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Wilde Rose der Prärie

Wilde Rose der Prärie

Titel: Wilde Rose der Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller , Ralph Sander
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widersprach Davis ihr mit sanfter Stimme. „Es reicht gerade eben für uns drei. Außerdem kann er nicht richtig hören."
    Lorelei erschrak, wie erleichtert sie über seine Worte war. Ihre Reaktion beunruhigte sie zugleich, da es egoistisch von ihr war, den Jungen nicht hergeben zu wollen. Dass sie schon jetzt den Moment fürchtete, da sie sich von dem Baby trennen mussten, war aber auch nur allzu verständlich. Doch viel schlimmer würde es Tillie treffen, die es einfach nicht begreifen würde.
    „Wir haben eine Kuh", gab Mary zurück, ohne ihren Mann anzusehen. „Und genügend Hühner und Eier. Es ist nur ein Baby, Bill."
    „Es ist mein Baby", warf Tillie trotzig ein.
    John, der noch auf dem Kutschbock saß, drehte sich um und berührte sie am Arm. „Nein, Mädchen", sagte er schroff. „Wir haben ihn nur für eine Weile ausgeliehen." Betretene Stille machte sich breit. Eine Träne lief Mary über die Wange, aber stolz hielt sie den Kopf hoch. „Bill und ich, wir bekommen nicht oft Besuch", meinte sie. „Wir würden uns freuen, wenn Sie zum Essen bleiben. Vielleicht möchten Sie ja auch hier übernachten."
    Holt versuchte vergeblich, auf ihr Angebot mit einem Lächeln zu reagieren. „Es ist besser, wenn wir weiterreiten, solange es noch hell genug ist. Wir wären Ihnen dankbar, wenn Sie uns etwas Milch verkaufen könnten, außerdem Eier und Butter so viel Sie erübrigen können."
    „Gern", antwortete Bill. „Ich würde es Ihnen auch umsonst geben, aber der Winter steht vor der Tür, und dann fehlt das Geld an allen Ecken und Enden - so wie immer. Mary, bring Gideon ins Haus und hol alle Eier, die unsere Hennen heute Morgen gelegt haben." Er sah wieder Holt an. „Ich schätze, wir könnten Ihnen auch ein halbes Dutzend Hühner mitgeben, wenn Sie möchten."
    Mary zögerte, dann kam sie der Bitte ihres Mannes nach. Lorelei merkte der Frau ihre Enttäuschung so an, als würde sie selbst sie verspüren. Es war nicht zu übersehen, dass Mrs. Davis sich über etwas Gesellschaft gefreut hätte. Sie ließ Seesaws Zügel los, weil der Maulesel weiter den Wassertrog ganz für sich beanspruchte, und folgte Mary bis zur Tür.
    Das Haus war schlicht eingerichtet, aber es herrschte Ordnung. Die Wände waren mit Regalen voll Eingemachtem gesäumt, und in den großen Fässern, auf denen eine Tischplatte lag, befand sich vermutlich Weizenmehl, Bohnen oder Maismehl. Einen Herd gab es nicht, gekocht wurde auf dem Ofen. Das Bett war aus Holz geschnitzt und mit einem Quilt bedeckt, vermutlich ein Überbleibsel aus einem anderen Leben an einem zivilisierteren Ort als diesem. Gideon hatte sich auf die Matratze gelegt und schlief bereits.
    „Haben Sie diese Indianer mit eigenen Augen gesehen?", fragte Mary sie. Bis zu diesem Moment war es Lorelei nicht klar gewesen, ob die andere Frau wusste, dass sie dort war.
    „Nein", antwortete Lorelei.
    „Manchmal liege ich nachts wach und mache mir Sorgen, sie könnten herkommen und uns alle skalpieren." Während Mary redete, nahm sie Eier aus einem mit Wasser gefüllten Krug und legte jedes einzelne behutsam in eine Schüssel. „In solchen Augenblicken wünschte ich, wir wären in Iowa geblieben."
    „Hier draußen muss es ziemlich einsam sein", sagte Lorelei und stieg über die hohe Türschwelle.
    Mary legte eine Hand gegen ihre Wange und zählte weiter Eier. „Es gibt Tage, da glaube ich, vor Einsamkeit sterben zu müssen", entgegnete sie sehr leise. Lorelei wusste nicht, was sie auf dieses Eingeständnis erwidern sollte. Zudem fragte sie sich, was Mary wohl sagen würde, wenn sie wüsste, welch sicheres und bequemes Leben sie in San Antonio zurückgelassen hatte. Vermutlich würde sie denken, dass Lorelei den Verstand verloren habe. „Wie heißen Sie?", fragte Mary. „Lorelei Fellows."
    „Dieser gut aussehende Mann, der das Reden übernommen hat - das muss wohl Ihr Ehemann sein, oder?"
    Wieder verspürte Lorelei diese seltsame Hitze in sich aufsteigen, aber schnell schüttelte sie den Kopf. Holt McKettrick ihr Ehemann? Das war nun wirklich ein beängstigender Gedanke. „Ich bin nicht verheiratet", stellte sie klar. Mary stutzte und musterte sie. „Nicht verheiratet?", fragte sie sogleich, dann errötete sie. „Es tut mir leid, ich habe überhaupt kein Recht, solche Fragen zu stellen."
    Daraufhin brachte Lorelei ein besänftigendes Lächeln zustande, auch wenn es sie getroffen hatte, für Holts Ehefrau gehalten zu werden. „Ist doch gut, Mary. Ich bin unterwegs nach Mexiko,

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