Wilde Rosen auf Mallorca
dass Liam ihre Unterhaltung gestört hatte.
Da sie an einem kleinen Tisch für zwei Personen saßen, auf den nun noch ein drittes Set gelegt wurde, damit Liam ebenfalls essen konnte, mussten sie sehr eng zusammenrücken. Juliet rückte heftig beiseite, als sie spürte, dass ihr Knie Liams Oberschenkel unter dem Tisch berührte, als er sich setzte.
Er warf ihr einen amüsierten Blick zu. “Entschuldigung”, murmelte er trocken und schob seinen Stuhl etwas zurück.
Was hatte dieser Mann an sich, dass er sie so gereizt machte? Er hatte diese Wirkung bereits auf sie gehabt, bevor sie gewusst hatte, wer er tatsächlich war.
“Ich werde das nehmen, was die Damen haben”, erklärte Liam dem Kellner, als der kam, um die Bestellung aufzunehmen.
Diana schaute ihn belustigt an, nachdem sie wieder allein waren. “Vielleicht änderst du deine Meinung, wenn du gesehen hast, was wir bestellt haben!” sagte sie neckend zu ihm.
Er schenkte ihr ein Lächeln. “Wahrscheinlich”, kommentierte er trocken. “Ihr beide glaubtet also, eine Pause verdient zu haben?” fügte er spöttisch hinzu. “Alle Arbeit erledigt, was?”
Juliet öffnete den Mund, um eine scharfe Antwort zu geben – zumindest hatten einige Leute an diesem Vormittag gearbeitet –, aber Diana war schneller als sie.
“Sklaventreiber!” sagte sie amüsiert zu ihm.
“Möglich”, räumte er abwinkend ein. “Ich bin im Haus gewesen, Juliet. Die Akte ist nicht im Schreibtisch meines Vaters. Und der Aktenschrank ist verschlossen.”
Juliet starrte ihn nur an. Er war heute Vormittag wieder im Haus gewesen? Sie verstand das nicht.
“Ich habe den Schlüssel”, erzählte sie ihm verwirrt.
Er nickte, als ob er das bereits vermutet hätte. “Kann ich ihn bitte haben?” Er streckte betont die Hand aus.
Sie runzelte die Stirn. In dem Aktenschrank in Williams Büro befanden sich seine privaten Dokumente. Natürlich, William mochte ihr das Haus vermacht haben, aber Dinge wie seine persönlichen Papiere mussten sicher Liam gehören. Dennoch empfand sie einen gewissen Widerwillen, Liam den Schlüssel zu dem Schrank zu geben.
“Er ist in meinem Büro”, entgegnete sie ausweichend. Zugleich hatte sie aber das Gefühl, als sei Liam dazu im Stande, einen Blick in ihre Handtasche zu werfen, wo er den Schlüssel in einem Reißverschlussetui entdecken würde.
Er erwiderte ihren Blick, als ob er genau das vermutet hatte. Doch statt sie als Lügnerin zu bezeichnen … “Dann hole ich ihn später”, antwortete er schließlich und lehnte sich zurück, als der Kellner mit Kaffee und Kuchen kam. “Ich verstehe, was ihr meint”, sagte er kläglich mit einem Blick auf das süße Zeug.
“Ich hatte dich gewarnt.” Diana lachte über seine Miene und zwinkerte Juliet zu.
Zwischen den beiden bestand eine unbeschwerte Kameradschaft – das Duzen war bester Beweis dafür –, und doch war Juliet davon überzeugt, dass es keine Affäre zwischen den beiden gab. Vielleicht hatte es einmal eine gegeben, und das war der Grund dafür, dass sie so unbeschwert miteinander umgehen konnten.
Liam richtete forschend seinen Blick auf sie, als sie eine Gabel voll klebrigem Kuchen zu sich nehmen wollte. “War der erste Tag so schlimm, wie du erwartet hattest?” fragte er trocken.
Der Kuchen gelangte nicht bis an ihren Mund, weil sie Liam anstarrte. Was meinte er mit dem “ersten Tag”? Wie lange beabsichtigten er und Diana bei “Carlyle Properties” zu bleiben?
“Es ist nicht sehr fair, ihr diese Frage in meiner Anwesenheit zu stellen, Liam”, tadelte Diana, die unbekümmert ihren eigenen Kuchen aß und offensichtlich auch genoss.
Er hob die Brauen. “Ich erinnere mich nicht, Juliet je gesagt zu haben, dass ich fair sein würde”, brachte er spöttisch heraus.
“Um deine Frage zu beantworten”, sagte sie ruhig, “wenn ich wüsste, was genau du von ‘Carlyle Properties’ willst, könnte ich vielleicht besser helfen.”
Sein Blick wurde eisig. “Die Wahrheit”, erklärte er barsch. “Die ist es, die ich von ‘Carlyle Properties’ will!”
Juliet schaute ihn stirnrunzelnd an. “‘Carlyle Properties’ hat nichts zu verbergen”, sagte sie langsam zu ihm. Sie legte die Gabel mit dem Kuchen auf den Teller zurück. Der Appetit war ihr wieder vergangen. “Alles ist auf dem aktuellen Stand. Du kannst auf jede unserer Baustellen gehen, sämtliche Akten einsehen …” Sie brach ab, als ihr einfiel, dass es eine Akte gab, die er aus dem einfachen Grunde nicht
Weitere Kostenlose Bücher