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Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Titel: Wilde Rosen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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»Und das meiste ist Wäsche.«
    Hugh nahm die Koffer und eine Handvoll Plastiktüten. »Du solltest dich schämen, deiner Mutter deine Wäsche zu bringen. Und das in deinem Alter.«
    »Wenn du je auf einem Boot gelebt hättest, wüßtest du, wie schwierig all diese Dinge sind. Außerdem wasche ich meine Sachen selbst, ich benutze nur die Maschine meiner Mutter.«
    Sie hörte, wie defensiv sie klang, und fluchte leise vor sich hin. Sie hatte sich geschworen, wirklich nett zu Hugh zu sein. Aus Dankbarkeit, weil er sie gerettet hatte, und kaum waren sie zusammen, war sie schon wieder so stachelig wie eh und je. Es war nur seine Schuld. Zu anderen Leuten nett zu sein, fiel ihr nie schwer.
    Sie beeilte sich, um mit ihm Schritt zu halten, aber er ging so schnell, daß sie ihn erst am Wagen wieder einholte.
    Hugh öffnete den Kofferraum und verfrachtete ihre Koffer hinein. »Der Rest muß auf die Rückbank.« Er wies auf eine Kiste, die schon im Kofferraum stand. »Ich habe deinen Eltern ein paar Flaschen Wein gekauft. Ich hoffe, das ist in Ordnung.«
    »Das wär’ nicht nötig gewesen, weißt du. Aber sie werden sich sehr freuen. Meine Mutter und ich heben gern einen, vor allem, wenn wirklich Weihnachten ist.« Sie sah seine Brauen in die Höhe fahren und hatte das Gefühl, sie müsse ihm das genauer erklären. »Wir sehen uns nicht so furchtbar oft, verstehst du. Wenn wir dann zusammen sind, holen wir den Sherry aus dem Schrank, während wir das Gemüse putzen, und sagen immer ›Das ist wie Weihnachten‹. Und wenn dann wirklich Weihnachten ist, trinken wir eben noch mehr. Ich weiß wirklich nicht, warum ich dieses Thema angeschnitten habe.«
    Sie stieg ein und stellte fest, daß sie schon schlecht gelaunt war, bevor sie auch nur losgefahren waren. Soweit also zu ihren guten Vorsätzen. Wenn das so weiterging, konnte sie von Glück sagen, wenn sie sich nicht gegenseitig an die Kehle gingen, ehe sie ankamen.
    »Erzähl mir von deiner Familie«, forderte Hugh sie auf, als sie schließlich auf der richtigen Straße waren.
    Er hatte ihre konfuse Wegbeschreibung mit überheblicher Gelassenheit über sich ergehen lassen, nicht tolerant, sondern duldsam, als sei er es gewöhnt, eine Beifahrerin zu haben, die ständig rechts mit links verwechselte, und als sei dies eine Prüfung, die man mit dem vielgerühmten englischen Stoizismus ertragen mußte. Sie hätte ihn erwürgen können.
    »Tja, da wär’ mein Vater«, begann sie und steckte die Hände sicherheitshalber in die Taschen. »Er arbeitet beim Baltic Exchange und ist ein Schatz. Er interessiert sich für antiquarische Bücher und verbringt seine Freizeit damit, Bilder zu rahmen.«
    Sie holte tief Luft und überlegte, wie sie die kleine, lebenslustige Frau beschreiben sollte, die sie alle immer erbarmungslos aufzogen, ohne deren kluge Ratschläge sie aber allesamt verloren gewesen wären.
    »Meine Mutter ... na ja, sie ist Hausfrau, aber sie ist immer schrecklich beschäftigt. Sie ist in wohltätigen Organisationen und in jedem Komitee im Dorf aktiv, weil sie nie nein sagen kann. Sie sehnt sich schrecklich nach einem Enkelkind, aber gibt sich die größte Mühe, das nicht zu sagen, damit wir uns nicht unter Druck gesetzt fühlen.«
    »Wir?«
    »Meine Brüder und ich. Sie sind älter als ich und haben richtige Jobs, aber sie sind unverheiratet und wirken beide schrecklich selbstsüchtig, wobei sie nicht so furchtbar sind, wie sie scheinen. Sie sagen, es wär’ meine Aufgabe, für Mums Enkelkind zu sorgen.«
    »Du bist doch wohl noch ein bißchen zu jung.«
    Genau dieses Argument hatte May auch immer angeführt. Aber es von ihm zu hören, brachte sie auf die Palme. »Ich bin fast fünfundzwanzig. Manche Biologen würden sagen, die besten Jahre zum Kinderkriegen liegen schon hinter mir.«
    »Ich meinte auch nicht, du seiest zu jung an Jahren, sondern dir fehlt die Erfahrung.«
    Auch das stimmte, aber sie war nicht gewillt, sich das widerspruchslos von ihm sagen zu lassen. »Woher willst du wissen, wieviel Erfahrung ich habe? Wir kennen uns doch gerade mal fünf Minuten.«
    »Ich will nur sagen, du solltest erst einmal dein eigenes Leben leben, ehe du die Verantwortung für ein anderes übernimmst.«
    Genau das hatte sie immer zu ihrer Mutter gesagt bei den seltenen Gelegenheiten, da das Thema zur Sprache kam. Sie fand keine passende Erwiderung und schwieg.
    »Also, was wirst du mit deinem Leben anfangen, wenn du genug verdient hast, um deine Schulden zu bezahlen? Du willst

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