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Wilde Rose der Prärie

Wilde Rose der Prärie

Titel: Wilde Rose der Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller , Ralph Sander
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und wieder auf ihrem Maulesel zu reiten.
    Gegen Mittag erreichten sie ein weiteres Haus, das zum Glück unversehrt war und vor Leben strotzte. Hühner hielten sich vor dem Gebäude auf und pickten in der Erde, eine Milchkuh graste auf einem kräftig grünen Rasen.
    Ein Mann kam aus einem Schuppen, der vermutlich als Scheune diente, und hielt ein Gewehr in den Händen. Mit ernster Miene machte er eine warnende Geste in Richtung des Hauses, die zweifellos an seine Frau gerichtet war, damit die nicht zu ihm nach draußen kam.
    „Howdy", begrüßte er die Gruppe zurückhaltend und musterte sie skeptisch. Holt saß ab und schob seinen Hut in den Nacken. „Holt McKettrick", stellte er sich vor, ohne aber dem Mann seine Hand hinzuhalten. „Wir sind unterwegs, um Vieh zu holen. Wir reiten über Laredo."
    Der Mann nickte, ließ das Gewehr sinken und stellte sich freundlich, jedoch zurückhaltend vor. „Mein Name ist Bill Davis", sagte er. „Wenn Sie wollen, können Sie die Pferde tränken und sie auch gern eine Weile grasen lassen."
    „Danke." Holt gab den Reitern ein Zeichen abzusitzen. Dann sah er wieder Mr. Davis an und räusperte sich. „Sagen Sie, kennen Sie Ihre Nachbarn auf der anderen Seite des Tals?"
    Mr. Davis lächelte. „Freundliche Leute, aber ich kenne sie nicht besonders gut. Die Arbeit hier lässt einem nicht viel Zeit für Besuche."
    Lorelei hielt sich in Holts Nähe auf und ließ Seesaw trinken, während sie so tat, als würde sie nicht aufmerksam zuhören.
    Einen Moment lang studierte Holt seine Stiefelspitzen, erst dann sah er dem anderen Mann wieder in die Augen. „Sie sind alle tot. Alle bis auf den Säugling", erklärte er. „Komantschen."
    Davis wurde bleich und drehte sich zum Haus um, wo eine schlanke Frau in der Tür stand. Sie trug ein Kattunkleid, das schon so oft gewaschen worden war, dass man seine ursprüngliche Farbe längst nicht mehr erkennen konnte. Ein höchstens zweijähriger Junge klammerte sich mit einem Arm an ihren Röcken fest, den Daumen der anderen Hand hatte er in den Mund gesteckt. „Mary", rief Davis heiser. „Die Familie, die sich letzten Frühling da drüben niedergelassen hat - Komantschen haben sie alle umgebracht." Seine Frau hielt entsetzt eine Hand vor den Mund.
    „Wie gesagt", redete Holt ruhig weiter. „Wir fanden den kleinen Jungen lebend vor. Wie er heißt, wissen wir nicht."
    Davis runzelte die Stirn. „Ich glaube, diese Leute hießen ... Johnson oder Jefferson oder so ähnlich." Wieder sah er zu seiner Frau. „Mary?"
    Die Frau nahm ihren Jungen in die Arme, suchte den Horizont ab - vermutlich nach Komantschen auf dem Kriegspfad - und kam zu ihrem Ehemann. „Jackson", sagte sie. Ihr Gesicht war bleich, wodurch ihre Sommersprossen noch stärker hervortraten. „Horace und Callie Jackson." Sie zwinkerte beunruhigt. „Und die Kinder ...?"
    „Diese Leute haben den Säugling gefunden", berichtete Davis und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Weißt du zufällig noch, wie der Junge heißt?"
    „Er heißt Pearl!", platzte Tillie vom Wagen aus mit Nachdruck heraus. Sie hielt das Baby so in ihren Armen, als fürchte sie, jemand könnte es ihr abnehmen. Mary schaute sichtlich verwirrt zu Tillie, dann schüttelte sie den Kopf. „Ich bin ihnen nur ein paar Mal begegnet - das erste Mal war es, als sie mit ihrem Wagen herkamen, um Milch von uns zu kaufen. Ihre Kuh gab damals keine. Zu der Zeit war Callie noch mit dem Jungen schwanger." Tränen stiegen ihr in die Augen, gleichzeitig drückte sie ihren Sohn noch etwas fester an sich. „Die beiden Mädchen waren so brave Kinder. Und so höflich. An dem Morgen, als sie herkamen, hatte ich Melassekekse gebacken. Als ich ihnen davon welche anbot, hätte man meinen können, dass es bereits Weihnachten ist."
    „Wissen Sie, ob hier noch irgendwo Verwandte von ihnen leben?", fragte Holt.
    Wieder sah Davis zu seiner Frau, weil er keine Antwort wusste.
    „Callie sagte, sie kommen aus Illinois", berichtete sie kopfschüttelnd. „Sie hatte großes Heimweh. Als sie einen Keks aß, brach sie zusammen und heulte herzzerreißend. Sie sagte, ihre Mutter habe früher auch solche Kekse gebacken. Ich hatte den Eindruck, dass sie sich Zucker, Zimt und derartige Dinge nicht leisten konnten, auch wenn sie das nicht ausdrücklich gesagt hat." Ihr Blick wanderte zu dem kleinen Jungen, den Tillie Pearl nannte. „Wir könnten ihn aufnehmen", überlegte sie. „Wir haben nur unseren kleinen Gideon hier."
    „Nein, Mary",

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