Wilde Rosen auf Mallorca
diesen Namen absichtlich, wenn auch nur, um zu demonstrieren, dass sie das konnte, “… ich bin jetzt fast zwei Wochen lang nicht im Büro gewesen. Ich habe eine Menge nachzuarbeiten.” Sie deutete auf den Papierstapel auf ihrem Schreibtisch.
“Wir sind jetzt zu zweit hier, Juliet”, erwiderte er kühl. “Und je schneller ich mit den Arbeiten und Verträgen der Firma vertraut bin, desto eher bin ich in der Lage, dir beim Aufarbeiten zu helfen.”
Ihre Blicke trafen sich. Juliet war sich wohl der Tatsache bewusst, dass John ebenfalls in dem Raum war, und sie fühlte, dass sie dadurch im Nachteil war. Ohne ihn wäre sie vielleicht besser mit dieser Situation fertig geworden. Vielleicht. Aber das bezweifelte sie irgendwie! Es war nicht ihre Absicht gewesen, dass Liam ihr bei irgendetwas half, von der Aufarbeitung der Post von “Carlyle Properties” ganz zu schweigen.
Schließlich wandte sie den Blick ab und schaute John an. “Haben Sie Zeit, mir dabei zu helfen, John?” Sie klang ruhig, kochte aber innerlich.
“Natürlich.” John überlegte noch immer. Er spürte offensichtlich die Feindseligkeit zwischen Juliet und Liam und war sich nicht ganz sicher, wo sein Platz zwischen den beiden war.
Sie wandte sich wieder an Liam: “Wir werden dafür sorgen, dass Ihrer Bitte schnellstmöglich entsprochen wird”, erklärte sie distanziert. “Sobald ich alles auf meinem Schreibtisch durchgearbeitet habe, was sofortiger Erledigung bedarf”, fügte sie stur hinzu. Sie würde nicht alles stehen und liegen lassen, um für diesen Mann zu springen.
Sein Mund wurde schmal, und seine blauen Augen verengten sich ebenfalls, als merke er, dass sie auswich. “Also schön”, sagte er schließlich und trat zur Tür.
Juliet stieß einen erleichterten Seufzer aus.
“Aber noch eines, Juliet.” Liam blieb in der offenen Tür stehen und schaute sie unverwandt an.
Der Entschlossenheit seiner Miene entnahm sie, dass sie den Seufzer der Erleichterung zu schnell ausgestoßen hatte. “Ja?” fragte sie vorsichtig.
“Mir ist klar, dass es einige Zeit dauern wird, die Aktenberge über den Korridor zu transportieren”, räumte er ein. “Aber es gibt eine Akte, die ich gerne sofort hinübergeschickt haben möchte.”
Juliet runzelte die Stirn. Soweit sie wusste, hatte Liam seit mindestens zehn Jahren nichts mit der Firma zu tun gehabt. Wie also konnte er jetzt nach etwas ganz Speziellem fragen?
“Sie ist zehn Jahre alt. Sie muss vielleicht aus dem Archiv im Keller geholt werden.” Er zuckte die Schultern. “Ich nehme an, dass die erledigten Akten dort noch immer abgelegt werden, oder?”
“Ja”, bestätigte Juliet verwirrt. Seine Forderung hatte sie völlig überrumpelt. Welches Interesse mochte er an einem Projekt haben, das zehn Jahre alt war?
Er nickte angespannt. “Ich möchte die Akte Walters vom Dezember dieses Jahres”, ordnete er kurz an, bevor er so plötzlich verschwand, wie er wenige Minuten zuvor eingetreten war.
Waren das nur Minuten gewesen? Juliet hatte das Gefühl, als sei sie in einem Wirbelsturm endloser Minuten gefangen gewesen. Sie …
“Mann!” John artikulierte benommen ihre Überlegungen. “Das ist also der lange verloren geglaubte Sohn.” Er schüttelte den Kopf, während er auf dem Sessel gegenüber Juliet Platz nahm. “Nicht ganz das, was ich erwartet habe”, sagte er nachdenklich.
Juliet hatte das auch nicht erwartet. Noch weniger seine Forderung nach der Akte Walters. Natürlich war er damals noch hier gewesen, hatte vielleicht mit dem Projekt zu tun gehabt, aber dennoch fand sie es sehr sonderbar.
Sie war jetzt ganz gespannt darauf, diese Akte selbst zu sehen, und beabsichtigte, sie gründlich durchzuarbeiten, bevor sie sie an Liam weitergab. Sie hatte schnell gelernt, dass Liam Carlyle nichts ohne Absicht tat. Es musste einen Grund dafür geben, warum er gerade diese Akte wollte. Aber sie bezweifelte sehr, dass er sich herablassen würde, ihr zu erzählen, welcher Grund das war.
7. KAPITEL
N ichts. Absolut nichts. Das Archiv im Keller war durchsucht worden und nochmals durchsucht und dann ein drittes Mal. Von John Morgan. Aber es gab keine Akte Walters.
Doch Liam hatte überzeugt geklungen. Und wie Juliet schon festgestellt hatte, irrte er sich selten. So war sie schließlich selbst in den Lagerraum gegangen. Nach einer halben Stunde fruchtlosen Suchens gab sie zu, dass John Recht hatte – es gab keine Akte Walters.
Doch wenn es einen Kunden namens Walters gegeben
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