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Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Titel: Wilde Rosen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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zusammen, als ihr wieder einfiel, daß sie selbst es dorthin gelegt hatte, aber Hugh bemerkte es nicht. Er schien ungewohnt jungenhaft und aufgeregt. Er hatte seinen Anzug gegen rote Segelhosen und einen marineblauen Pulli eingetauscht.
    »Alles geregelt. Ich hab’ dir einen neuen Liegeplatz besorgt. Hast du irgendwo eine Karte der Kanäle?«
    »Ich meine, ich hab’ sie gestern abend irgendwo gesehen. Ich mach mich auf die Suche.« May grinste, seine gute Laune war ansteckend. »Wenn ich es nicht besser wüßte, Hugh, würde ich sagen, du siehst wie ein waschechter Skipper aus.«

Kapitel 29

    I st dir klar, daß diese Linie ›außer Betrieb‹ bedeutet?« fragte May. »Vermutlich werden wir feststellen, daß wir da nicht durchkommen. Der Arm ist entweder zugeschüttet oder so voller Abfall, daß es auf dasselbe hinausläuft.«
    Sie hatten die Köpfe über die Karte gebeugt, und Hugh hatte gerade die Stelle gefunden, zu der sie wollten, ein Lagerhaus an einem Seitenarm des Kanals. Es war sogar eine Kaianlage eingezeichnet, aber May bezweifelte, daß es sie noch gab.
    »Sei nicht so negativ. Laß uns hinfahren und nachsehen.«
    Es war nicht schwierig, May zu überreden. Abgesehen davon, daß sie dringend einen neuen Liegeplatz brauchte, wollte sie auch möglichst schnell möglichst weit weg von Mikes Bootshafen. Außerdem konnte sie der Versuchung, unbekannte Gewässer zu erforschen, nie widerstehen.
    »Okay, aber ich rufe kurz Sally an oder hinterlasse ihrer Mutter eine Nachricht.«
    »Ach, du hast das Telefon gefunden, ja?«
    May errötete ein wenig. »Und ich geb’ Jethro und Debra auf der Curlew Bescheid, damit sie wissen, wo ich hingehe, falls sie nachkommen wollen.«
    »Du willst doch wohl keine Gäste in einer Situation wie dieser«, protestierte Hugh. Womit er bewies, wie wenig er von dem Leben auf den Kanälen begriffen hatte.
    »Nicht als Gäste. Sie werden mit der Curlew kommen, vorausgesetzt, die Lecks lassen es zu. Vermutlich können wir ganz gut Hilfe gebrauchen, wenn wir ankommen.«
    Schließlich wurde es eine kleine Flotte von drei Booten, die Rose Revived vorneweg, gefolgt von der Curlew mit Jethro, Debra, Juno und Spike, und die Titan bildete die Nachhut, Ivans Rettungsboot mit dem starken Motor.
    Die Shadowfax blieb zurück. Weihnachten hatte Jeds Schlafrhythmus durcheinandergebracht, und er war wach, aber sein Boot war weniger flexibel als er, und es war ein umständliches Unterfangen, seine Maschinen zu starten. Doch Jed stimmte freudig zu, auf der Rose Revived mitzufahren. Er war neugierig, was der unbekannte Kanalarm zu bieten hatte.
    May fragte sich flüchtig, wie Hugh und Jed wohl miteinander auskommen würden. Aber Jed war so ein friedfertiges Wesen, vermutlich würde er die abfälligen Blicke nicht einmal wahrnehmen, die Hugh ihm zuwerfen mochte. Und obwohl er der erfahrenste Bootsführer von ihnen war, gab er nie ungebeten Ratschläge. Er war vollauf zufrieden, seine Selbstgedrehten zu rauchen, mit anzufassen, wenn es nötig war, und ansonsten die anderen ihren Kram auf ihre Weise machen zu lassen.
    Es erwies sich als ausgesprochen nützlich, soviel zusätzliche Muskelkraft mitgebracht zu haben. Der stillgelegte Arm des Kanals war zwar nicht zugeschüttet, aber an vielen Stellen gefährlich seicht. Mit Hilfe der Titan und nach einigem Rufen, Dirigieren, Ziehen an Leinen und Drücken mit Lenkstangen bugsierten sie die Rose Revived an ihren neuen Platz. May atmete erleichtert auf. An einem Punkt waren sie beinah schon verzweifelt, und es wurde davon gesprochen, daß jemand ins Wasser springen und den sperrigsten Abfall beiseite räumen müsse. Sie hätte niemals zugelassen, daß irgend jemand anders das für sie tat, war aber dankbar, daß dieses Opfer ihr erspart geblieben war. Immerhin war Dezember.
    May verschwand im Maschinenraum und schaltete den Motor ab. Einen Moment hüllte die Stille sie ein, sie hörte weder den fernen Straßenlärm noch Stimmen oder den Schritt schwerer Stiefel an Deck. Ein Gefühl von tiefem Frieden überkam sie, und es lag nicht allein an dem Fehlen von Geräuschen. Es war Geborgenheit. Nur zögernd verließ sie die abgasgeschwängerte Wärme des Maschinenraums.
    »Ich besorg’ eine Planke«, rief Jed vom Ufer herüber. »Damit ihr an Land kommen könnt.«
    Hugh sprang vom Dach und trat zu ihr. Seine Haare waren zerzaust, seine Wange war ölverschmiert. May stellte zufrieden fest, daß die Fahrt Spuren an ihm hinterlassen hatte.
    »Ich muß jetzt gehen, May.

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