Wilde Rosen: Roman (German Edition)
Zeit nicht gefunden.«
»Wirklich? Wie abscheulich von mir, tut mir leid. Wir machen nach dem Abendessen einen Rundgang.«
»Soll ich etwas kochen? Oder hat Lucy ...«
»Lucy hatte furchtbar viel zu tun mit den Weihnachtsvorbereitungen und so weiter«, entschuldigte sich James. »Aber sie hat für mich eingekauft. Ich kann uns etwas kochen, sobald ich draußen fertig bin.«
»Das ist in Ordnung, ich wollte es nur wissen. Und sagen Sie mir, haben Sie irgendwelchen Weihnachtsschmuck?«
»Nein. Meine Schwestern haben alles unter sich aufgeteilt.«
»Und wären Sie bereit, welchen zu kaufen? Ich weiß, Geld ist knapp, aber vielleicht eine Lichterkette?«
»Auf jeden Fall. Ich denke, das können wir uns schon leisten.« Er steckte die Hand in die Gesäßtasche und zog sein Portemonnaie heraus. »Sie werden alles mögliche brauchen. Lucy kann morgen mit Ihnen in die Stadt fahren. Kaufen Sie, was Sie für nötig halten.« Er gab ihr zwei Zwanzigpfundscheine. »Wir werden morgen auch in den Supermarkt müssen, denke ich. Aber Lucy hat den Truthahn und den Plumpudding und so weiter besorgt. Steht alles in der Vorratskammer, zusammen mit zwei Kisten Getränken.«
Geld und Alkohol waren wichtig, aber sie brauchte noch etwas. »Haben Sie eine Gartenschere?«
»Was?«
»Um Misteln und Stechpalme und so weiter zu schneiden.«
»Natürlich. Ich dachte mir schon, es wäre eine ungewöhnliche Jahreszeit, um die Rosen zu beschneiden. Ich suche Ihnen eine Gartenschere.« Er beobachtete Sally, die einen weiteren Punkt auf ihre Liste schrieb. »Das sieht unglaublich tüchtig und organisiert aus«, bemerkte er.
»Ich hab’ auch die Absicht, unglaublich tüchtig und organisiert zu sein. Ob es klappt, müssen wir abwarten.«
Eine große, schwielige Hand legte sich auf Sallys. »Sie könnten sich nicht vielleicht auch um die Weihnachtskarten kümmern?«
Sally entriß ihm ihre Hand. »Sie wollen, daß ich Ihre Weihnachtskarten schreibe? Zwei Tage vor Heiligabend?«
»O Gott, nein! Ich habe keine verschickt. Ich meinte die Karten, die ich bekommen habe. Es ist einfach so, wenn Tante Sophie ihre Karte nirgendwo sieht, ist sie beleidigt.«
Sally wünschte, sie hätte ihm ihre Hand nicht entzogen. Wenn sie sich nicht zufällig unter einem Mistelzweig begegneten, war das vielleicht alles an Körperkontakt gewesen, das sie über Weihnachten bekommen würde. »Natürlich. Kein Problem.«
James stand auf und schenkte Sally sein Herzensbrecherlächeln. »Sie sind ein Engel. Ich hoffe, Sie tragen zu Weihnachten Ihren Lamettaheiligenschein.«
»Lametta«, murmelte Sally und schrieb es auf ihre Liste. »Da fällt mir ein, soll es das Weihnachtsdinner mittags oder abends geben?«
»Abends. Meine Schwestern machen es sich morgens gern gemütlich, während die Kinder ihre Weihnachtsstrümpfe auspacken, und sie sagen immer, wenn man das Essen mittags auf den Tisch bringen will, muß man vor Tagesanbruch aufstehen, um alles fertigzubekommen. Sie werden so gegen zwei hier eintrudeln, dann bekommen die Kinder ihre Geschenke.«
Sally machte sich weitere Notizen und dachte, daß James’ Neffen und Nichten enorm gut erzogen waren.
»Ich muß wieder nach draußen«, sagte James und leerte seinen Becher.
Sally erhob sich ebenfalls. »Wo, sagten Sie, sind die Weihnachtskarten?«
Nach langer Suche fand Sally ein Stück Schnur im Futterschuppen. Es lag am Boden, offenbar war einer der vielen Futtersäcke damit zugebunden gewesen. Genau richtig für die Weihnachtskarten. Sie hängte die Karten über die Schnur, die sie an zwei Nägeln festknotete, die praktischerweise aus einem der Balken ragten. Anschließend wusch und schälte sie einen Berg Kartoffeln. Kartoffeln waren immer ein guter Anfang.
Als sie fertig war, strich sie »Kartoffeln schälen« von ihrer Liste und schrieb »Vorratsräume organisieren« darauf. Im Augenblick waren alle Lebensmittel und Geräte, die sie in der Küche brauchen würde, auf die kleinen, umliegenden Kammern verteilt, von denen es insgesamt sechs gab. So mußte sie meilenweit laufen, um ein einfaches Essen zustande zu bringen. Für das Weihnachtsessen bedeutete das mindestens einen Halbmarathon.
Sie sah in den Kühlschrank auf der Suche nach etwas, das sie zu den Kartoffeln kochen konnte, und entdeckte ein paar sehr appetitliche Lammkoteletts. Bei ihrem letzten Besuch hatte sie einen großen Rosmarinbusch im Garten gesehen, also würde sie ihre kulinarische Finesse beweisen können, indem sie die Koteletts mit
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