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Wilde Rose der Prärie

Wilde Rose der Prärie

Titel: Wilde Rose der Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller , Ralph Sander
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kein Spiel, Miss Fellows. Das ist das Leben in der Wildnis!"
    Sie löste sich aus seinem Griff und stolperte auf den Leichnam zu. „Oh Gott", flüsterte sie.
    „Kommen Sie da weg", forderte Holt sie eindringlich auf. Sie nickte betrübt. „Wie ... wie kann ich helfen?"
    „Halten Sie ..."
    Halten Sie sich fern, wollte er sagen, sprach es aber nicht aus. „Sehen Sie nach, ob Sie Melina mit dem Säugling helfen können", bat er sie. „Und sorgen Sie dafür, dass Tillie Beschäftigung hat, sonst kommt sie auf dumme Gedanken." Lorelei biss sich auf die Unterlippe und nickte, wandte dann jedoch ein: „Das ist nicht viel für mich zu tun."
    „Es ist das, was Sie tun können", versicherte er ihr und wandte sich ab, dann kehrte er zu den Bäumen zurück, wo die Gräber ausgehoben wurden.
    Einen Moment lang stand sie da und starrte auf den zugedeckten Leichnam, dann straffte sie entschlossen die Schultern und ging zu Johns Wagen.
    Die Klappe war heruntergelassen, Melina saß auf der Kante der Ladefläche, ließ die Beine baumeln und versuchte, das Kind für ein verdrehtes Stück Stoff zu interessieren, das sie mit Zuckerwasser getränkt hatte. Tillie hielt sich dicht bei ihr auf, und Lorelei sah ihr an, wie sehr sie sich zurückhalten musste. Jede Faser ihres geschmeidigen Körpers verriet, dass sie zu gern den Jungen in ihre Arme nehmen wollte.
    „Er braucht Milch", erklärte Lorelei.
    „Siehst du hier etwa eine Kuh?", gab Melina zurück, ohne dabei unfreundlich zu klingen.
    Falls hier eine Kuh gewesen war, hatten die Indianer sie genauso mitgenommen wie alles andere Vieh. Es war nicht mal ein Huhn zu entdecken. „Der Zucker gibt ihm nicht das, was sein Körper braucht", fuhr Lorelei fort. Mit diesen Worten nahm sie den Deckel von dem Topf mit den kalten Bohnen, die vom Frühstück übriggeblieben waren. Sie fand eine saubere Tasse und tauchte sie in den Topf ein, dann nahm sie einen Löffel und zerdrückte die Bohnen zu Brei. Melina lächelte, wischte sich die Stirn ab und übergab den Jungen an Tillie, nachdem sie sie aufgefordert hatte, sich auf ein kleines Fass zu setzen. Lorelei hockte sich zu ihr und hielt dem Kind einen Löffel Brei hin.
    Der Kleine verzog zunächst das Gesicht und riss seine eisblauen Augen weit auf, dann fuchtelte er mit beiden Armen und probierte von den Bohnen. Lorelei sah ihn strahlend an. „Braver Junge", lobte sie ihn. Tillie platzte fast vor Stolz und verkündete: „Pearl ist ein sehr braver Junge." Holt ging zum Wasserfass, das an einer Seite des Wagens festgemacht war, und musste feststellen, dass der Schöpflöffel fehlte. Als er um die Klappe herumging, um danach zu suchen, blieb er abrupt stehen. Vor sich sah er Lorelei, die auf der Erde hockte, zufrieden lächelte und dem Jungen einen Löffel mit einem undefinierbaren Brei in den Mund schob.
    Sie war von Kopf bis Fuß mit dem Staub überzogen, der sich seit der Abreise aus San Antonio auf ihrer Kleidung angesammelt hatte. Ihr Haar hing ihr unter dem Hutrand in zerzausten Strähnen herab. Dieser Anblick hätte nicht umwerfend sein sollen - und doch war er genau das.
    Inmitten des schlimmsten Blutbads, das er je gesehen hatte, war es für ihn ein fast heiliges Bild.
    Ihm stockte der Atem.
    Lorelei spürte seine Anwesenheit, drehte sich um und sah ihm in die Augen. Erst nachdem er sich geräuspert hatte, fragte er: „Wo ist der Schöpflöffel?" Es war das Einzige, was ihm in den Sinn kommen wollte.
    Ihre Mundwinkel zuckten leicht. „Etwa fünfzehn Zentimeter von Ihrer rechten Hand entfernt, Mr. McKettrick", antwortete sie mit sanfter Stimme und widmete sich wieder dem Jungen.
    Holt spürte, wie sein Gesicht rot wurde, und er war heilfroh, dass sie ihn nicht mehr ansah, auch wenn es sich wie ein körperlicher Schmerz anfühlte, als sie den Blick von ihm wandte. „Danke", brummte er und nahm den Löffel, der mitten auf den Brettern der Ladefläche lag und gar nicht zu übersehen war. Er ging zurück zum Fass, trank einige Schlucke und spritzte sich dann ein paar Handvoll Wasser in den Nacken. „Pearl mag Bohnen wirklich sehr", hörte er Tillie rufen.
    Pearl! War es denn nicht schon schlimm genug, dass die ganze Familie des Jungen von Indianern abgeschlachtet worden war? Musste er nun tatsächlich auch noch mit einem Mädchennamen durchs Leben gehen?
    Rafe kam zu ihm, nahm den Schöpflöffel an sich und trank ebenfalls ein paar Schlucke Wasser. „Die Gräber sind ausgehoben, der Capt'n und ich haben die Frau und die Mädchen

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