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Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Titel: Wilde Rosen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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zurückkommen, oder?«
    »Das glaube ich nicht. Aber ich bin nicht gewillt, das Risiko einzugehen.«
    »Aber Hugh ...«
    »Ich kann dich nicht überreden mitzukommen, aber du wirst mich so wenig davon abhalten, hierzubleiben. Ich muß nur ein paar Leuten Bescheid geben. Wo ist das Telefon?«
    Es war nicht in der Ladestation, wo sie es gelassen hatte. Sie zuckte die Achseln. »Im Kanal wahrscheinlich.«
    »Warum hast du’s nicht mitgenommen?«
    »Warum sollte ich? Ich konnte das Telefon meiner Eltern benutzen.«
    »Aber was ist mit den Leuten, die dich anrufen wollten? Sie konnten dich nicht erreichen, es sei denn, sie wußten die Nummer deiner Eltern.«
    May hob kurz die Schultern. Sie hatte immer noch nicht verinnerlicht, daß ein Handy eine tragbare Telefonverbindung bedeutete. »Wo ist denn dein Handy?«
    Hugh machte ein düsteres Gesicht. »In Reparatur.«
    May klopfte sich im Geiste kräftig auf die Schulter. Eins zu null für mich.
    Hughs Mundwinkel verzog sich unwillkürlich nach oben. »Ich bin eben an einer Telefonzelle vorbeigekommen. Jetzt sei ein gutes Mädchen und such mir ein paar Decken zusammen. Ich bin müde. Und du mußt völlig erledigt sein.«
    Essen und Aktivität hatten die Depression ferngehalten, aber kaum war er fort, brach sie über May herein wie eine Lawine. Sie ging entschlossen dagegen an. Es würde viel Geld kosten, die Fenster zu ersetzen, aber wenigstens hatte sie ihre vorweihnachtlichen Einnahmen zur Bank gebracht, statt sie wie sonst üblich in einen Teebecher zu stopfen.
    Mike würde auf seine nächste Rate einfach warten müssen. Was ihn insgeheim vermutlich freuen würde. Es stärkte seine Position bei seinen Bemühungen, sie aus seinem Hafen zu ekeln. Und wenn sie auch sicher sein konnte, daß Harriet und Sally ihr ihren Anteil am Firmengeld leihen würden, um das Boot wieder bewohnbar zu machen, sollte sie es annehmen? Es würde bedeuten, daß sie beide gezwungen wären, ihre eigenen Pläne aufzuschieben. May hatte das Gefühl, als werde sie rückwärts einen Berg hinuntergestoßen. Kaum war sie ein Stückchen hochgeklettert, kam irgendein Rückschlag und schleuderte sie abwärts, jedes Mal ein bißchen tiefer.
    Sie fand Harriets Bettzeug, das den Sturm unbeschadet in seinem Verschlag unter der Sitzbank überstanden hatte, und breitete es für Hugh aus. Sie fügte Sallys Schlafsack hinzu, damit er ein bißchen Schutz gegen die eisige Zugluft hatte, die durch die Plastikplanen pfiff. Sie wußte inzwischen, hätte er angedroht, nach Hause zu fahren, hätte sie sich eher an ihn gekettet, ehe sie zugelassen hätte, daß er sie allein ließ, trotz all ihrer Beteuerungen. Er war einfach großartig gewesen, ein echter Freund. Und von einem echten Freund mit so breiten Schultern konnte sie nicht ernsthaft verlangen, auf dieser schmalen Planke zu schlafen.
    »Hugh«, begann sie, als sie ihn zurückkommen hörte. »Ich glaube nicht, daß du es auf der Bank besonders bequem hättest. Sie ist furchtbar schmal. Harriet kann nur deswegen darauf schlafen, weil sie so dünn ist und sich nicht im Schlaf herumwälzt. Also habe ich beschlossen, daß ich hier schlafe, und du schläfst in meinem Bett. Das ist groß genug, und das Fenster ist intakt.«
    Hughs Ausdruck wurde unbewegt. »Ich werde nur dann in deinem Bett schlafen, wenn du darin liegst, May.«
    Es dauerte einen Moment, bis ihr klarwurde, was er gesagt hatte, es kam so vollkommen unerwartet. »Ähm ...«
    »Steht das Angebot noch? Nein? Dann gute Nacht.«
    Im Bett wurde es May endlich warm, aber sie fand keinen Schlaf. Sie fragte sich, wie ernst Hugh es mit der Behauptung gewesen war, ihr Bett teilen zu wollen. Er hatte es so vollkommen nüchtern gesagt, ohne jede sichtbare Regung. Sie konnte wirklich nicht glauben, daß er sie in irgendeiner Weise als Frau ansah. Aber er hatte sie geküßt, und sie hatte ihn geküßt. Und mit der schonungslosen Ehrlichkeit, die jeden um drei Uhr morgens heimsucht, gestand sie sich ein, daß die Vorstellung, mit ihm zu schlafen, alles andere als abstoßend war. May wälzte sich auf die andere Seite und lag in der Mitte der breiten Doppelkoje. Vermutlich lag er auch wach auf seiner schmalen Pritsche, die Schultern verdreht, damit sie nicht über den Bettrand ragten. Vielleicht hätten sie beide besser geschlafen, hätten sie nebeneinander gelegen.
    Hugh war es gelungen, sich wieder in einen Juristen zu verwandeln, als May um sieben am nächsten Morgen aus ihrem Zimmer kam. Er war gewaschen und rasiert,

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