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Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Titel: Wilde Rosen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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Und wir bieten unseren Service sehr viel günstiger an als Mr. Slater.«
    »Wer ist Mr. Slater? Kaffee?«
    »Gern, danke.« Harriet bekam langsam das Gefühl, sie brauche etwas zur Stärkung. »Er ist der Mann, dem die Agentur gehört, durch die ich an Sie vermittelt worden bin. Der Mann, dem Sie vermutlich die Schecks schicken.«
    »Ihr Boß?«
    »Nicht mehr lange. Er zahlt uns nur einen winzigen Teil von dem, was er den Kunden abknöpft. Wir können billiger sein und werden trotzdem mehr verdienen. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mich unmittelbar engagieren würden, statt weiter über Mr. Slater zu buchen.«
    Er streckte ihr fragend eine Milchflasche entgegen, aber Harriet erkannte sie von ihrem letzten Besuch wieder und schüttelte den Kopf.
    »Das einzig Wichtige für mich ist, daß ich mich auf Sie verlassen kann, alles andere ist mir gleich. Was verlangen Sie denn?«
    »Da steht unser Stundensatz.« Sie wies auf den Handzettel.
    »Jetzt wo ich angefangen habe, Kunstkurse zu geben, muß die Wohnung hier in Ordnung gehalten werden. Frauen sind so neurotisch, was Sauberkeit betrifft.«
    Harriet nickte und fühlte sich solidarisch mit diesen Frauen. »Dieser Kunstkurs. Wie teuer ist er?«
    Er sagte es ihr.
    Harriet war schockiert. »Gibt es wirklich Leute, die bereit sind, das zu bezahlen?«
    »Dutzende. London ist voller Frauen, die zu viel Zeit haben und großen künstlerischen Ehrgeiz. Der Kunstwelt werden sie nicht ihren Stempel aufdrücken, aber sie zahlen meinen Unterhalt und meine Hypothek.«
    »Oh.« Harriet sah zu Boden und dachte, daß der pvc dringend ersetzt werden müßte. »Ich würde gern kommen, aber leider kann ich mir Ihre Preise nicht leisten.«
    »Können Sie denn malen?«
    »Ja.« Jetzt war nicht der richtige Moment für Bescheidenheit.
    »Ich bin kein Wohltätigkeitsverein. Ich kann es mir nicht leisten, Schüler zu nehmen, die nichts zahlen können. Aber vielleicht können wir ein Geschäft machen.«
    »Tja, aber ich kann nicht als Gegenleistung für Ihren Unterricht Ihre Wohnung putzen, das wäre den anderen gegenüber nicht fair.«
    »Ich dachte auch nicht ans Putzen.«
    Harriet spürte einen eisigen Schauer.
    »Ich brauche hin und wieder ein Modell.«
    Ihr rasender Herzschlag beruhigte sich ein bißchen. Aber nur unwesentlich. Sie mochte bisher ein sehr behütetes Dasein geführt haben, aber sogar sie wußte, daß er mit »Modell« Aktmodell meinte.
    Sein Mund verzog sich zu einem Lächeln. »Ich würde mich freuen, jemanden zu unterrichten, der auch ein bißchen Talent hat. Bringen Sie mir morgen Ihre Mappe mit und denken Sie über das Modellsitzen nach. Ich bin sicher, wir werden uns einig.«
    »Das ist sehr freundlich ...«, fing sie an.
    »Aber das Putzen darf nicht zu kurz kommen. Wenn meine Sachen in die Wäsche müssen, kümmern Sie sich darum.«
    »Einverstanden. Ich tue, was getan werden muß, und berechne unseren normalen Stundensatz dafür. Der Unterricht hat nichts damit zu tun.«
    »Wie heißen Sie?«
    »Harriet Devonshire.«
    »Mein Name ist Leo Purbright.«
    Harriet nahm einen zu großen Schluck aus ihrem Becher und verbrannte sich die Zunge. Leo Purbright war einer der wenigen Namen der Kunstwelt, der ihr etwas sagte. Sie liebte seine riesigen, figurativen Werke. Sie hätte schwören können, daß er an einer der renommiertesten Kunsthochschulen lehrte. Irgendwie war sie in die Küche dieses berühmten Mannes gelangt und von dort, so schien es, in seinen Kurs. Sie räusperte sich.
    »Ich habe von Ihnen gehört. Aber ich wußte nicht, daß Sie privat unterrichten. Ich meine, ich dachte ...«
    »Sie dachten, ich lehre an einer der ›höchsten Weihestätten künstlerischen Schaffens‹ in diesen Land?« Sarkasmus und Bitterkeit verzerrten sein Lächeln. »Das hab’ ich auch. Bis man dort zu dem Schluß kam, daß man mich nicht mehr wollte. Und darum bringe ich jetzt gelangweilten Damen bei, wie man Blumen malt.«
    Harriet schauderte. »Wie furchtbar für Sie.«
    Dieses Mal war sein Lächeln warm und echt. »Nein, im Grunde ist es überhaupt nicht furchtbar. Die Frauen, die zu mir kommen, haben vielleicht kein weltbewegendes Talent, aber sie sind willig und wollen lernen. Hier darf ich endlich lehren. Unterrichten.«
    »Aber haben Sie das vorher nicht auch getan?«
    »Doch, aber es widersprach dem Ethos dieses Colleges. Das ist der Grund, warum wir uns getrennt haben.«
    »Verstehe«, sagte Harriet, dabei verstand sie überhaupt nichts.
    »Jetzt kommen Ihnen langsam

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