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Wilde Saat

Wilde Saat

Titel: Wilde Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Octavia Butler
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frischen Kö r pers, aber sie stellte keine Fragen. Sie wollte nicht erfa h ren, daß es einer ihrer Nac h kommen gewesen war.
    Einen Augenblick lang streichelte er sie schweigend, und sie glaubte, er habe noch nicht genug, wolle sie ein zweites Mal lieben. Sie seufzte und entschied, daß es keine Rolle spielte. So wenig nur gab es noch für sie, das eine Rolle spielte.
    »Ich möchte einen Versuch mit dir anstellen«, sagte er. »Ich wollte es schon sehr lange tun. Noch vor deiner Flucht. Ich wußte immer, daß es eines Tages dazu kommen würde. Jetzt … jetzt ist alles zwischen uns anders gewo r den, aber ich möchte trotzdem e t was davon haben.«
    »Von was?« fragte sie müde. »Wovon sprichst du?«
    »Ich kann es dir nicht erklären«, antwortete er. »Aber … sieh mich an, Anyanwu! Sieh mich an!«
    Sie drehte sich zur Seite und sah ihn an.
    »Ich werde dir keinen Schmerz zufügen. Glaub mir, ich bin völlig ehrlich zu dir. Es geschieht dir nichts, und es wird nicht weh tun. Du bist nur dann in G e fahr, wenn du dich mir widersetzt. Dieser Körper, den ich trage, ist stark und jung und frisch für mich. Meine Kontrolle ist ausg e zeic h net. Gehorche mir, und du wirst ganz sicher sein!«
    Sie rollte sich wieder auf den Rücken. »Sag mir, was du möchtest, Doro. Was soll ich für dich tun?«
    Zu ihrer Überraschung lächelte er und küßte sie. »Du brauchst nur ruhig zu liegen und mir vertrauen. Glaube, daß ich dir nichts antun werde.«
    Sie glaubte ihm, obwohl sie im Augenblick von einer seltsamen Gleichgültigkeit erfüllt war – auch ihm gegen ü ber. Welche Ironie, daß er gerade jetzt seine Gleichgülti g keit abgelegt hatte. Daß er in ihr nicht mehr nur eins seiner Zuchtobjekte zu sehen schien. Sie nickte und fühlte den Griff seiner Hände.
    Mit jäher Plötzlichkeit befand sie sich inmitten einer u n durchdringlichen Dunkelheit. Dabei hatte sie das Gefühl, zu fallen. Durch diese Dunkelheit hindurch auf eine fernes Licht zu. Sie fühlte gleichzeitig, wie sie sich wand und drehte, mit den Armen um sich schlug und verzweifelt nach einem Halt suchte. Sie schrie auf vor Angst und En t setzen, aber sie ve r mochte nicht, ihre eigene Stimme zu hören. Sofort verschwand die Dunkelheit um sie herum.
    Sie befand sich wieder auf dem Sofa. Neben ihr, ke u chend und nach Luft ringend, Doro. Auf seiner nackten Brust bl u tige Male von Fingernägeln. Er massierte seinen Hals, als schmerzte er. Anyanwu verspürte Besorgnis. »Habe ich dich verletzt, Doro?«
    Er atmete tief. »Nicht sehr. Ich war für deine Reaktion gewappnet. Jedenfalls glaubte ich das.«
    »Was hast du gemacht? Es war die Art von Traum, aus dem Kinder weinend erwachen.«
    »Verwandle deine Hände!« verlangte er.
    »Was?«
    »Tu, was ich dir sage. Verwandle deine Hände in Ta t zen!«
    Achselzuckend formte Anyanwu ihre Hände in die mächt i gen Tatzen eines Leoparden.
    »Gut«, sagte Doro. »Ich habe dich nicht einmal g e schwächt. Meine Kontrolle ist so zuverlässig, wie ich a n genommen habe. Nun verwandle dich zurück!« Er betast e te seinen Hals. »Ich möchte nicht, daß du mir damit an die Kehle springst.«
    Erneut gehorchte sie. Sie benahm sich wie eine seiner Töchter, die, ohne zu fragen, Dinge taten, die sie nicht ve r standen, nur weil er es befahl. Dieser G e danke veranlaßte sie zu einer Frage.
    »Doro, was tun wir?«
    »Hast du gemerkt, daß das, was mit dir geschah, dir in ke i ner Weise einen Schaden zugefügt hat?«
    »Aber was war es, was da mit mir geschah?«
    »Warte ab, Anyanwu! Vertraue mir! Ich werde es dir später, so gut ich kann, erklären. Ich verspreche es dir! Doch jetzt entspanne dich. Ich werde es noch einmal tun!«
    »Nein!«
    »Ich werde dich nicht verletzen. Es wird so sein, als schwebtest du, von Isaaks Kraft gehalten, in der Luft. Isaak würde dich nie in Gefahr gebracht haben. Auch ich werde es nicht tun.« Wieder begann er sie in einer behutsamen, zärtlichen Weise zu streicheln, versuchte sie zu beruhigen – und hatte Erfolg. »Sei ganz ruhig«, flüsterte er. »Tu mir den Gefallen, Anyanwu!«
    »Es wird dir guttun – so ähnlich, als ob wir uns lie b ten?«
    »Ja, aber viel stärker.«
    »Es ist gut.« Sie fragte sich, was es sein mochte, womit sie sich einverstanden erklärte. Es hatte gewiß nichts mit Isaaks Spielen zu tun, bei denen er sie in die Luft warf und wieder auffing, und all das, ohne einen einzigen Muskel zu bewegen. Was da vorhin mit ihr geschehen war, hatte e t was mit einem Al p

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