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Wilde Rose der Prärie

Wilde Rose der Prärie

Titel: Wilde Rose der Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller , Ralph Sander
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Texte, und ich sprach sie, wenn mein Stichwort kam - jedenfalls meistens. Nichts davon kam mir real vor."
    „Ein Theaterstück", murmelte Melina nachdenklich und versuchte, die ganze Metapher zu verstehen, die Lorelei benutzt hatte. Da sie ein kluger Kopf war, begriff sie schnell die Bedeutung. „Ich weiß aber nicht, ob mir Indianerüberfälle, staubige Routen und Blutegel lieber wären als ein so geordnetes und sauberes Leben." Lorelei seufzte. „Es war ein angenehmes Leben, das ist wohl richtig. Es gab eine Badewanne und genug heißes Wasser. Wir aßen nie Bohnen, wir mussten nicht auf dem Boden schlafen, und über Egel mussten wir uns auch keine Gedanken machen. Aber ich habe nie wirklich etwas gefühlt. Es kam mir stets so vor, als würde ich schlafwandeln."
    Ungläubig schüttelte Melina den Kopf und lächelte flüchtig. „Du bist eine sonderbare Frau, Lorelei Fellows", sagte sie dann. „Ich kannte noch nie jemanden, der Entbehrungen so angeht, wie du das machst. Es ist fast so, als würdest du Schwierigkeiten mögen."
    „Das ist nicht der Fall", beteuerte sie. „Aber ich mag es, mich lebendig zu fühlen."
    „Dann musst du es auch mögen, mit Holt zu streiten, weil du das ja sehr oft machst." Lorelei ließ sich diese Bemerkung lange durch den Kopf gehen. Creighton hatte sie meistens ignoriert und damit ihr Gefühl verstärkt, für andere unsichtbar zu sein, was ihr schon als Kind zu schaffen gemacht hatte. Michael, der reizende, freundliche Michael war immer einer Meinung mit ihr gewesen, als glaubte er, sie könnte daran zerbrechen, wenn er einmal etwas anderes sagte. Holt dagegen schien eine Herausforderung genauso zu genießen wie sie selbst. Und jedes Mal, wenn er sie ärgerte, dann wuchs sie ein kleines bisschen über sich selbst hinaus. „Er ist der unverschämteste Mann, den ich kenne", erklärte sie. „Und warum lächelst du dann?"
    „Sei ruhig, Melina, und leg dich schlafen." Melina kicherte.
    Lorelei ihrerseits musste ein Kichern unterdrücken. „Leg dich schlafen", wiederholte sie mit Nachdruck.
    „Eines Tages, Lorelei, wird Holt mit dir schlafen wollen, und ich wette, du wirst ihm das gestatten."
    Allein der Gedanke daran löste ein heißes Pulsieren an ihrer weiblichsten Stelle aus. „Melina!", zischte sie entrüstet.
    Melina gähnte und legte sich hin. „Gute Nacht, Lorelei", sagte sie lachend. „Und träum was Schönes."
    Loreleis Träume waren alles andere als schön. Vielmehr waren sie fordernd und hitzig. Sie war wieder nackt, und sie lag mit Holt im Gras. Dabei gestattete sie nicht nur, dass er sie berührte, sondern sie genoss jeden Kontakt mit seinen Händen und seinen Lippen. Und sie schrie heiser und lustvoll auf, als er sie schließlich nahm. Sie erwachte und fühlte sich von einem wundervollen Fieber erfüllt. Fast rechnete sie damit, dass Holt tatsächlich auf ihr lag und mit ihr zu einer Einheit verschmolzen war. Dass sie aber allein war, empfand sie als Erleichterung und Enttäuschung gleichzeitig.
    Tillie setzte sich auf und blinzelte in Loreleis Richtung. „Ist dir nicht gut?"
    Das Baby rührte sich und wimmerte leise, schlief aber weiter.
    „Doch, es ist alles in Ordnung", versicherte sie Tillie, obwohl es nicht stimmte.
    Gar nichts war in Ordnung, denn sie begehrte den falschen Mann.
    Nach dieser Erkenntnis fand sie für den Rest der Nacht keinen Schlaf mehr.
    Als unmittelbar vor Sonnenaufgang die ersten Vögel zu singen begannen, gab sie ihre Bemühungen auf, noch einmal einzuschlafen. Sie kroch unter dem Wagen hervor und fand ein Fleckchen, an dem sie sich ungestört umziehen konnte. Nachdem sie die zweite von Tillie geborgte Jeans und ein sauberes Hemd angezogen hatte, strich sie durch ihr zerzaustes Haar, bis es glatt genug war, um es zu einem breiten Zopf zu flechten, den sie über den Rücken fallen ließ.
    Das Feuer brannte bereits und der Kaffee war fast fertig, als sich Mr. Cavanagh zu ihr gesellte, ausgiebig gähnte und sich streckte. Sein Lächeln war freundlich, aber es hatte nichts Wissendes. Offenbar hatten weder Rafe noch Holt etwas von dem Vorfall der letzten Nacht erzählt. Doch das hieß natürlich nicht, dass sie das nicht noch nachholen würden, auch wenn Holt ihr das Gegenteil versprochen hatte. Rafe konnte man vermutlich vertrauen, dass er schwieg - er war ein Gentleman, wenngleich von der simplen Art -, aber Holt war ein ganz anderes Thema. Er würde das tun, was seinen Zwecken am besten diente, und er würde sich dafür nicht

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