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Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Titel: Wilde Rosen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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zurückkam.
    »Ich weiß nicht, wie ich dir danken soll, Sally.«
    Sie fuhr herum. »Wirklich nicht? Vielleicht versuchst du es einfach mit dem, das dir als erstes in den Sinn kommt.« Die Verblüffung in seinen Augen ließ sie ihren Ausbruch sofort bereuen. »Entschuldige. Ich bin einfach müde.«
    »Das wundert mich nicht. Du hast furchtbar geschuftet. Und ein Wunder vollbracht. Sogar Lucy war beeindruckt.«
    Es schien ihr so naheliegend, die Arme um ihn zu legen und sich von seinen Armen umschließen zu lassen. Aber ebenso naheliegend wäre es wohl gewesen, daß er den ersten Schritt machte. Sie waren ein Team gewesen heute abend, und das mußten sie morgen wieder sein. Aber das Vermeiden jeder körperlichen Berührung zwischen ihnen hatte eine Barriere errichtet, über die sie kaum noch hinwegblicken konnten.
    »Nun, ich bin froh, daß alle zufrieden sind mit dem Haus. Jetzt müssen wir nur noch das Weihnachtsessen überstehen.«
    »Sally? Alles in Ordnung?«
    »Nein, ehrlich gesagt nicht. Ich bin schrecklich müde. Wenn es dir nichts ausmacht, wasche ich heute abend nicht mehr ab. Ich muß einfach ins Bett.«
    Sie ließ ihn stehen und spürte den verwirrten Blick, der ihr folgte, aber das war ihr gleich. Sie hatte genug damit zu tun, die Tränen niederzukämpfen.

Kapitel 26

    M ay fand, das Essen am Heiligen Abend verlief äußerst zufriedenstellend.
    Sie hatte es so arrangiert, daß Hugh und Saskia nebeneinandersaßen, und er spielte seinen Part mit untypischem Charme. Er hörte zu, wenn Saskia etwas sagte, lachte über ihre Scherze und machte witzige Bemerkungen, über die sie lachen konnte. Da kein Mann, den sie kannte, außer ihrem Vater vielleicht, sich die Mühe machte, charmant zu einer Frau zu sein, die ihn nicht interessierte, nahm sie an, daß das hier der Fall sein mußte. Ganz sicher war er nie charmant zu ihr gewesen.
    May lehnte sich zu Saskia hinüber, um ihr noch mal zu beschreiben, wie wunderbar die Mette war. »Der Weg durch den Wald ist phantastisch. Tannennadeln rascheln unter jedem Schritt, die Sterne funkeln zwischen den Ästen der Bäume hindurch. Wie auf einer Weihnachtskarte, wirklich.«
    »Zwölf Bäume machen keinen Wald«, sagte Andrew.
    »Es sind mehr als zwölf Bäume! Ein richtiger Wald, wie in Pooh, der Bär«, widersprach May.
    »Oh, ich liebe das Buch!« sagte Saskia. »Ich hab’ ein Schweinchen auf meinem Bett, das ist zu niedlich.«
    »Hughs Bruder leitet eine Schule«, sagte May. »Vermutlich lesen sie dort alle Pooh, der Bär, oder?«
    »Ich denke, bei Jungen in dem Alter ist Stephen King weitaus beliebter als A.A. Milne«, entgegnete Hugh. »Wer ist Ihr Lieblingsautor, Saskia?«
    »Oje, ich fürchte, ich habe kaum Zeit zum Lesen. Und Ihrer?«
    May hatte das Gefühl, jede weitere Einmischung ihrerseits sei überflüssig, und nach wie vor von weihnachtlicher Mildtätigkeit angespornt, beschloß sie, es sei an der Zeit, ihrer Mutter einen Gefallen zu tun und sich nach den Langweilern in der Verwandtschaft zu erkundigen.
    »Was gibt’s Neues von Natasha, Mum? Das ist unsere schönste Cousine, sie ist in der Modebranche«, klärte sie Saskia auf. »Ständig in Bali zu Fotosessions und so.«
    »Das war nur einmal. Als ich zuletzt mit ihrer Mutter gesprochen habe, war Natty in Schottland. Aber du interessierst dich doch normalerweise gar nicht für Familienklatsch.«
    »Sie ist auch normalerweise nicht so wild drauf, daß wir alle in die Mette gehen«, bemerkte Ian. »Ich vermute irgendein tiefgründiges Motiv ...«
    Mays Herz setzte einmal aus. War ihr gräßlicher Bruder etwa im Begriff, sie zu enttarnen?
    »Warum will sie uns unbedingt alle raus in den Mondschein locken?«
    »Und in den Wald«, fügte Andrew hinzu.
    »Was ist in dich gefahren, May? Wachsen dir zufällig Haare im Gesicht? Und werden deine Zähne länger?«
    May trat ihren Bruder unter dem Tisch. »Ich bekunde lediglich ein Interesse.«
    Obwohl Mays Fuß definitiv irgend etwas getroffen hatte, grinste Ian sie weiterhin frech an. May begann sich zu fragen, wen oder was sie getreten hatte. Hugh machte ein leicht verkniffenes Gesicht und hatte, wie sie sich jetzt entsann, sehr lange Beine.
    Nachdem alle unbescheidene Portionen von alkoholischem Trifle verspeist hatten, verschwanden Ian, Andrew und Hugh in der Küche, um Kaffee zu kochen. May protestierte und führte an, daß dazu wohl kaum drei Köche notwendig seien und Hugh sich doch neben Saskia aufs Sofa setzen und das Feuer genießen solle. Doch er warf ihr

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