mal wissen, dass wir überhaupt da waren."
Holt sah Rafe noch wütender an als zuvor. „Wenn du meinst, du kannst ungestört zusehen, wie Lorelei ihre Sachen auszieht ..."
Sein Bruder unterbrach ihn mit lautem Gelächter. „So vergnüglich das sicher sein würde, aber ich bin verheiratet und zwar glücklich verheiratet. Ich meinte damit auch, dass wir in Rufweite bleiben. Wenn sie Hilfe brauchen, sind wir sofort zur Stelle."
Holt dachte darüber nach. Lorelei, nackt im Mondschein ...
Ein Ziehen ging durch seine Lenden, und er war heilfroh, dass es dunkel war.
„Also gut", willigte er ein.
Sie machten sich auf den Weg zum Teich.
„Warum gibst du nicht einfach zu, dass du was für sie übrig hast?", zog Rafe ihn auf, nachdem sie ein Stück gegangen waren.
„Ich
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