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Wilde Rose der Prärie

Wilde Rose der Prärie

Titel: Wilde Rose der Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller , Ralph Sander
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entschuldigen.
    Lorelei errötete, als sie sich an ihren Traum erinnerte. Das Verlangen, das er ausgelöst hatte, loderte noch immer in ihr und forderte eine Befriedigung, die sie nicht ganz verstand.
    Wie das Glück es wollte, war Holt der Nächste, der ans Lagerfeuer kam. Er hatte, wie die anderen Männer, in seiner normalen Kleidung geschlafen, trotzdem sah er verdammt gut aus.
    Er grinste sie schief an, dann nahm er einen der Metallbecher, die John in einer Reihe hingestellt hatte, und schenkte sich frischen Kaffee aus der Kanne auf dem Feuer ein. Die Lederhandschuhe schützten ihn vor dem heißen Metall. „Guten Morgen, Miss Fellows", sagte er.
    Sie brachte keinen Ton heraus, sondern stand nur da und drohte innerlich zu verglühen.
    „Sie sehen richtig hübsch aus", fuhr er fort, nachdem er sie von Kopf bis Fuß gemustert hatte. „Ich mag die Art, wie Sie Ihr Haar tragen." Das ließ sie nur noch heftiger erröten. Träume sollten doch mit dem Anbruch eines neuen Tages verblassen, oder nicht? Nun, bei ihr war das nicht der Fall. Außerdem hatte sie das Gefühl, dass er durch ihren Stoff hindurch bis auf ihre von den Blutegeln zerbissene Haut sehen konnte.
    „Danke", entgegnete sie, doch dieses eine Wort kostete sie enorme Überwindung. „Ich schätze, es wird noch eine Meuterei geben, wenn ich den Leuten wieder Bohnen serviere", sagte John, der damit beschäftigt war, gepökeltes Schweinefleisch in Scheiben zu schneiden. „In Laredo müssen wir ein paar leichter verderbliche Waren einkaufen. Eier und so weiter."
    Holt nippte an seinem Kaffee und legte den Kopf in den Nacken, um den Himmel zu studieren. „Auf deine alten Tage bekommst du wohl noch ein weiches Herz, John", gab er zurück.
    Mr. Cavanagh lachte auf. Nach und nach wachten die Cowboys auf und begannen sich zu regen. Sie unterhielten sich leise, fuhren sich durchs Haar, nahmen die Kaffeekanne ins Visier und gingen dann zielstrebig darauf zu.
    Ehe sie sich zurückhalten konnte, kam ihr ein ängstlich vorgetragenes Anliegen über die Lippen. „Sagen Sie bitte nichts."
    Holt sah sie von der Seite an, trank noch einen Schluck Kaffee und nickte dann knapp. „Wie ich letzte Nacht schon sagte", erwiderte er im gleichen Flüsterton, „genieße ich es, eine unbekleidete Frau zu sehen. Aber ich behalte es für mich und erfreue mich im Stillen daran."
    Ihre Wangen pochten vor Hitze. „Wann hören Sie endlich damit auf?", zischte sie ihm zu.
    „Ach, wissen Sie, Miss Lorelei", meinte er lächelnd. „Selbst wenn ich zehntausend Jahre im Himmel verbracht habe, werde ich immer noch daran denken, was ich ein paar Egeln zu verdanken habe."
    Lorelei presste die Lippen aufeinander. „An Ihrer Stelle würde ich nicht davon ausgehen, in den Himmel zu kommen."
    Er hob seinen Kaffeebecher zu einem Toast. „Selbst die Hölle wäre erträglich, wenn ich dabei ein solches Bild vor Augen habe."
    „Sie sind wirklich abscheulich."
    „Ja, ich glaube, das haben Sie mir schon mal gesagt." Mit diesen Worten ging er weg. Nach dem Frühstück sattelten die Cowboys ihre Pferde und Maulesel, während John sein Gespann vor dem Wagen festmachte. Holt löschte das Lagerfeuer mit einem Eimer Wasser aus der Quelle beim Haus, dann saß auch er auf und wirkte dabei so kühn wie Hannibal, der im Begriff war, die Alpen zu überqueren. Lorelei führte Seesaw zu den Bäumen, zwischen denen die vier Toten beerdigt lagen. „Wir werden uns um Ihren Jungen kümmern", sagte sie leise. Als sie sich umdrehte, um auf ihren Maulesel zu steigen, bemerkte sie Holt auf dem Appaloosa, wie er sie unter seinem Hutrand hinweg beobachtete.
    Sie machte sich darauf gefasst, von ihm ermahnt zu werden, weil sie alle anderen aufhielt, doch er wendete seinen Wallach und galoppierte davon.
    Als die Gruppe weiterritt, nahm Lorelei mit Unbehagen wahr, dass die Männer deutlich wachsamer als zuvor die Landschaft beobachteten. Sie ritten auch langsamer als am gestrigen Tag und blieben immer in der Nähe des Wagens. Ihr war klar, dass sie nach Indianern Ausschau hielten, vielleicht auch nach ein paar anderen tödlichen Gefahren, von denen sie bislang noch gar nichts wusste.
    Den ganzen Morgen über wechselten sich die Frauen damit ab, bei John, Sorrowful und dem Baby mitzufahren. Der Junge erwies sich als erstaunlich robustes kleines Geschöpf, da er bis auf ein zufriedenes Glucksen keinen Laut von sich gab.
    Lorelei bedauerte es, als der Zeitpunkt gekommen war, Pearl der erwartungsvollen Tillie zurückzugeben

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