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Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Titel: Wilde Rosen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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frischem Rosmarin bestreute.
    Sie setzte »Rosmarin pflücken« auf ihre Liste, ehe sie mit der Küchenschere nach draußen trat. Das Geheimnis an Listen, hatte Harriet ausgeführt, bestehe darin, daß man Dinge daraufschreiben mußte, die man leicht abarbeiten und dann ausstreichen konnte. Es hatte keinen Zweck »Haus putzen« daraufzuschreiben. Man mußte es in kleine Etappenziele aufteilen: »Badezimmerregal abstauben«, »Papierkorb leeren« und so weiter. »Ehrlich«, hatte Harriet ihr gesagt, »wenn ich wirklich in Stimmung war, habe ich Dinge wie ›Anziehen‹ und ›Zähne putzen‹ auf meine Listen gesetzt.«
    Schließlich waren die Kartoffeln im Topf und die Koteletts auf dem altersschwachen Elektrogrill, den Sally in der Vorratskammer hinter dem Kartoffelsack entdeckt hatte, und sie beschloß, daß ihr gerade noch Zeit blieb, einen Nachtisch zu machen.
    Sie hatte James nicht gefragt, ob er wirklich Vanillesoße mochte, aber hatte sie sich auch in vieler Hinsicht geirrt, was James betraf, hierauf hätte sie ihr Leben gewettet. Jam Sponge – ein Rührkuchen, der in der Mitte aufgeschnitten und mit Marmelade gefüllt wurde – war schnell fertig und unkompliziert zuzubereiten.
    James kam herein und wusch seine Hände im Spülbecken. Sally vermutete, daß Lucy ihn dafür ausgeschimpft hätte. Und ich würde auch schimpfen, dachte sie, wenn es meine Spüle wäre. Da das nicht der Fall war, fragte sie lediglich: »Eine Tasse Tee?« Das war vorhin gut angekommen.
    »Tee?« James trocknete sich die Hände an einem frischen Geschirrtuch ab. »Nein, ich denke, es ist Zeit für etwas Anständiges zu trinken, denken Sie nicht? Wein oder Whiskey?« fragte er über die Schulter und spähte in den Schrank mit den Cornflakes. »Ich muß sichergehen, daß wir genug zu trinken haben für die Feiertage. Ich weiß nicht, wie’s Ihnen geht, aber ich kann wochenlang ohne einen einzigen Tropfen existieren, und kaum habe ich Leute im Haus, werd’ ich plötzlich zum Trinker.«
    Sally spürte einen Stich. Er hatte Whiskey getrunken, als sie das Wochenende hier verbracht hatte. Zählte sie für ihn zu irgendwelchen »Leuten«?
    Sie fragte lieber nicht, sondern sagte nur: »Wein, bitte. Es gibt Lammkoteletts.«
    Er reichte ihr ein großes Glas, in das er beinah eine halbe Flasche Wein geschenkt hatte. »Ich hoffe, Sie mögen ihn. War ein Sonderangebot für zwei neunundneunzig.« James lächelte. »Fröhliche Weihnachten. Und danke, daß Sie gekommen sind.«
    James zu bekochen war himmlisch. Er aß alles, mochte alles und machte keine »Vorschläge«. Piers sagte immer Dinge wie: »Ich schlage vor, wenn du das hier das nächste Mal kochst, mach es im Ofen, nicht auf dem Grill. Das wäre sicher viel besser.« Er hatte immer behauptet, das sei konstruktive Kritik, und sie müsse froh sein, daß sie ihre Kochkünste dank seiner Ratschläge verfeinern könne. Doch für Sally hörte es sich immer an wie unkonstruktives Meckern.
    James aß zwei Drittel des Jam Sponge. »Ich hab’ seit Jahren keinen richtigen Nachtisch mit Vanillesoße gekriegt. Lucy behauptet, es macht dick, und will mich dazu bekehren, Joghurt zu essen.«
    Im Geiste klopfte Sally sich selbst auf die Schulter. Eins zu null für mich, Lucy. »Oh, aber griechischer Joghurt ist wirklich lecker«, wandte sie ein. »Ganz sahnig.«
    James legte seinen Löffel beiseite und betrachtete sie mit ernster Miene. »Ich esse niemals Joghurt. Unter keinen Umständen, in keiner Form.« Er klang beinah streng. »Seien Sie so gut und schreiben sich das hinter die Ohren.«
    Sally lachte selig. Er mußte sie doch ein bißchen mögen, wenn er wert darauf legte, daß sie sich seine kleinen Vorlieben und Aversionen merkte.
    Sally spülte, James trocknete ab, und anschließend führte er sie auf einem Rundgang durch das Erdgeschoß des Hauses. Es war ein ziemlich großes Farmhaus, doch die meisten Räume wirkten unbewohnt und kahl. Die drei größten Zimmer waren je von nur einer kahlen Birne erleuchtet, die in der Mitte der Decke an ihrem Kabel baumelte. Im Schummerlicht war nicht auszumachen, ob die Räume feucht und muffig waren, weil sie nicht benutzt wurden, oder ob man aufgehört hatte, sie zu nutzen, weil sie feucht und muffig geworden waren.
    »Die Zimmer haben eine gute Größe«, bemerkte Sally, froh, daß sie etwas Positives zu sagen gefunden hatte. »Ich bin sicher, wenn man gründlich saubermacht ...«
    »Und wasserfesten Putz aufbringt und tapeziert und anstreicht ...«
    »...

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