Wilde Rosen auf Mallorca
irgendwelche Informationen bezüglich der Pläne ihres Arbeitgebers erteilen.
Zur Mittagszeit hatten sie den ganzen Aktenberg zurück in Williams Büro geschafft. Und Liam war noch immer nicht zurückgekehrt. Vielleicht würde er das auch nicht, dachte Juliet, während sie einen kleinen Imbiss in ihrem Büro einnahm. Der bestand aus einem Apfel und einem halben Käsesandwich, das sie in der Cafeteria des Hauses gekauft hatte. Anders als Liam hatte sie keine Zeit, in aller Muße irgendwo zu Mittag zu essen.
Wie gewöhnlich stand die Tür ihres Büros auf, und sie blickte auf, als Diana hereinkam und vor sie trat. Sie mochte Liams Assistentin immer mehr, nachdem sie den Vormittag zusammengearbeitet hatten. Sie fand sie fröhlich und arbeitswillig, sie brachte eine unendliche Geduld auf, die Dinge richtig zu ordnen. Zweifellos musste sie das auch, wenn sie für Liam arbeitete!
Diana schaute enttäuscht drein, als sie die Reste des Käsesandwiches auf Juliets Schreibtisch sah. “Ich dachte, Sie würden vielleicht mit mir zum Lunch gehen”, sagte sie kläglich. “Aber ich sehe, Sie haben schon gegessen.” Sie zuckte die Schultern. “Aber Sie könnten sich doch zu mir setzen und ein Dessert essen?” fügte sie hoffnungsvoll hinzu.
Juliet wollte schon ablehnen, änderte dann aber ihre Meinung. Sie hatte den ganzen Vormittag keine Pause gemacht, und selbst wenn sie nur mit der anderen Frau Kaffee trank, war das besser als nichts. Wenn Diana und Liam länger hier sein würden, könnte es nützlich sein, zumindest einem der beiden näherzukommen. Außerdem konnte es für Diana auch nicht lustig sein, einfach hierher abgeschoben zu werden, und es wäre unhöflich, wenn Juliet ihre Einladung ablehnte.
“Dessert klingt gut.” Sie erwiderte das Lächeln und stand auf, um ihre Jacke zu nehmen. “Da gibt es ein nettes französisches Restaurant um die Ecke, wo sehr guter Kuchen serviert wird.” Sie und William waren zuweilen dort hingegangen, um sich zu belohnen, wenn sie besonders hart gearbeitet hatten.
Das Restaurant war wie üblich sehr voll, aber es gelang Juliet und Diana schließlich, einen Zweiertisch zu finden. Doch als sie sich setzten, überlegte Juliet, worüber sie eigentlich reden sollten. Liam war offensichtlich ein Tabuthema, und Juliet war völlig zurückhaltend, was ihre Vergangenheit betraf, so dass wirklich nur Dianas Familie als Gesprächsstoff blieb.
“Hat sich Ihre Familie gefreut, Sie letzte Woche daheim zu sehen?” fragte sie die andere Frau, um das Gespräch zu beginnen. Die meisten Frauen, so nahm sie an, würden froh darüber sein, über ihre Kinder sprechen zu können, obwohl sie das eigentlich nicht genau wusste, da sie selbst keine hatte.
“Tatsächlich sind es meine Stiefkinder – ein Junge und ein Mädchen aus Toms erster Ehe –, deshalb haben wir sie gewöhnlich nur am Wochenende”, erzählte Diana. “Ich habe mit dem Heiraten ziemlich lange gewartet – ich bin zu sehr Karrierefrau”, fügte sie hinzu und verzog das Gesicht.
“Wollen Sie und Tom keine eigenen Kinder?” erkundigte sich Juliet neugierig.
“Nun, tatsächlich …” Diana brach ab, als der Kellner kam, um ihre Bestellung aufzunehmen. “Nur Kaffee und Kuchen, nicht wahr, Juliet?” fragte sie und nickte dem Kellner bestätigend zu, nachdem Juliet stumm zugestimmt hatte.
“Möchten Sie nicht mehr?” Juliet schaute ernst, als sie wieder allein waren. “Sie brauchen doch keine Rücksicht auf mich zu nehmen, nur weil ich schon gegessen habe.”
Diana lachte unbekümmert. “Ich versuche, nicht zu viel Gewicht anzusetzen. Sehen Sie …”
“Nicht noch eine Frau, die ständig auf ihr Gewicht achtet”, fiel eine ihr nur zu vertraute Stimme spöttisch ein. “John sagte mir, dass ich euch beide hier finden würde”, erklärte Liam, als Juliet überrascht zu ihm aufblickte.
Sie konnte nicht recht glauben, dass er hier war. Sie fühlte sich von diesem Mann verfolgt. Aber sie informierte John immer darüber, wohin sie ging, wenn sie das Büro verließ. Es war also ihre eigene Schuld.
“Setzt du dich zu uns?” lud Diana herzlich ein. Sie schien die Spannung zwischen Juliet und Liam nicht zu spüren.
“Wenn Juliet nichts dagegen hat.” Er schaute sie forschend an.
“Natürlich nicht”, erwiderte sie, obwohl es tatsächlich das Letzte war, was sie wollte. Sie hatte das Gefühl, dass sie und Diana Gilbraith sehr gut miteinander auskommen würden, und empfand mehr als nur ein wenig Bedauern darüber,
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