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Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Titel: Wilde Rosen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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drei Uhr morgens unterbrach Harriet ihre Arbeit und legte sich aufs Sofa.
    »Nur eine Minute«, versprach sie und schlief fest ein.
    »Harriet?« Sally stand mit einem dampfenden Becher in der Hand neben ihr. »Es ist halb neun. Du mußt um zehn zu deinem Unterricht. Ich übernehme heute deinen Kunden, weißt du noch?«
    Sallys Stimme schien aus weiter Ferne zu kommen. Harriet kämpfte darum, sich von dem verwirrenden Bilderkaleidoskop ihrer Träume loszureißen. Sally stupste sie mit einem rotbeklecksten Finger an.
    Harriet strich sich die Haare aus den Augen. Was immer in dem Becher sein mochte, es roch schwach nach Medizin.
    »Was ist das?«
    »Kamille. Tut dir gut. Ich hab’ dir ein Bad eingelassen. Ich sammle deine Bilder ein, während du dich fertigmachst.«
    »Du warst phantastisch, Sally. Danke.«
    Sally, deren Mutterinstinkte während ihrer Beziehung mit Piers unterdrückt worden waren, tat Harriets Dank mit einem Achselzucken ab und ging, um ihr ein nahrhaftes Frühstück zu machen.
    Während Harriet noch schlief, hatte Sally eine Sammelmappe gebastelt. Sie hatte einen Karton zerschnitten, der einmal ein Abendkleid enthalten hatte, und die Pappe mit Geschenkpapier beklebt. Als Harriet halb krank vor Aufregung aus dem Bad kam, durchforstete Sally das Wohnzimmer auf der Suche nach den verstreuten Zeichnungen und Bildern.
    »Das hier auch?« Sally hielt eine Pastellkreidezeichnung hoch, die Harriet auf ihrer Flucht von zu Hause mitgenommen hatte. Sie zeigte einen schlafenden Jungen. Sie hatte es gezeichnet, kurz bevor Matthew ins Internat kam. Es hatte keinen Sinn, ihn zu bitten, ihr Modell zu sitzen, denn er konnte nie länger als eine Minute stillhalten. Darum hatte sie ihn im Schlaf gezeichnet. Und auch wenn sie fand, daß es besser war als alles andere, was sie bisher gezeichnet hatte, war es doch etwas Persönliches. Sie hätte es nicht ertragen, wenn kritische Augen es einzig auf seine technische Qualität hin begutachtet hätten.
    Alles andere wanderte in die Mappe. Selbst die Skizzen, die nur aus ein paar dünnen, zaudernden Strichen bestanden, mußten herhalten, um insgesamt eine halbwegs akzeptable Anzahl von Arbeiten zusammenzukriegen. Die Ausbeute war selbst dann noch mager. Doch das Gemälde, an dem Harriet bis in die Nacht gearbeitet hatte, würde alles andere wettmachen, versicherte Sally.
    Sally rief ihren Lieblingstaxifahrer an und bat ihn herzukommen. »Du kannst unmöglich mit diesem Ding in die U-Bahn.« Sie zeigte auf die kunstvoll beklebte Sammelmappe. »Außerdem kommst du zu spät, wenn du kein Taxi nimmst.«
    Harriet nickte ergeben und zog die Patchworkstrickjacke von Sallys Mutter an.
    »Sie ist ein bißchen rustikal«, erklärte Sally. »Aber warm.«
    Exakt um neun Uhr fünfundfünfzig stieg Harriet vor dem Haus auf dem Cheyne Walk aus dem Taxi. Sie fühlte sich ein bißchen benebelt. Sally hatte sich die größte Mühe gegeben, sie aufzubauen: Kräutertee, ein heißes Bad, ein gekochtes Ei auf Toast. Trotzdem wollte Harriet zurück in ihr Bett, um den versäumten Schlaf nachholen. Ihre Nervosität steigerte zusätzlich ihren Drang zu gähnen. Sie holte tief Luft und stieg die Stufen zum Eingang hinauf.
    Ihr atemloses Gestammel in die Gegensprechanlage wurde vom Summer rüde unterbrochen. Hastig stieß sie die Tür auf, überzeugt, der Summer sei einer von der tückischen Sorte, die in der Sekunde verstummen, da man die Hand an den Türgriff legt. Als sie vor der Wohnung ankam, war sie außer Atem, durch die Anstrengung ebenso wie durch die Strickjacke war ihr heiß geworden.
    Leo Purbright entsprach in keinerlei Hinsicht Harriets Klischee vom verträumten Künstler. Er war agil, hatte einen scharfen Blick und eine schneidende Zunge. Er betrachtete Harriet eingehend, ehe er sprach.
    »Guten Morgen, Harriet. Es war gut, daß Sie Leggings angezogen haben. Es ist immer von Vorteil, wenn die Gliedmaßen des Modells deutlich erkennbar sind.« Er trank an dem Becher, den er in der Hand hielt. »Und wie ich sehe, haben Sie Ihre Arbeiten mitgebracht.«
    In Harriets Magen ereignete sich ein kleineres Erdbeben. Schweiß brach ihr aus allen Poren. »Wollen Sie, daß ich heute Modell sitze?« Irgendwie kamen die Worte in der richtigen Reihenfolge heraus, und ihre Stimme zitterte nur ein ganz kleines bißchen.
    »Ja, bitte. Wenn sich herausstellt, daß Ihre Arbeit nichts taugt, werde ich Sie bezahlen. Gehen Sie ruhig schon vor ins Studio.«
    Nur eine Tasse Kamillentee war einfach nicht genug, um

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