Wilde Rosen auf Mallorca
keinem anderen Grunde!”
Liam zuckte die Schultern. “Aber offensichtlich ist es Ihnen nach dem Tode meines Vaters zu viel geworden.”
Sie atmete heftig ein. Natürlich war es für sie zu viel geworden, nachdem William gestorben war. Sie hatte die letzten beiden Monate gegen den Strom schwimmen müssen – ohne jede Hilfe.
Sie richtete sich gerade auf und saß sehr steif da. “Wenn Sie sich vielleicht nur ein einziges Mal um ‘Carlyle Properties’ gekümmert hätten, wenn Sie gekommen wären und sich die Firma angesehen hätten, hätten Sie sehen können, wie gut sie geführt wird”, erklärte sie scharf.
Liam nickte abwägend. “Ich beabsichtige, genau das zu tun.” Juliet blickte ihn scharf an, aber sein Gesichtsausdruck war undurchdringlich, und er erwiderte nur fest ihren Blick. “Was meinen Sie damit?” fragte sie vorsichtig.
Er zuckte wieder die Schultern. “Ich habe ein wenig über die Sache nachgedacht und beschlossen, doch mit Ihnen nach England zu fahren und einen Blick in die Bücher von ‘Carlyle Properties’ zu werfen.”
Juliet starrte ihn verwundert an. Warum genau hatte er so plötzlich seine Meinung geändert?
5. KAPITEL
“G uter Gott, nichts hat sich geändert!” Juliet drehte sich um, als sie in dem Empfangsbereich von “Carlyle House” stand, die Brauen hochgezogen, und Liam ansah, der unmittelbar hinter ihr stand.
Sie waren an diesem Morgen nach England zurückgekehrt. Mit Liams Privatjet. Wenn Liam auch dieses Haus und seine Familie vor zehn Jahren verlassen haben mochte, er reiste und lebte jetzt stilvoll. Sein Jet war luxuriös. Die Formalitäten am Flughafen waren so schnell erledigt worden, dass Juliet kaum zum Atemholen gekommen war, bevor sie hinausgeführt und in den Jaguar gesetzt wurde, mit dem Liam gern in England zu fahren schien.
Er war an diesem Nachmittag direkt nach “Carlyle House” gefahren. Er hatte das Familienhaus zwar seit all diesen Jahren nicht besucht, wusste aber noch, wo es lag.
Jetzt schaute er sich um, und Juliet versuchte, das Haus mit seinen Augen zu sehen. Es war so, wie William es immer geliebt hatte, mit antiken Möbeln und entsprechender Einrichtung, Vasen, gefüllt mit frischen Blumen in allen Zimmern, einer riesigen Farbzusammenstellung in Creme- und Orangetönen auf einem runden Tisch in diesem Empfangsbereich. Als sie zu dem vertrauten Wohnzimmer gingen, wusste Juliet, dass im Kamin ein großes Feuer brennen würde. Ja, alles war noch ganz genau so, wie William es geliebt hatte, und sie persönlich sah keinen Grund, das zu ändern.
Liams Miene war ernst, als er langsam herumging und Dinge betrachtete, die ihm einst sehr vertraut gewesen sein mussten – ihm noch vertraut waren.
Juliet konnte nicht sagen, dass sie sich sonderlich glücklich darüber fühlte, wie die Dinge waren, aber das hatte nichts mit dem “Carlyle House” zu tun.
Liam hatte nach seiner Ankündigung, mit ihr zurückzukehren, dafür gesorgt, dass sie beide drei Tage später fliegen konnten. Zwei Tage hatte sie sich völlig ausruhen müssen, und er hatte all ihre Proteste ignoriert, dass sie lieber sofort zurückkehren wolle, nachdem die Entscheidung getroffen war. Nichts von dem, was sie während dieser beiden Tage gesagt hatte, hatte ihn von seinem Entschluss abbringen können, dass sie ruhen müsse. Obwohl sie eingeräumt hatte, dass sie sich etwas besser fühlte, hatte sie es nicht genossen, dass Liam sich um sie kümmerte.
“Miss Juliet!” begrüßte die Haushälterin sie herzlich, als sie durch die Tür kam. “Wie schön, Mr. Liam …!” rief Janet vor Freude, als sie ihn am Fuß der breiten, geschwungenen Treppe stehen sah.
“Janet”, grüßte er sie trocken. “Mein Gott, nichts hat sich verändert.” Fast benommen schüttelte er den Kopf, ging die wenigen Schritte, die ihn noch von der Haushälterin trennten, und umarmte sie innig.
Janet Byrd, klein und mollig, mit warmen blauen Augen und völlig weißem Haar, war als Dienstmädchen zur Familie Carlyle gekommen, als William seine Braut ins Haus gebracht hatte, und seitdem immer dort gewesen. Sie hatte nie geheiratet, sondern erklärt, die Carlyles seien ihre Familie.
Jetzt war nur Janet im Haus, aber sie konnte noch immer Geschichten davon erzählen, wie großartig alles mit sechs Dienern und einer Armee von Gärtnern vor vierzig Jahren gewesen war, die das Anwesen in einem makellosen Zustand gehalten hatten. Nun wurde es von einem selbstständigen Gärtner, der zweimal wöchentlich
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