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Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Titel: Wilde Rosen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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sich erhoben hatte. »May?«
    »Hugh, das ist Ivan«, rief sie über die Schulter. »Ivan, das ist Hugh. Willst du Tee?«
    »Ich würde mir lieber deinen großen Schraubenschlüssel borgen«, sagte Ivan.
    May kam mit zwei Teebechern aus der Kombüse. Auf den Bechern balancierte sie eine Keksdose. »Hat der Motor wieder schlappgemacht?«
    »Genau. Okay, wenn ich mir den Schlüssel hole?«
    »Natürlich.«
    Als Ivan gegangen war, fragte Hugh. »Verleihen Sie Ihr Werkzeug immer so großzügig?«
    May schüttelte den Kopf. »Nicht unbedingt. Aber Ivan ist eigentlich gekommen, um zu sehen, ob hier alles klar ist.«
    »Oh.«
    »Weil Sie hier sind.«
    Hugh riß mit gespielter Überraschung die Augen auf.
    »Ach, na ja, es ist schwer zu erklären«, sagte May. »Wir verlassen uns hier aufeinander. Jeder hat ein Auge auf seine Nachbarboote, jeder packt mal mit an und hilft mit dem, was er am besten kann.«
    »Und was können Sie besonders gut?«
    May grinste. »Scherben zusammenkitten.« Wie sie gehofft hatte, zeigte Hughs Gesicht dieses Mal echte Verwirrung, und er zog verblüfft die Brauen hoch.
    »Im übertragenen Sinne«, fügte sie hinzu.
    Hugh verzog den Mund zu einem kleinen, schmerzlichen Lächeln. »Komisch, in der Rolle kann ich Sie mir irgendwie gar nicht so recht vorstellen.«
    »Also? Wie bist du mit dem Staranwalt klargekommen?« Sally führte May ins Wohnzimmer, wo Harriet im Schneidersitz auf dem Sofa saß und ihre Jeans flickte.
    Plötzlich ärgerte May diese Umschreibung von ihm, und als sie das merkte, errötete sie und fragte sich, woran das liegen mochte. »Er sagt, wir haben keine Chance, unser Geld von Schleimbeutel zu kriegen, und wir müssen uns bei der Finanzbehörde und der Sozialversicherungsstelle anmelden. Ich dachte, das könntest du vielleicht machen, Harriet. Du hast das richtige Aussehen.«
    »Vielen herzlichen Dank.« Harriet biß ihren Faden durch. »Ich bin geschmeichelt.«
    »Dann hat er noch gesagt, wir sollten einen Vertrag aufsetzen lassen, der unsere geschäftliche Partnerschaft regelt«, fuhr May fort. »Das würde natürlich Geld kosten, aber wenn ihr glaubt ...«
    »O nein«, widersprach Harriet. »Mit so überflüssigem Unsinn fangen wir gar nicht erst an.«
    »Bist du sicher? Es hat irgendwas damit zu tun, daß wir alle persönlich für mögliche Schulden haften oder so.«
    »Es ist ziemlich unwahrscheinlich, daß wir uns verkrachen, und ich hoffe nicht, daß wir Schulden machen«, meinte Sally.
    Harriet schüttelte den Kopf. »Ich sehe nicht, wieso. Und wenn wir die Rose Revived gerettet haben und Sally und ich in unsere Traumwohnungen gezogen sind, können wir immer noch über einen Vertrag nachdenken. Bis es soweit ist, müssen wir einander eben trauen.«
    »Wenigstens können wir einander trauen«, sagte May. »Anders als mit Schleimbeutel.«
    »Wann reden wir mit ihm?« fragte Sally. »Oder verschwinden wir einfach?«
    May schüttelte den Kopf. »Ich denke, wir sollten alle Aufträge in der kommenden Woche noch ausführen und bei den Kunden unsere Handzettel verteilen. Und am Freitag marschieren wir dann in Schleimbeutels Büro und feuern ihm feierlich unsere dreckigen Gummihandschuhe ins Gesicht.«
    »Oh, wunderbar«, sagte Sally. »Vielleicht sollten wir sie vorher mit irgendwas richtig Ekligem füllen.«
    »Sally!« rief Harriet. »Was für eine Idee.«
    »May ist schuld«, erklärte Sally. »Seit ich sie kennengelernt habe, hab’ ich in puncto Selbstbehauptung echte Fortschritte gemacht.«
    May grinste und fragte sich insgeheim, ob sie auf dem Gebiet wirklich so beschlagen war.
    Montag morgen machte Sally sich auf den Weg zu dem älteren Ehepaar, Captain und Mrs. Walker. Die anderen beiden hatten ihr eingeschärft, den Walkers von ihrer geplanten Selbständigkeit zu erzählen. Unterdessen fand Harriet, es sei an der Zeit, einen ihrer Handzettel – immer noch ohne Telefonnummer – zu dem Haus am Cheyne Walk zu bringen. Da sie sich noch nicht traute, mit dem Bus zu fahren, ging sie zu Fuß. Auf dem ganzen Weg rang sie mit sich, ob sie an der Tür klingeln sollte oder nur ihren Werbezettel einwerfen und fliehen. Sie hatte sich für die zweite Möglichkeit entschieden, doch als sie gerade vor der Tür stand, trat jemand aus dem Haus.
    Irgendwie wäre sie sich albern vorgekommen, ihre Zettel in die Briefkästen zu stopfen, während dieser Mann sie beobachtete, also betrat sie den Hausflur und stieg die Treppe hinauf. Sie versuchte, sich zu entsinnen, ob die Wohnungstür

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