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Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Titel: Wilde Rosen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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trug einen Anzug und ein Hemd, die beide nicht so aussahen, als kämen sie aus dem Koffer.
    »Ich habe Tee gemacht«, sagte er. »Und Toast. Möchtest du? Das Brot von deiner Mutter ist sagenhaft.«
    May lächelte. »Das finde ich auch. Hast du einigermaßen geschlafen?«
    Er öffnete einen Klappstuhl für sie. »Du?«
    Sie nahm Platz. »Eigentlich nicht. Ich war zu durcheinander wegen des Bootes.«
    Er brummelte vor sich hin und biß in sein Vollkorntoast. »Was wirst du heute morgen tun?«
    »Das Boot zum Liegeplatz zurückbringen und die Reparaturen organisieren. Ich muß wenigstens neue Fenster haben, bevor die anderen zurückkommen.« Sie betrachtete Hughs schneeweiße Manschette, als er die Hand nach der Butter ausstreckte. »Aber das schaff’ ich allein. Ich habe deine Zeit schon über Gebühr in Anspruch genommen. Und du warst geduldig wie ein Heiliger.«
    Wie gewöhnlich ignorierte er ihre Bemühungen, höflich zu sein. »In ein paar Tagen muß ich in die Staaten.«
    Die Neuigkeit war ein unerwartet harter Schlag. Plötzlich war sie den Tränen gefährlich nahe, näher als gestern abend beim Anblick ihres verwüsteten Bootes. Sie hustete und trank einen großen Schluck Tee. »Ach ja?« fragte sie beiläufig. »Für wie lange?«
    »Ein paar Wochen. Es hängt von verschiedenen Faktoren ab ... Was ich sagen will, ist, ich werde nicht hier sein, um dich im Auge zu behalten.«
    May stellte ihren Becher ab. »Hugh, ich weiß nicht, was ich gestern abend ohne dich gemacht hätte. Ich wäre vermutlich verrückt geworden. Aber ich brauche keinen Babysitter. Ich bin absolut in der Lage, auf mich aufzupassen, wirklich.«
    »Darüber werde ich jetzt nicht mit dir debattieren. Im Augenblick geht es mir um meine eigenen Bedürfnisse. Ich muß die Gewißheit haben, daß du in Sicherheit bist, sonst werde ich mich nicht auf meinen Job konzentrieren können. Und eine Menge Leute verlassen sich darauf, daß ich diesen Job ordentlich mache.«
    Halb gerührt, halb verärgert versuchte May, ihn zu beschwichtigen. »Im Bootshafen werde ich absolut sicher sein. All meine Nachbarn kommen heute oder morgen zurück. Und Mike wird besondere Sicherheitsmaßnahmen ergreifen.« Eher würde Mike sich vermutlich von der nächsten Brücke stürzen, aber das brauchte sie Hugh ja nicht auf die Nase zu binden.
    Er sah auf die Uhr. »Vor elf habe ich keine Termine. Ich helfe dir, das Boot zurückzubringen.«
    Mike war in seinem Büro und hatte nach ihr Ausschau gehalten. Er wußte schon, was passiert war, hatte es von einem vorbeifahrenden Boot gehört. Er erweckte halbwegs glaubhaft den Anschein, als tue es ihm leid, und lächelte Hugh höflich zu, aber er war unerbittlich. »Jetzt mußt du einfach verkaufen, May. Ich meine, die Reparaturen werden teuer, und du schuldest mir immer noch zweitausend. Aber ich sag’ dir, was ich mache: Ich stell’ dir keine Liegegebühren in Rechnung, bis die Reparaturarbeiten abgeschlossen sind, unter der Bedingung, daß du das Boot anschließend verkaufst.« Er richtete sich in seinem Stuhl auf. »Du hast getan, was du konntest, aber jetzt ist es Zeit aufzugeben. Ich meine, natürlich könnte ich Wachhunde anschaffen, aber du könntest nie sicher sein, ob die Kerle nicht doch irgendwann wiederkommen. Es ist keine Schande, wenn du jetzt das Handtuch wirfst.«
    May kam auf die Füße. Sie fühlte sich geradezu unheimlich ruhig. Es war die Ruhe vor dem Sturm aus Tränen und Verzweiflung, der ihr bevorstand, das wußte sie. »Nein, danke, Mike. Ich werde meine Schulden bei dir weiter abzahlen, so schnell ich kann. Und ich werd’ nicht verkaufen. Das Boot gehört mir, und so soll es auch bleiben.«
    Mike sah hilfesuchend zu Hugh, der stumm in einer Ecke saß. »Sagen Sie es ihr. Machen Sie ihr klar, daß sie aufgeben sollte, solange ihr das Boot wenigstens noch gehört und sie etwas in Händen hat.«
    Hugh schüttelte den Kopf. »Das ist nicht meine Sache. Das Boot gehört May. Sie muß selbst wissen, was sie damit tut.«
    Mike schüttelte den Kopf und schürzte die Lippen, als sammele er seinen Mut, um etwas Unangenehmes zu sagen. »Na schön. Ich werd’ ehrlich zu dir sein, May. Ich habe einen Käufer für die Rose. Er ist bereit, bar zu zahlen. Und außerdem ist er bereit, das Dreifache dessen an Liegegebühr zu zahlen, was du mir nicht zahlst. Und er zahlt wöchentlich. Es tut mir ehrlich leid, May, aber Geschäft ist Geschäft.«
    »Du willst mich rausschmeißen?«
    Mike schien beleidigt. »Ich geb’ dir

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