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Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Titel: Wilde Rosen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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ihrem Kopf, als James die erste Tür öffnete.
    »Hier drin können Sie nicht schlafen. Das Bett ist ganz bequem, aber es zieht höllisch durchs Fenster.«
    Sally erhaschte kaum einen Blick in den Raum, ehe er schon zur nächsten Tür ging.
    »Dieses Zimmer ist im Sommer ganz in Ordnung, man hat einen Blick in den Garten, aber um diese Jahreszeit ist es ein bißchen trostlos.«
    Und der nasse Fleck auf den Bodendielen sieht nicht besonders gesund aus, dachte Sally und lauschte dem Regen, der auf das offensichtlich undichte Dach trommelte.
    »Das da am Ende ist mein Zimmer.« James öffnete die Tür nicht, zeigte nur darauf, und öffnete dann die letzte. »Hier drin geht es wohl am ehesten.«
    Es war ein ziemlich kleines Kämmerchen mit einem hohen Bett und einem kleinen Kamin. Das einzige andere Möbelstück war ein Holzstuhl, der in dem gleichen schmutzigen Grünton gestrichen war wie der Flur.
    »Es liegt genau über der Küche, darum ist es wärmer als die restlichen Räume. Das Dach ist auch dicht, und ich mußte im Frühjahr ein neues Fenster einsetzen.«
    Sally betrachtete das Zimmer trübsinnig. Es war keine Ausrede gewesen, als James gesagt hatte, das Haus sei vollkommen ungeeignet für Gäste.
    »Es ist ein bißchen spärlich möbliert, fürchte ich. Mein Onkel hat die Möbel Stück für Stück verkauft, um seine Rechnungen zu bezahlen. Es gab hier mal ein paar wirklich schöne Antiquitäten.« James lächelte traurig. »Mein Onkel hat mich immer mit den Sachen zu Phillip’s geschickt, um sie zu versteigern. Meine Schwestern waren wütend, wenn sie es herausfanden. Sie fanden, mein Onkel hatte kein Recht, Familienerbstücke zu verkaufen.«
    »Und Ihnen hat es nichts ausgemacht?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein. Es waren ja nur Möbel. Als ich noch Immobilienmakler war, hab’ ich erlebt, wie die Leute sich wegen ihrer Möbel unglücklich machen. Eine Frau hat ein schauderhaftes Haus gekauft, kein Ausblick, kein Garten, kein Garnichts, nur weil sie die Antiquitäten ihrer Mutter darin unterbringen konnte. Da wedelt der Schwanz mit dem Hund. Ich lebe lieber mit Apfelsinenkisten und bin glücklich.«
    Das einzige, was Sallys Familie besaß, das Ähnlichkeit mit einem Erbstück hatte, war ein angeschlagener Bierkrug in Gestalt eines fetten, alten Mannes, den Sir Henry Irving einer entfernten weiblichen Verwandten geschenkt hatte. Da die Beziehung aber weder kirchlich abgesegnet noch irgendwo dokumentiert war, wurde nicht viel darüber gesprochen.
    »Na ja, immerhin gibt’s einen Stuhl«, bemerkte Sally.
    James lächelte. »Ja, aber setzen Sie sich lieber nicht drauf. Er ist vermutlich total verrottet. Er steht nur zum Anschauen da. Und nun«, fuhr er fort, als habe er sie soeben durch die Gästesuite mit Bad, Wohnzimmer und jedem erdenkbaren Luxus geführt. »Der Wäscheschrank ist draußen im Flur. Nehmen Sie sich, was Sie brauchen. Ich muß nach draußen und nach den Tieren sehen.«
    Die Wirkung des Whiskeys ließ langsam nach. Sally war wieder nüchtern genug, um zu erkennen, daß James nur die edelsten Motive bewogen hatten, ihr von diesem Besuch abzuraten. Das Haus war kaum bewohnbar. Er konnte hier nur leben, weil er einer von Britanniens robusten Söhnen war, unempfindlich gegen alle Unbilden. May hätte sich mit diesen Umständen vielleicht arrangieren können, aber Sally war nicht so abgehärtet. Andererseits hatte May kein Monopol auf Pioniergeist, Sally konnte genauso anpassungsfähig sein, wenn es notwendig war. Man mußte die Dinge einfach nur von ihrer positiven Seite sehen, und darin hatte Sally wirklich viel Übung.
    Sie fand den Wäscheschrank und öffnete die Tür. Er war vollgestopft mit Decken, drillichbezogenen Kissen und altmodischen Federbetten mit Paisley-Muster. Die Bettbezüge wurden offenbar anderswo aufbewahrt. Sie zog soviel aus den Regalen, wie sie tragen konnte, und wankte zurück in ihr Zimmer. Durchhalteparolen und Whiskey hatten ihr Rückgrat gestärkt: Vorausgesetzt das Bett war nicht zu feucht, würde sie es auf jeden Fall warm genug haben, sagte sie sich. Und mit etwas Glück würde sie sowieso nicht länger als eine Nacht in ihrem kleinen Kämmerlein über der Küche schlafen. Sie brauchte nur nett und freundlich zu sein, und er würde ihrem Charme im Handumdrehen erliegen und sie in die Arme schließen.
    Es hatte keinen Sinn, das Bett zu machen, ehe sie keine Laken hatte, also ließ sie Decken und Federkissen einfach fallen und nutzte James’ Abwesenheit, um einen

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