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Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Titel: Wilde Rosen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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Situation in Anbetracht der Umstände gemeistert habe.
    Er sagte lediglich: »Verstehe.«
    »Und als ich nach Hause kam – als Sie mich nach Hause gebracht hatten – fand ich Harriet in Tränen aufgelöst. Es hat sich rausgestellt, daß unser Schleimbeutel von Boß uns Verträge untergejubelt hat, die es ihm ermöglichen, uns während der Probezeit mit einem Hungerlohn abzuspeisen ...« Sie hielt kurz inne. »Irgendwie haben wir das übersehen. Na ja, und obwohl wir schon länger als sechs Wochen für ihn gearbeitet haben, kann er die Probezeit verlängern, so lange er will.«
    Sie hatte gerade noch Zeit, sich zu fragen, was Hugh Buckfast an sich hatte, das sie bewog, ihm ihre tiefsten Geheimnisse anzuvertrauen, ehe er die unvermeidliche Frage stellte: »Ich nehme an, Sie haben den Vertrag nicht gelesen, ehe Sie unterschrieben haben?«
    »Nein.«
    Er schien nicht überrascht. »Aber Sie müssen doch gemerkt haben, daß weniger als erwartet auf Ihrer Gehaltsabrechnung stand.«
    »Gehaltsabrechnung? Ich lach’ mich tot! Er hat uns nie richtig bezahlt, sondern hier und da mal einen Schein und hat uns erzählt, in der Verwaltung ginge eben alles noch drunter und drüber. Und ich hab’ ein richtig schlechtes Gewissen, denn Harriet hat mir beinah jeden Penny, den sie von Schleimbeutel bekommen hat, als Miete gegeben. Sie wohnt bei mir.«
    »Aber ich dachte, Sie leben auf einem Boot.«
    »Stimmt. Ich hab’s im Sommer gekauft, aber jetzt erst rausgefunden, daß Tausende Pfund Liegegebühr rückständig waren.«
    Er hätte sich wirklich gut als Inquisitor gemacht, dachte May. Er müßte die Leute nicht mal foltern. Irgendwie brachte er einen dazu, sämtliche Sünden zu beichten und ihm seine ganze Lebensgeschichte zu erzählen, ohne daß er großartig Fragen stellte. Für jemanden, der bei weitem nicht so mitfühlend war wie der durchschnittliche Bankdirektor, der um einen ungesicherten Kredit gebeten wird, war das eine ziemliche Kunst.
    Aber sie konnte einfach nicht aufhören. »Und dann, um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, sagte man Harriet auch noch am Telefon, sie dürfe Matthew nicht besuchen.«
    Sie starrte ihn finster an, als sei er persönlich dafür verantwortlich. Verantwortlich war er allemal, dafür, daß sie nicht nur Harriets, sondern auch ihre eigenen Kümmernisse ausgeplaudert hatte.
    »Und da haben Sie sich einen Zaubertrick überlegt, mit dem alles wieder in Ordnung kommen sollte?«
    May fühlte sich schrecklich ernüchtert. Sie hatte sich so sehr gewünscht, Harriet zu helfen, und alles, was sie erreicht hatte, war, daß dieser widerliche Kerl sich über sie lustig machte. »Es war blöd von mir zu glauben, ein Typ wie Sie könnte das verstehen. Ihnen fehlt einfach die Phantasie.«
    »Ah ja?«
    »Niemand, der so nüchtern ist wie Sie, der vermutlich die Konservativen wählt und für die Wiedereinführung der Todesstrafe plädiert, könnte sich je auch nur annähernd vorstellen, was es bedeutet, seine Träume begraben zu müssen und statt dessen Käsegebäck für die Bridge-Party der Großeltern machen zu müssen!« Sie hatte vergessen, was beim letzten Mal um ein Haar passiert wäre, und trat wütend nach einer Coladose. Harriets Schuh flog ein paar Meter und landete jenseits einer großen Schlammpfütze. May war nach einem gewaltigen Wutschrei.
    Hugh hob die Dose auf und holte ihr den Schuh. »Sie haben ja schon jede Menge Vorurteile gefaßt, dafür daß wir uns gerade erst kennengelernt haben.« Er stützte sie, während sie den Schuh wieder anzog.
    »Ach, jeder, der ein großes schwarzes Auto fährt und einen Bruder hat, der eine Privatschule leitet, muß einfach so sein wie Sie.«
    »Und wie bin ich?«
    May wußte, daß sie ihn als Blitzableiter für ihren Zorn mißbrauchte, aber sie konnte einfach nicht aufhören. »Oh, woher soll ich das wissen? Reaktionär, eingebildet und sexistisch!« tippte sie.
    Er schien kein bißchen beleidigt. »Nun, um zu vermeiden, daß noch geizig hinzukommt, sollte ich Ihnen wohl lieber ein Eis kaufen.«
    Er war überhaupt nicht der Typ zum Eisessen, aber weil ihr die ganze Zeit bewußt war, wie schauderhaft sie sich benahm, konnte sie sein Friedensangebot nicht zurückweisen. »Danke, das wäre sehr nett«, sagte sie zahm.
    Hugh kaufte für sich selbst keins. Als er ihr ihr Eis reichte, fragte er: »Und was werden Sie gegen diesen Mann unternehmen, der Sie betrogen hat?«
    May hob die Schultern. »Oh, ich weiß noch nicht. Wir lassen uns schon was einfallen. Und es

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